Von der Geschichtsträchtigkeit der Adria-Metropole wird der Besucher beinahe erschlagen und es gelingt ihm kaum, in wenigen Tagen die überbordende, kulturelle und politische Geschichte von Triest zu erfassen. Die Wurzeln von Triest reichen bis in die Römerzeit zurück, als es ein bedeutender Handelshafen war. Im Jahr 774 fiel die Stadt unter die Herrschaft des Frankenreichs – später beeinflusst von Karl dem Großen. Im Lauf der Zeit war Triest jahrhundertelang, nämlich von 1382 bis 1918, ein Teil des Kaiserreichs Österreich. Diese reiche Geschichte prägt noch heute die Architektur und Atmosphäre der Stadt.
Ich schlendere im Sonnenschein jenes Augustnachmittags, der meinen ersten Tag in Triest bildet und sauge die Atmosphäre der Metropole an der Adria in mich auf. Nur so lässt sich wohl das schwere und reiche Erbe der Stadt unbeschwert erleben. Vorbei an Prachtbauten, Palazzos und Plätzen, die dank ihrer Lage direkt am Meer ihresgleichen suchen, gelange ich rasch von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten. Vorbei an der alten Börse, vorbei an der imposanten orthodxen Kirch der Dreifaltigkeit und es Hl. Spyridon, hin zum berühmten Opernhaus Teatro Guiseppe Verdi, erbaut von Gian Antonio Selva, Hier wurde Verdis Oper Il Corsavo 1848 uraufgeführt. Mein Weg führt mich durch die Via de Cavana weiter durch die Altstadt mit ihren verwinkelten, kleinen Gässchen, vorbei auch am kleinen, aber gut erkennbaren, römischen Amphietheater. Ich passiere das Hotel James Joyce aus dem Jahr 1770, in dem der irische Dichter während seiner Zeit in Triest tatsächlich gewohnt haben soll und gelange zum Museum Revoltella. Eines es unzähligen Museen der Stadt. Hier lässt sich recht gut die klassische und zeitgenössische Kunst in einem Haus besichtigen.
Wie hat sich die Stadt doch verändert im Laufe der Jahrhunderte, schwirrt es mir durch den Kopf. So viele Kulturen fanden hier eine Heimat. Die Stadt ist reich an Sehenswürdigkeiten wie der imposanten Piazza dell’Unità d’Italia, der charmanten Piazza della Borsa und der lebendigen Piazza Verdi. Das Opernhaus, die Synagoge und die Kirche der Dreifaltigkeit und des Hl. Spyridon erzählen von der Vielfalt der Kulturen.
Die Colle di San Giusto bietet atemberaubende Aussichten auf die Stadt. Historische Gebäude wie der Palazzo del Tergesteo und die Kathedrale von San Giusto sind beeindruckende Zeugnisse vergangener Epochen. Die Badeanstalt Excelsior am Meer, das Kastell von San Giusto und die Kirche San Nicolò dei Greci sind nur einige der zahlreichen Sehenswürdigkeiten, um die man nicht herumkommt. Die Libreria Antiquaria Umberto Saba ist ein Paradies für Bücherliebhaber und das literarisch-intellektuelle Zentrum der Stadt. Die Gründerzeit von Triest brachte eine Vereinigung von Kulturen hervor, die das heutige Stadtbild prägt. Als Freies Territorium war Triest später Teil der kurz währenden Adriarepublik Triest, die den Anschluss an Italien verhindern sollte und zog besonders auch in seiner jüngeren Geschichte Intellektuelle und Künstler wie den Iren James Joyce an, der in der Stadt lebte. Eine Skulptur ehrt den berühmten Schriftsteller, der hier Teile seines Meisterwerks "Ulysses" verfasste. Ich begegne dem Dichter in Bronze am Canal Grande.
Der Canal Grande ist eigentlich auch der einzige Kanal der Stadt und zieht sich vom Meer in die Innenstadt. Jugendstilgebäude zeugen von vergangenen Zeiten. Dichter wie Rainer Maria Rilke, Musiker wie Franz Liszt und Schriftsteller wie Franz Kafka genossen bereits die Atmosphäre der Stadt. Rilke begegnet mir im Castello die Duino noch einmal auf besondere Weise.
Den Rückweg in Richtung Canal Grande als Lebensmittelpunkt der Stadt, suche ich entlang der Promenade. Ich schlendere Vorbei am lustigen Denkmal „Le Regazze di Trieste“, empöre mich über die gar nicht lustige Präsenz der Kreuzfahrt-Dickschiffe am Pier, welche die ganze Stadtkulisse verschandeln und schlendere dann gelassen weiter zur Mole.
Rechtzeitig zum Sonnenuntergang. Es belebt sich plötzlich am Ufer des Kanals und rund um die Mole. Die Sonne versinkt in fast kitschiger Anmut im Meer und taucht für einen Moment den angestrahlten Kanal mit seinen prachtvollen Gebäuden links und rechts, den belebten Kaffees und Restaurants am Ufer und der Kirche Sant'Antonio Nuovo in ein warmes, Licht. Auf absonderliche Weise fühle ich mich an die kubanische Hauptstadt Havanna erinnert, das tabakbraune bis orangefarbene Licht der verglimmenden Sonne erzeugt eine irreale Atmosphäre. Dann schlägt die Stimmung plötzlich um. Dieselbe Szene färbt sich rosig und lässt Triest für einen Moment in die süßlichen Zeiten der berühmten Kaiserin Sissi zurückfallen, die Triest als ihr Sprungbrett in den Süden nutzte und dabei das Schloss Miramare vor den Toren der Stadt bewohnte, ein Traumschloss auf Klippen am Meer.
Die Kunst, Verbindungen herzustellen ist Triest zu eigen. Im kulinarischen Sinne die Verbindung von Land und Meer: Gerichte, die sowohl die Liebhaber von Fleischgerichten als auch die Liebhaber der Fischküche glücklich machen. Hier finden sich balkanische, deutsche, österreichische Elemente, die mit deftiger Kochkunst des Nordens und leichter Zubereitungskunst des Mittelmeers eine einzigartige Paarung finden. Wie gut, dass sich iun Triest das sogenannte „Triester Buffet“ durchgesetzt hat. Ein Konzept, das zahlreiche Restaurants gerade um die Mittagszeit anbieten und bei dem man sich eine Auswahl regionaler Speisen auf einem Teller servieren lassen kann, ohne dafür viel zu zahlen. Dieses Konzept wird gerne durch alle Berufsklassen vom Arbeiter bis zum Direktor in der Mittagszeit angenommen. So bilden die Restaurants mit dem Triester Buffet eine gute Möglichkeit der Gesellschaftsstudie für Besucher.
Die lokalen Spezialitäten wie Brodetto (Fischsuppe), Gnocchi de Susini (Kartoffelklöße) und Scampi alla Busara (Scampi in Tomatensauce) sind ein Fest für die Sinne. Nicht zu vergessen ist der köstliche Strucolo in Straza, ein süßes Gebäck. Hervorragend ist auch der aufgetischte Wein in den lokalen Restaurants. Die Weinberge von Friaul produzieren erstklassige Weine, die in den charmanten Weingütern verkostet werden können.
Auch die Kaffeekultur ist in Triest tief verwurzelt – Kaiser Leopold I. brachte die Tradition im 17. Jahrhundert aus Wien mit. Heute ist die Stadt eine Kaffeemetropole, die zum Genießen einlädt. Es gibt hier sogar einen Kaffeepass, mit dem ich die wichtigsten Cafés der Stadt besuchen kann. Cafés wie das Caffè Tommaseo, das älteste seiner Art in der Stadt aus dem Jahr 1830, das beühmte Literaten-Caffè degli Specchi, das Spiegelkaffee, in dem sich bereits, Rilke, Kafka und Joyce die Ehre gaben, laden ebenso zum Verweilen ein wie das Jugendstilcafé Antico Caffè San Marco direkt neben der Synagoge, in dem sich heute gleichzeitig auch eine Buchhandlung befindet.
Hinaus aus dem Zentrum führt der Weg zum majestätischen Castello di Duino, das hoch oben auf einer Klippe thront und ein eindrucksvolles Zeugnis der Vergangenheit ist. Diese im 14. Jahrhundert auf den Ruinen eines römischen Militärpostens errichtete Burg ist bis heute im Privatbesitz der Familie von Thunr & Taxis. Hier weilten zahlreiche Kulturschaffende. Franz Liszt spielte auf dem noch heute zu sehenden Klavier im Salon, auch Johann Strauss gab sichn die Ehre. Der berühmteste Gast war jedoch wohl Rainer Maria Rilke im Jahr 1912 auf Einladung der Gräfin Marie von Thurn und Taxis-Hohenlohe. Er schrieb hier die erste seiner Duineser Elegien, die er als metaphysisches Weltbild entwickelte zwischen Glück und Klage als Vereinigung von Hymne und Elegie. Dieses Werk wird in der Literatur als wichtigstes Zeugnis des Übergangs von deutscher Romantik zur modernen Poesie angesehen. Unweit des Schlosses befindet sich jener Aussichtspunkt, an dem Rilke eine Stimme vernommen haben will die zu ihm sprach „Wer von den Heerscharen der Engel würde mich hören, selbst wenn ich schrie?“. Das notierte sich der Dichter sogleich und begann kurze Zeit später mit dem Verfassen seiner Elegien. Beeindruckt wandle ich durch das mittelalterliche Schloss, in dem auch Kaiserin Sissi und Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich einst weilten. "Hier zu sein ist wunderschön" schrieb Rilke und ich gebe ihm recht, während ich durch die Schlossanlage schreite.
Trieste, wie die Stadt auf italienisch heißt, ist mehr als ein Zwischenstopp auf der Reise nach Süden. Es ist ein Ort, an dem Geschichte, Kultur und Genuss auf harmonische Weise verschmelzen, um eine unvergessliche Erfahrung zu schaffen. Ich spüren in den wenigen Tagen meines intensiven Aufenthalts trotz aller kulturellen Fülle die durchaus erträgliches Leichtigkeit des Seins, frei nach dem erst jüngst verblichenen jugoslawischen Schriftsteller Milan Kundera, der die „unterträgliche Leichtigkeit des Seins“ verfasste und sich zudem ebenfalls gerne in der unverwechselbaren Metropole an der Adria aufhielt. Triest ist vieles, es kennzeichnet die kulturelle Vielfältigkeit, die uns in Zeiten wiederkehrenden Nationalismus abhanden zu kommen droht. Es ist Sinnbild des mediterranen Flairs mit Klasse. Triest spiegelt so vieles,lebendiges, buntes, und Einzigartiges wieder, nur eines ganz sicher nicht: Trieste zeigt keine Tristesse.
Autorin: Philip Duckwitz
© Fotos: Philip Duckwitz, pixabay.com (Michael Kleinsasser)
Von der Geschichtsträchtigkeit der Adria-Metropole wird der Besucher beinahe erschlagen und es gelingt ihm kaum, in wenigen Tagen die überbordende, kulturelle und politische Geschichte von Triest zu erfassen. Die Wurzeln von Triest reichen bis in die Römerzeit zurück, als es ein bedeutender Handelshafen war. Im Jahr 774 fiel die Stadt unter die Herrschaft des Frankenreichs – später beeinflusst von Karl dem Großen. Im Lauf der Zeit war Triest jahrhundertelang, nämlich von 1382 bis 1918, ein Teil des Kaiserreichs Österreich. Diese reiche Geschichte prägt noch heute die Architektur und Atmosphäre der Stadt.
Ich schlendere im Sonnenschein jenes Augustnachmittags, der meinen ersten Tag in Triest bildet und sauge die Atmosphäre der Metropole an der Adria in mich auf. Nur so lässt sich wohl das schwere und reiche Erbe der Stadt unbeschwert erleben. Vorbei an Prachtbauten, Palazzos und Plätzen, die dank ihrer Lage direkt am Meer ihresgleichen suchen, gelange ich rasch von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten. Vorbei an der alten Börse, vorbei an der imposanten orthodxen Kirch der Dreifaltigkeit und es Hl. Spyridon, hin zum berühmten Opernhaus Teatro Guiseppe Verdi, erbaut von Gian Antonio Selva, Hier wurde Verdis Oper Il Corsavo 1848 uraufgeführt. Mein Weg führt mich durch die Via de Cavana weiter durch die Altstadt mit ihren verwinkelten, kleinen Gässchen, vorbei auch am kleinen, aber gut erkennbaren, römischen Amphietheater. Ich passiere das Hotel James Joyce aus dem Jahr 1770, in dem der irische Dichter während seiner Zeit in Triest tatsächlich gewohnt haben soll und gelange zum Museum Revoltella. Eines es unzähligen Museen der Stadt. Hier lässt sich recht gut die klassische und zeitgenössische Kunst in einem Haus besichtigen.
Wie hat sich die Stadt doch verändert im Laufe der Jahrhunderte, schwirrt es mir durch den Kopf. So viele Kulturen fanden hier eine Heimat. Die Stadt ist reich an Sehenswürdigkeiten wie der imposanten Piazza dell’Unità d’Italia, der charmanten Piazza della Borsa und der lebendigen Piazza Verdi. Das Opernhaus, die Synagoge und die Kirche der Dreifaltigkeit und des Hl. Spyridon erzählen von der Vielfalt der Kulturen.
Die Colle di San Giusto bietet atemberaubende Aussichten auf die Stadt. Historische Gebäude wie der Palazzo del Tergesteo und die Kathedrale von San Giusto sind beeindruckende Zeugnisse vergangener Epochen. Die Badeanstalt Excelsior am Meer, das Kastell von San Giusto und die Kirche San Nicolò dei Greci sind nur einige der zahlreichen Sehenswürdigkeiten, um die man nicht herumkommt. Die Libreria Antiquaria Umberto Saba ist ein Paradies für Bücherliebhaber und das literarisch-intellektuelle Zentrum der Stadt. Die Gründerzeit von Triest brachte eine Vereinigung von Kulturen hervor, die das heutige Stadtbild prägt. Als Freies Territorium war Triest später Teil der kurz währenden Adriarepublik Triest, die den Anschluss an Italien verhindern sollte und zog besonders auch in seiner jüngeren Geschichte Intellektuelle und Künstler wie den Iren James Joyce an, der in der Stadt lebte. Eine Skulptur ehrt den berühmten Schriftsteller, der hier Teile seines Meisterwerks "Ulysses" verfasste. Ich begegne dem Dichter in Bronze am Canal Grande.
Der Canal Grande ist eigentlich auch der einzige Kanal der Stadt und zieht sich vom Meer in die Innenstadt. Jugendstilgebäude zeugen von vergangenen Zeiten. Dichter wie Rainer Maria Rilke, Musiker wie Franz Liszt und Schriftsteller wie Franz Kafka genossen bereits die Atmosphäre der Stadt. Rilke begegnet mir im Castello die Duino noch einmal auf besondere Weise.
Den Rückweg in Richtung Canal Grande als Lebensmittelpunkt der Stadt, suche ich entlang der Promenade. Ich schlendere Vorbei am lustigen Denkmal „Le Regazze di Trieste“, empöre mich über die gar nicht lustige Präsenz der Kreuzfahrt-Dickschiffe am Pier, welche die ganze Stadtkulisse verschandeln und schlendere dann gelassen weiter zur Mole.
Rechtzeitig zum Sonnenuntergang. Es belebt sich plötzlich am Ufer des Kanals und rund um die Mole. Die Sonne versinkt in fast kitschiger Anmut im Meer und taucht für einen Moment den angestrahlten Kanal mit seinen prachtvollen Gebäuden links und rechts, den belebten Kaffees und Restaurants am Ufer und der Kirche Sant'Antonio Nuovo in ein warmes, Licht. Auf absonderliche Weise fühle ich mich an die kubanische Hauptstadt Havanna erinnert, das tabakbraune bis orangefarbene Licht der verglimmenden Sonne erzeugt eine irreale Atmosphäre. Dann schlägt die Stimmung plötzlich um. Dieselbe Szene färbt sich rosig und lässt Triest für einen Moment in die süßlichen Zeiten der berühmten Kaiserin Sissi zurückfallen, die Triest als ihr Sprungbrett in den Süden nutzte und dabei das Schloss Miramare vor den Toren der Stadt bewohnte, ein Traumschloss auf Klippen am Meer.
Die Kunst, Verbindungen herzustellen ist Triest zu eigen. Im kulinarischen Sinne die Verbindung von Land und Meer: Gerichte, die sowohl die Liebhaber von Fleischgerichten als auch die Liebhaber der Fischküche glücklich machen. Hier finden sich balkanische, deutsche, österreichische Elemente, die mit deftiger Kochkunst des Nordens und leichter Zubereitungskunst des Mittelmeers eine einzigartige Paarung finden. Wie gut, dass sich iun Triest das sogenannte „Triester Buffet“ durchgesetzt hat. Ein Konzept, das zahlreiche Restaurants gerade um die Mittagszeit anbieten und bei dem man sich eine Auswahl regionaler Speisen auf einem Teller servieren lassen kann, ohne dafür viel zu zahlen. Dieses Konzept wird gerne durch alle Berufsklassen vom Arbeiter bis zum Direktor in der Mittagszeit angenommen. So bilden die Restaurants mit dem Triester Buffet eine gute Möglichkeit der Gesellschaftsstudie für Besucher.
Die lokalen Spezialitäten wie Brodetto (Fischsuppe), Gnocchi de Susini (Kartoffelklöße) und Scampi alla Busara (Scampi in Tomatensauce) sind ein Fest für die Sinne. Nicht zu vergessen ist der köstliche Strucolo in Straza, ein süßes Gebäck. Hervorragend ist auch der aufgetischte Wein in den lokalen Restaurants. Die Weinberge von Friaul produzieren erstklassige Weine, die in den charmanten Weingütern verkostet werden können.
Auch die Kaffeekultur ist in Triest tief verwurzelt – Kaiser Leopold I. brachte die Tradition im 17. Jahrhundert aus Wien mit. Heute ist die Stadt eine Kaffeemetropole, die zum Genießen einlädt. Es gibt hier sogar einen Kaffeepass, mit dem ich die wichtigsten Cafés der Stadt besuchen kann. Cafés wie das Caffè Tommaseo, das älteste seiner Art in der Stadt aus dem Jahr 1830, das beühmte Literaten-Caffè degli Specchi, das Spiegelkaffee, in dem sich bereits, Rilke, Kafka und Joyce die Ehre gaben, laden ebenso zum Verweilen ein wie das Jugendstilcafé Antico Caffè San Marco direkt neben der Synagoge, in dem sich heute gleichzeitig auch eine Buchhandlung befindet.
Hinaus aus dem Zentrum führt der Weg zum majestätischen Castello di Duino, das hoch oben auf einer Klippe thront und ein eindrucksvolles Zeugnis der Vergangenheit ist. Diese im 14. Jahrhundert auf den Ruinen eines römischen Militärpostens errichtete Burg ist bis heute im Privatbesitz der Familie von Thunr & Taxis. Hier weilten zahlreiche Kulturschaffende. Franz Liszt spielte auf dem noch heute zu sehenden Klavier im Salon, auch Johann Strauss gab sichn die Ehre. Der berühmteste Gast war jedoch wohl Rainer Maria Rilke im Jahr 1912 auf Einladung der Gräfin Marie von Thurn und Taxis-Hohenlohe. Er schrieb hier die erste seiner Duineser Elegien, die er als metaphysisches Weltbild entwickelte zwischen Glück und Klage als Vereinigung von Hymne und Elegie. Dieses Werk wird in der Literatur als wichtigstes Zeugnis des Übergangs von deutscher Romantik zur modernen Poesie angesehen. Unweit des Schlosses befindet sich jener Aussichtspunkt, an dem Rilke eine Stimme vernommen haben will die zu ihm sprach „Wer von den Heerscharen der Engel würde mich hören, selbst wenn ich schrie?“. Das notierte sich der Dichter sogleich und begann kurze Zeit später mit dem Verfassen seiner Elegien. Beeindruckt wandle ich durch das mittelalterliche Schloss, in dem auch Kaiserin Sissi und Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich einst weilten. "Hier zu sein ist wunderschön" schrieb Rilke und ich gebe ihm recht, während ich durch die Schlossanlage schreite.
Trieste, wie die Stadt auf italienisch heißt, ist mehr als ein Zwischenstopp auf der Reise nach Süden. Es ist ein Ort, an dem Geschichte, Kultur und Genuss auf harmonische Weise verschmelzen, um eine unvergessliche Erfahrung zu schaffen. Ich spüren in den wenigen Tagen meines intensiven Aufenthalts trotz aller kulturellen Fülle die durchaus erträgliches Leichtigkeit des Seins, frei nach dem erst jüngst verblichenen jugoslawischen Schriftsteller Milan Kundera, der die „unterträgliche Leichtigkeit des Seins“ verfasste und sich zudem ebenfalls gerne in der unverwechselbaren Metropole an der Adria aufhielt. Triest ist vieles, es kennzeichnet die kulturelle Vielfältigkeit, die uns in Zeiten wiederkehrenden Nationalismus abhanden zu kommen droht. Es ist Sinnbild des mediterranen Flairs mit Klasse. Triest spiegelt so vieles,lebendiges, buntes, und Einzigartiges wieder, nur eines ganz sicher nicht: Trieste zeigt keine Tristesse.
Autorin: Philip Duckwitz
© Fotos: Philip Duckwitz, pixabay.com (Michael Kleinsasser)
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