Es gibt keinen Weg. Die mächtigen Felsen der Berchtesgadener Alpen fallen fast senkrecht zum Ufer des Königssees ab, der an seiner tiefsten Stelle 192 Meter misst. Wer die beeindruckende Naturkulisse rund um den wohl schönsten Gebirgssee Bayerns entdecken möchte, muss das Boot nehmen. Und wird das Echo hören.
Bis in die 30-er Jahre haben Böllerschüsse das Echo ausgelöst. Siebenmal wurde es von Felswand zu Felswand geschickt. Heute bläst man das Flügelhorn. Es ist leiser, und das Echo hallt nur noch einmal wider. Ein absoluter Gänsehaut-Moment, aber immer anders. „Je nachdem, wer gerade bläst“, sagt Florian Hallinger (30), der für die Königsseeschifffahrt arbeitet wie auch schon sein Vater und sein Großvater. „Und wie das Wetter ist.“
In der Hochsaison starten die 18 Boote der Flotte, die schon seit 100 Jahren mit Elektromotoren ausgestattet ist, im 10-Minuten-Takt, befördern bis zu 5.000 Personen täglich. Sie alle wollen das Echo hören. Und nach wie vor bereitet es Florian Hallinger ein besonderes Vergnügen, wenn er auf abendlichen Sonderfahrten sein Flügelhorn ertönen lässt. „Das ist Romantik pur“, sagt der Berchtesgadener, der immer so lange wie möglich bläst, ohne dabei den Zeitplan zu gefährden.
Zehn Minuten dauert die Fahrt bis zur Echowand, in einer halben Stunde muss die Halbinsel St. Bartholomä erreicht sein, hinter der die ehrfurchtgebietende Watzmann-Ostwand aufragt.
Neben der dem heiligen Bartholomäus gewidmeten barocken Wallfahrtskirche – mit ihren berühmten weinroten Zwiebeltürmen eines der weltweit meistfotografierten Motive – lockt ein Abstecher ins königliche Jagdschloss, in dem heute eine typisch bayerische Gaststätte nebst Biergarten zum Verweilen einlädt. Empfehlenswert ist auch ein Abstecher zur 400 Jahre alten Räucherkammer, in der der Fischer vom Königssee nach alter Tradition kleine Seesaiblinge in „Schwarzreiter“ verwandelt, indem er sie über Birkenholz räuchert – eine Spezialität, die es nur am Königssee gibt.
In weiteren 20 Bootsminuten ist die Haltestelle Salet erreicht, das hintere Ende des acht Kilometer langen Königssees und der Eingang zum Naturparadies des Nationalparks Berchtesgaden. Als erstes Highlight präsentiert sich hier der Obersee, der einst durch eine Moräne vom Königssee getrennt wurde. Vom südlichen Ende des Obersees sind es dann noch etwa 30 Gehminuten zum Röthbach-Wasserfall, dem höchsten seiner Art in Deutschland: Über 400 Meter stürzen die Wassermassen die Felsen hinab.
Bei Bedarf halten die Boote für Bergwanderer am Kessel an: Wer über ausreichend Kondition verfügt, kann sich von hier aus auf den Pfad zur idyllischen Königsbachalm (1.200 m) begeben und weiter zur Gotzenalm (1.685 m). Diese Tour gehört zu den Wander-Klassikern im Berchtesgadener Land, nicht zuletzt wegen des traumhaften Panoramas, das vom flachen Hochkönigsplateau über die Pyramide der Schönfeldspitze bis zur gegenüber aufragenden Watzmann-Ostwand reicht.
Und wer den kurzen Aufstieg zur Aussichtskanzel des Feuerpalfen (1.700 m) noch in Kauf nimmt, wird mit einem Bilderbuchblick auf den türkis schimmernden Königssee und die Zwiebeltürme von St. Bartholomä belohnt.
Übrigens: Nicht nur Urlauber schippern über den Königssee, auch die einheimischen Kühe. Alljährlich im Frühsommer treten sie die Bootsreise zu den saftigen Almen im Nationalpark an, um im Herbst wieder übers Wasser in die heimischen Ställe zurückzukommen. Wer sich den ungewöhnlichen Almabtrieb anschauen möchte, hat Anfang Oktober Gelegenheit dazu.
Erst dem Königssee auf den Grund gehen und dann über die Almen des Nationalparks bis zum Gipfel des Watzmanns gelangen – diese Meisterleistung ist seit dem Frühjahr 2013 für jedermann möglich, erfordert kaum Kondition oder Schwindelfreiheit und kann sogar inklusive Kinderwagen locker bewältigt werden. Im „Haus der Berge“ in Berchtesgaden. Auf rund 1.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche erfahren Besucher hier alles über das Ökosystem des Nationalparks und seine wilden Welten, erklimmen die verschiedenen Lebensräume tatsächlich von unten bis nach ganz oben. Virtuell, versteht sich.
So sieht man die seltenen Steinadler, die hier eine sichere Heimat gefunden haben, nicht nur in der Ferne kreisen, sondern man kann ihnen sogar bis ins Nest folgen. Möglich macht‘s eine Kamera, die in den Wintermonaten einzigartige Live-Bilder vom Futterplatz der Adler im Klausbachtal direkt in die Infostelle Hintersee sendet. Spätestens wenn die Elternvögel mit ihrem kecken Nachwuchs um die Beutereste streiten, scharen sich die Besucher hier um den Bildschirm. Dass es überhaupt noch Adler-Nachwuchs in Deutschland gibt, ist dem Nationalpark zu verdanken.
Neben den imposanten Greifvögeln haben viele weitere alpine Raritäten im Reich von König Watzmann Schutz gefunden – Enziane, Edelweiß und Gämsen zum Beispiel. Und bei einer Wanderung auf dem 230 Kilometer langen Wegenetz sieht man mit etwas Glück sogar die schüchternen Murmeltiere über die Almen flitzen, von denen sich hier Hunderte tummeln.
Die rund 25 bewirtschafteten Almen zählen zu den beliebtesten Ausflugszielen im Berchtesgadener Land – nicht nur wegen der putzigen Murmeltiere! Die Wanderwege dorthin führen vorbei an der faszinierenden Landschaft der Voralpen zu Füßen von Watzmann, Hochstaufen und Teisenberg.
Oben angekommen wird der Aufstieg neben einem grandiosen Panorama von kulinarischen Genüssen belohnt. Während des Almsommers von Mitte Juni bis Ende September tischen die Sennerinnen und Senner allerlei Köstliches auf: von der zünftigen Hüttenspeck-Jause über selbst gemachten Almkäse bis hin zu so „modernen“ Gaumenfreuden wie Steaks und Pommes.
Wer auf dem Parkplatz am Königssee die Wanderstiefel schnürt und zur Gotzenalm (1.685 m) aufbricht, verabschiedet sich für vier Tage in die Wildnis und ist jeden Tag im Schnitt fünf Stunden unterwegs. Rund 1.000 Höhenmeter sind zur höchsten Alm im Berchtesgadener Land zu gelangen.
„Nur wenige Gehminuten entfernt liegt die Aussichtskanzel Feuerpalven, von der aus man den schönsten Blick auf den Königssee überhaupt hat“, sagt Herbert Wendlinger, Wanderführer und Leiter einer Skischule, der das Reich von König Watzmann wie seine Westentasche kennt.
Der Jenner ist mit 1.874 Metern das höchstgelegene Eintrittstor in den Nationalpark Berchtesgaden – den übrigens einzigen Alpennationalpark Deutschlands! Auf einer Fläche von 210 Quadratkilometern eröffnet sich hier Genusswanderern und Bergsteigern ein vielseitiges Wanderwegenetz.
Hoch hinaus geht es alternativ mit der Predigtstuhlbahn. Die älteste im Original erhaltene Großkabinenseilbahn der Welt bringt die Gäste in nur acht Minuten auf den rund 1.600 Meter hohen „Hausberg“ von Bad Reichenhall. Sechs Millionen Fahrgäste haben die beiden rotweißen Gondeln seit 1928 befördert.
Natürlich finden auch Biker im Berchtesgadener Land, was ihr Herz begehrt: ein wirklich hervorragend ausgebautes Radwege-Netz von insgesamt 500 Kilometern, meist abseits viel befahrener Straßen. Und seit 2005 gibt es ein im wahrsten Sinne bewegendes Tourismuskonzept: „movelo“. An mehreren Verleihstationen stehen Gästen und Einheimischen die neuen Elektroräder zur Verfügung, bei denen ein nahezu geräuschloser Elektromotor auf Knopfdruck die natürliche Tretbewegung unterstützt. So können auch steile Anstiege und Bergtouren mühelos bewältigt werden.
Pro Jahr verzeichnet das Berchtesgadener Land ungefähr 3,3 Millionen Übernachtungen. Und die Zahl der Tagesgäste liegt etwa doppelt so hoch. Wer schon einmal dort war, der weiß, warum. Es ist einfach ein herrliches Fleckchen Erde im südöstlichsten Zipfel unserer Republik.
Raimond Ahlborn
Fotos: Berchtesgadener Land Tourismus
Es gibt keinen Weg. Die mächtigen Felsen der Berchtesgadener Alpen fallen fast senkrecht zum Ufer des Königssees ab, der an seiner tiefsten Stelle 192 Meter misst. Wer die beeindruckende Naturkulisse rund um den wohl schönsten Gebirgssee Bayerns entdecken möchte, muss das Boot nehmen. Und wird das Echo hören.
Bis in die 30-er Jahre haben Böllerschüsse das Echo ausgelöst. Siebenmal wurde es von Felswand zu Felswand geschickt. Heute bläst man das Flügelhorn. Es ist leiser, und das Echo hallt nur noch einmal wider. Ein absoluter Gänsehaut-Moment, aber immer anders. „Je nachdem, wer gerade bläst“, sagt Florian Hallinger (30), der für die Königsseeschifffahrt arbeitet wie auch schon sein Vater und sein Großvater. „Und wie das Wetter ist.“
In der Hochsaison starten die 18 Boote der Flotte, die schon seit 100 Jahren mit Elektromotoren ausgestattet ist, im 10-Minuten-Takt, befördern bis zu 5.000 Personen täglich. Sie alle wollen das Echo hören. Und nach wie vor bereitet es Florian Hallinger ein besonderes Vergnügen, wenn er auf abendlichen Sonderfahrten sein Flügelhorn ertönen lässt. „Das ist Romantik pur“, sagt der Berchtesgadener, der immer so lange wie möglich bläst, ohne dabei den Zeitplan zu gefährden.
Zehn Minuten dauert die Fahrt bis zur Echowand, in einer halben Stunde muss die Halbinsel St. Bartholomä erreicht sein, hinter der die ehrfurchtgebietende Watzmann-Ostwand aufragt.
Neben der dem heiligen Bartholomäus gewidmeten barocken Wallfahrtskirche – mit ihren berühmten weinroten Zwiebeltürmen eines der weltweit meistfotografierten Motive – lockt ein Abstecher ins königliche Jagdschloss, in dem heute eine typisch bayerische Gaststätte nebst Biergarten zum Verweilen einlädt. Empfehlenswert ist auch ein Abstecher zur 400 Jahre alten Räucherkammer, in der der Fischer vom Königssee nach alter Tradition kleine Seesaiblinge in „Schwarzreiter“ verwandelt, indem er sie über Birkenholz räuchert – eine Spezialität, die es nur am Königssee gibt.
In weiteren 20 Bootsminuten ist die Haltestelle Salet erreicht, das hintere Ende des acht Kilometer langen Königssees und der Eingang zum Naturparadies des Nationalparks Berchtesgaden. Als erstes Highlight präsentiert sich hier der Obersee, der einst durch eine Moräne vom Königssee getrennt wurde. Vom südlichen Ende des Obersees sind es dann noch etwa 30 Gehminuten zum Röthbach-Wasserfall, dem höchsten seiner Art in Deutschland: Über 400 Meter stürzen die Wassermassen die Felsen hinab.
Bei Bedarf halten die Boote für Bergwanderer am Kessel an: Wer über ausreichend Kondition verfügt, kann sich von hier aus auf den Pfad zur idyllischen Königsbachalm (1.200 m) begeben und weiter zur Gotzenalm (1.685 m). Diese Tour gehört zu den Wander-Klassikern im Berchtesgadener Land, nicht zuletzt wegen des traumhaften Panoramas, das vom flachen Hochkönigsplateau über die Pyramide der Schönfeldspitze bis zur gegenüber aufragenden Watzmann-Ostwand reicht.
Und wer den kurzen Aufstieg zur Aussichtskanzel des Feuerpalfen (1.700 m) noch in Kauf nimmt, wird mit einem Bilderbuchblick auf den türkis schimmernden Königssee und die Zwiebeltürme von St. Bartholomä belohnt.
Übrigens: Nicht nur Urlauber schippern über den Königssee, auch die einheimischen Kühe. Alljährlich im Frühsommer treten sie die Bootsreise zu den saftigen Almen im Nationalpark an, um im Herbst wieder übers Wasser in die heimischen Ställe zurückzukommen. Wer sich den ungewöhnlichen Almabtrieb anschauen möchte, hat Anfang Oktober Gelegenheit dazu.
Erst dem Königssee auf den Grund gehen und dann über die Almen des Nationalparks bis zum Gipfel des Watzmanns gelangen – diese Meisterleistung ist seit dem Frühjahr 2013 für jedermann möglich, erfordert kaum Kondition oder Schwindelfreiheit und kann sogar inklusive Kinderwagen locker bewältigt werden. Im „Haus der Berge“ in Berchtesgaden. Auf rund 1.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche erfahren Besucher hier alles über das Ökosystem des Nationalparks und seine wilden Welten, erklimmen die verschiedenen Lebensräume tatsächlich von unten bis nach ganz oben. Virtuell, versteht sich.
So sieht man die seltenen Steinadler, die hier eine sichere Heimat gefunden haben, nicht nur in der Ferne kreisen, sondern man kann ihnen sogar bis ins Nest folgen. Möglich macht‘s eine Kamera, die in den Wintermonaten einzigartige Live-Bilder vom Futterplatz der Adler im Klausbachtal direkt in die Infostelle Hintersee sendet. Spätestens wenn die Elternvögel mit ihrem kecken Nachwuchs um die Beutereste streiten, scharen sich die Besucher hier um den Bildschirm. Dass es überhaupt noch Adler-Nachwuchs in Deutschland gibt, ist dem Nationalpark zu verdanken.
Neben den imposanten Greifvögeln haben viele weitere alpine Raritäten im Reich von König Watzmann Schutz gefunden – Enziane, Edelweiß und Gämsen zum Beispiel. Und bei einer Wanderung auf dem 230 Kilometer langen Wegenetz sieht man mit etwas Glück sogar die schüchternen Murmeltiere über die Almen flitzen, von denen sich hier Hunderte tummeln.
Die rund 25 bewirtschafteten Almen zählen zu den beliebtesten Ausflugszielen im Berchtesgadener Land – nicht nur wegen der putzigen Murmeltiere! Die Wanderwege dorthin führen vorbei an der faszinierenden Landschaft der Voralpen zu Füßen von Watzmann, Hochstaufen und Teisenberg.
Oben angekommen wird der Aufstieg neben einem grandiosen Panorama von kulinarischen Genüssen belohnt. Während des Almsommers von Mitte Juni bis Ende September tischen die Sennerinnen und Senner allerlei Köstliches auf: von der zünftigen Hüttenspeck-Jause über selbst gemachten Almkäse bis hin zu so „modernen“ Gaumenfreuden wie Steaks und Pommes.
Wer auf dem Parkplatz am Königssee die Wanderstiefel schnürt und zur Gotzenalm (1.685 m) aufbricht, verabschiedet sich für vier Tage in die Wildnis und ist jeden Tag im Schnitt fünf Stunden unterwegs. Rund 1.000 Höhenmeter sind zur höchsten Alm im Berchtesgadener Land zu gelangen.
„Nur wenige Gehminuten entfernt liegt die Aussichtskanzel Feuerpalven, von der aus man den schönsten Blick auf den Königssee überhaupt hat“, sagt Herbert Wendlinger, Wanderführer und Leiter einer Skischule, der das Reich von König Watzmann wie seine Westentasche kennt.
Der Jenner ist mit 1.874 Metern das höchstgelegene Eintrittstor in den Nationalpark Berchtesgaden – den übrigens einzigen Alpennationalpark Deutschlands! Auf einer Fläche von 210 Quadratkilometern eröffnet sich hier Genusswanderern und Bergsteigern ein vielseitiges Wanderwegenetz.
Hoch hinaus geht es alternativ mit der Predigtstuhlbahn. Die älteste im Original erhaltene Großkabinenseilbahn der Welt bringt die Gäste in nur acht Minuten auf den rund 1.600 Meter hohen „Hausberg“ von Bad Reichenhall. Sechs Millionen Fahrgäste haben die beiden rotweißen Gondeln seit 1928 befördert.
Natürlich finden auch Biker im Berchtesgadener Land, was ihr Herz begehrt: ein wirklich hervorragend ausgebautes Radwege-Netz von insgesamt 500 Kilometern, meist abseits viel befahrener Straßen. Und seit 2005 gibt es ein im wahrsten Sinne bewegendes Tourismuskonzept: „movelo“. An mehreren Verleihstationen stehen Gästen und Einheimischen die neuen Elektroräder zur Verfügung, bei denen ein nahezu geräuschloser Elektromotor auf Knopfdruck die natürliche Tretbewegung unterstützt. So können auch steile Anstiege und Bergtouren mühelos bewältigt werden.
Pro Jahr verzeichnet das Berchtesgadener Land ungefähr 3,3 Millionen Übernachtungen. Und die Zahl der Tagesgäste liegt etwa doppelt so hoch. Wer schon einmal dort war, der weiß, warum. Es ist einfach ein herrliches Fleckchen Erde im südöstlichsten Zipfel unserer Republik.
Raimond Ahlborn
Fotos: Berchtesgadener Land Tourismus
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