Als wir vier Freundinnen in Sulden aus der Madritschhütte in den strahlenden Sonnenschein treten, hat es gerade frisch geschneit. Nach einer üppigen Portion hausgemachtem Kaiserschmarrn fühlen wir uns mindestens so stark wie Popeye. Und sind bereit für die nächste Abfahrt. Der Blick auf die weiß ummantelte Königsspitze tut ein Übriges, um unsere Laune überschäumen zu lassen.
Unsere Ski-Gruppe aus Studenten-Tagen hat sich zu einem Revival auf den Brettern im Vinschgau getroffen. Ein Wochenende lang möchten wir Südtirols beste Pisten testen sowie die lokale Kulinarik genießen. Und der Vinschgau mit seinem Gletscherskigebiet Sulden eignet sich für beides hervorragend.
Wir erfahrenen Ski-Hasen freuen uns besonders auf die anspruchsvollen Abfahrten rund um den Ortler mit 1.900 bis 3.250 Höhenmetern – zum Beispiel auf das mit schwarz gekennzeichnete „Kanonenrohr“ oder die nicht präparierte „Schaubachweg“-Piste. Aber da zahlreich einfachere Skihänge zur Verfügung stehen, kommen hier auch Familien auf ihre Kosten. Kinder können jeweils von Montag bis Freitag vormittags einen Ski-Kurs besuchen. Oder im Ski-Kindergarten bis 16 Uhr spielen, wenn die Eltern mal alleine carven möchten.
Das Dreigestirn aus Königsspitze, Zebru und Ortler, dem mit 3.905 Metern höchsten Berg in den Ostalpen, zaubert ein majestätisches, erhabenes Panorama auf die Pisten. Für Freerider finden sich hier mehrere Tiefschneehänge. Das Gletscherskigebiet gehört zum Nationalpark Stilfserjoch – und ist eines der umweltfreundlichsten in Italien. Ein weiterer Pluspunkt: Die Saison dauert hier unglaubliche sechs Monate, vom 24. Oktober bis zum ersten Mai.
Insgesamt gibt es im Vinschgau fünf Ski-Gebiete mit insgesamt 150 Pistenkilometern, die verschiedenen Ansprüchen gerecht werden – zum Beispiel das Familien-Skigebiet Trafoi, ebenfalls im Nationalpark gelegen. Und wer mal einen Tag Pause von den Brettern einlegen möchte, findet im Nationalpark viele Gelegenheiten, seltene Tiere zu beobachten. Das geschützte Gebiet ist eines der größten im Alpenraum.
Claudia, Greta, Eva und ich verabreden, heute Nachmittag unabhängig voneinander die Pisten unsicher zu machen. Und uns abends in einem der vielen Feinschmecker-Restaurants der Region zu erzählen, was wir erlebt haben. Die Auswahl fällt schwer, denn an vielerlei Orten haben Köche die heimische südtiroler Küche und ihre köstlichen, bäuerlichen Aromen mit italienischen und mediterranen Geschmacks-Nuancen gepaart.
So auch Peter Oberrauch im Gourmet-Restaurant des Hotel Paradies in Latsch. Der Zwei-Hauben-Koch kombiniert beispielsweise das typische Vinschger Paarlbrot mit Trüffeln und feinem regionalen Kalb. Also nichts wie hin – natürlich erst, als die Lifte allesamt geschlossen haben. Spät abends sitzen wir dann also bei einem köstlichen Essen und feinem Blauburgunder aus der Region im Hotel Paradies zusammen.
Kulinarik auf höchstem Niveau gehört zum Vinschgau einfach dazu. In der extrem niederschlagsarmen, sonnigen Region reifen auf rund 43 Hektar im sandigen Schieferboden edle Weiß- und Rotweine heran, u. a. Riesling und Vernatsch. Die Wirte der Restaurants und Almhütten wissen um ihren Naturschatz. Fast überall stehen die besten regionalen Weine auf der Karte. Kein Wunder, denn sie harmonieren vorzüglich mit den lokalen Spezialitäten wie dem international oft prämierten Vinschger Almkäse.
Das Markenzeichen des Vinschgau wird auf rund 28 Sennalmen in Handarbeit hergestellt. Im Sommer dürfen Gäste gern zuschauen, wie der Käse entsteht. Oder einen Blick in den Stall werfen, in dem immer maximal zwölf Kühe gehalten werden – artgerecht. Im Winter kann man zumindest in den kleinen Hofläden einen Käsevorrat für zu Hause kaufen.
Nach vielen fröhlichen Stunden auf der Piste und zwei Tagen auf Skiern gehen wir am letzten Urlaubstag Schneeschuh-Wandern im Martelltal. Die einsamen Routen führen oft durch vollkommen unberührte Landschaften. Im Gegensatz zum quirligen Abfahrts-Ski-Trubel ist die Wanderung ein perfekter Ausklang unserer Vinschgau-Stippvisite. In den stillen Seitentälern von Sulden und rund um den Reschen- oder Haidersee finden Wanderer, Schneeschuhwanderer und Langläufer beste Bedingungen. Gut gespurte Wanderwege und Loipen führen durch waldige Hügel, in denen sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen.
Beim Reschen- und Haidersee sollte man ohnehin mal vorbeischauen. Denn hier sind jährlich viele der besten Snowkiter unterwegs und zeigen ihr Können. Der Reschensee friert aufgrund seiner Höhenlage mit Sicherheit zu, und die Snowkite-Szene trifft sich nicht zuletzt wegen der internationalen Snowkite-Open – in dieser Saison vom 26. bis 28. Februar 2016 – auf den beiden Seen. Wer den Sport gern selbst lernen möchte, hat die Wahl zwischen zwei Kite-Schulen.
Am Abend nach unserer Wanderung wird es dann doch noch gesellig: Wir vier besuchen den Adventsmarkt im mittelalterlichen Glurns. Und können uns wieder schwer entscheiden: Sollen wir zum Glüh-Punsch Südtiroler Weihnachtsgebäck naschen oder gebrannte Kastanien? Oder eine Obervinschger Schneemilch? Alle Köstlichkeiten werden nach uralten Rezepten hergestellt. Die Schneemilch beispielsweise besteht aus Weißbrot, Milch, Sahne und Rum.
Wie anno dazumal fühlen wir uns inmitten der jahrhundertealten Häuser. Und das macht den Reiz zur Vorweihnachtszeit aus. Die Atmosphäre moderner Wintersport-Orte verbindet sich mit dem südtiroler Brauchtum zu einem spannenden Kontrast. Wer davon noch mehr haben möchte, kann den Nikolaus-Umzug oder den wilden „Klosn“-Brauch mit vielen Fantasie-Gestalten angucken. Beide finden Anfang Dezember schon seit Urzeiten im Dorf Silfs statt.
Autor: Annette Anson
© Fotos: Frieder Blickle / Vinschgau Marketing
Als wir vier Freundinnen in Sulden aus der Madritschhütte in den strahlenden Sonnenschein treten, hat es gerade frisch geschneit. Nach einer üppigen Portion hausgemachtem Kaiserschmarrn fühlen wir uns mindestens so stark wie Popeye. Und sind bereit für die nächste Abfahrt. Der Blick auf die weiß ummantelte Königsspitze tut ein Übriges, um unsere Laune überschäumen zu lassen.
Unsere Ski-Gruppe aus Studenten-Tagen hat sich zu einem Revival auf den Brettern im Vinschgau getroffen. Ein Wochenende lang möchten wir Südtirols beste Pisten testen sowie die lokale Kulinarik genießen. Und der Vinschgau mit seinem Gletscherskigebiet Sulden eignet sich für beides hervorragend.
Wir erfahrenen Ski-Hasen freuen uns besonders auf die anspruchsvollen Abfahrten rund um den Ortler mit 1.900 bis 3.250 Höhenmetern – zum Beispiel auf das mit schwarz gekennzeichnete „Kanonenrohr“ oder die nicht präparierte „Schaubachweg“-Piste. Aber da zahlreich einfachere Skihänge zur Verfügung stehen, kommen hier auch Familien auf ihre Kosten. Kinder können jeweils von Montag bis Freitag vormittags einen Ski-Kurs besuchen. Oder im Ski-Kindergarten bis 16 Uhr spielen, wenn die Eltern mal alleine carven möchten.
Das Dreigestirn aus Königsspitze, Zebru und Ortler, dem mit 3.905 Metern höchsten Berg in den Ostalpen, zaubert ein majestätisches, erhabenes Panorama auf die Pisten. Für Freerider finden sich hier mehrere Tiefschneehänge. Das Gletscherskigebiet gehört zum Nationalpark Stilfserjoch – und ist eines der umweltfreundlichsten in Italien. Ein weiterer Pluspunkt: Die Saison dauert hier unglaubliche sechs Monate, vom 24. Oktober bis zum ersten Mai.
Insgesamt gibt es im Vinschgau fünf Ski-Gebiete mit insgesamt 150 Pistenkilometern, die verschiedenen Ansprüchen gerecht werden – zum Beispiel das Familien-Skigebiet Trafoi, ebenfalls im Nationalpark gelegen. Und wer mal einen Tag Pause von den Brettern einlegen möchte, findet im Nationalpark viele Gelegenheiten, seltene Tiere zu beobachten. Das geschützte Gebiet ist eines der größten im Alpenraum.
Claudia, Greta, Eva und ich verabreden, heute Nachmittag unabhängig voneinander die Pisten unsicher zu machen. Und uns abends in einem der vielen Feinschmecker-Restaurants der Region zu erzählen, was wir erlebt haben. Die Auswahl fällt schwer, denn an vielerlei Orten haben Köche die heimische südtiroler Küche und ihre köstlichen, bäuerlichen Aromen mit italienischen und mediterranen Geschmacks-Nuancen gepaart.
So auch Peter Oberrauch im Gourmet-Restaurant des Hotel Paradies in Latsch. Der Zwei-Hauben-Koch kombiniert beispielsweise das typische Vinschger Paarlbrot mit Trüffeln und feinem regionalen Kalb. Also nichts wie hin – natürlich erst, als die Lifte allesamt geschlossen haben. Spät abends sitzen wir dann also bei einem köstlichen Essen und feinem Blauburgunder aus der Region im Hotel Paradies zusammen.
Kulinarik auf höchstem Niveau gehört zum Vinschgau einfach dazu. In der extrem niederschlagsarmen, sonnigen Region reifen auf rund 43 Hektar im sandigen Schieferboden edle Weiß- und Rotweine heran, u. a. Riesling und Vernatsch. Die Wirte der Restaurants und Almhütten wissen um ihren Naturschatz. Fast überall stehen die besten regionalen Weine auf der Karte. Kein Wunder, denn sie harmonieren vorzüglich mit den lokalen Spezialitäten wie dem international oft prämierten Vinschger Almkäse.
Das Markenzeichen des Vinschgau wird auf rund 28 Sennalmen in Handarbeit hergestellt. Im Sommer dürfen Gäste gern zuschauen, wie der Käse entsteht. Oder einen Blick in den Stall werfen, in dem immer maximal zwölf Kühe gehalten werden – artgerecht. Im Winter kann man zumindest in den kleinen Hofläden einen Käsevorrat für zu Hause kaufen.
Nach vielen fröhlichen Stunden auf der Piste und zwei Tagen auf Skiern gehen wir am letzten Urlaubstag Schneeschuh-Wandern im Martelltal. Die einsamen Routen führen oft durch vollkommen unberührte Landschaften. Im Gegensatz zum quirligen Abfahrts-Ski-Trubel ist die Wanderung ein perfekter Ausklang unserer Vinschgau-Stippvisite. In den stillen Seitentälern von Sulden und rund um den Reschen- oder Haidersee finden Wanderer, Schneeschuhwanderer und Langläufer beste Bedingungen. Gut gespurte Wanderwege und Loipen führen durch waldige Hügel, in denen sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen.
Beim Reschen- und Haidersee sollte man ohnehin mal vorbeischauen. Denn hier sind jährlich viele der besten Snowkiter unterwegs und zeigen ihr Können. Der Reschensee friert aufgrund seiner Höhenlage mit Sicherheit zu, und die Snowkite-Szene trifft sich nicht zuletzt wegen der internationalen Snowkite-Open – in dieser Saison vom 26. bis 28. Februar 2016 – auf den beiden Seen. Wer den Sport gern selbst lernen möchte, hat die Wahl zwischen zwei Kite-Schulen.
Am Abend nach unserer Wanderung wird es dann doch noch gesellig: Wir vier besuchen den Adventsmarkt im mittelalterlichen Glurns. Und können uns wieder schwer entscheiden: Sollen wir zum Glüh-Punsch Südtiroler Weihnachtsgebäck naschen oder gebrannte Kastanien? Oder eine Obervinschger Schneemilch? Alle Köstlichkeiten werden nach uralten Rezepten hergestellt. Die Schneemilch beispielsweise besteht aus Weißbrot, Milch, Sahne und Rum.
Wie anno dazumal fühlen wir uns inmitten der jahrhundertealten Häuser. Und das macht den Reiz zur Vorweihnachtszeit aus. Die Atmosphäre moderner Wintersport-Orte verbindet sich mit dem südtiroler Brauchtum zu einem spannenden Kontrast. Wer davon noch mehr haben möchte, kann den Nikolaus-Umzug oder den wilden „Klosn“-Brauch mit vielen Fantasie-Gestalten angucken. Beide finden Anfang Dezember schon seit Urzeiten im Dorf Silfs statt.
Autor: Annette Anson
© Fotos: Frieder Blickle / Vinschgau Marketing
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