Es ist meine erste Schiffsreise und ich freue mich so sehr darauf. Ich stehe am Pier der Marina Zeas in Athen und bewundere die wunderschöne Galileo, die dort vor Anker liegt. Kastanienbraunes Holz, dunkles Marineblau, drei große Schiffsmasten und schneeweiße Segel machen sie zu einer klassischen Schönheit mit vier Decks und 24 Kabinen. Ich kann mein Glück kaum fassen, dass sie für die nächsten acht Tage mein Zuhause sein wird. Losgelöst vom Festland, dem Wind und den Wellen ausgesetzt, werden wir traumhafte Inseln erkunden und alle Sorgen mit samt dem Alltag ganz tief auf den Grund des Meeres sinken lassen. Nach dem Bezug unserer Kabine, einem fröhlichen Begrüßungsempfang und einem leckeren Cocktail an der Bar stechen wir am Nachmittag in See Richtung Poros, wo wir einen kleinen Zwischenstopp einlegen und unser erstes Dinner an Bord einnehmen, bevor wir die Nacht hindurch zu den Kykladen cruisen.
Der Schiffsmotor brummt und das sanfte Schaukeln der Wellen fühlt sich an, als würde man in einer Wiege oder Hängematte liegen. Wir fühlen uns wohl und behütet. Das Meer ist ruhig, heißt uns freundlich willkommen und der Kapitän bringt uns sicher nach Polyegos, der ersten Kykladeninsel auf unserer Route. Polyegos ist unbewohnt und vor allem wegen der schönen Strände und dem türkisblauen Wasser bekannt. Nach dem Frühstück wird, wer möchte, mit dem Tender zu einem hübschen kleinen Strand übergesetzt. Wir räkeln uns im Sand, gehen das erste Mal schwimmen und lassen uns die warme Sonne auf den Bauch scheinen. Zum Lunch veranstaltet die Crew ein kleines Barbecue an Bord. Bei entspannter Launch-Musik schlürfen wir ein eisgekühltes Getränk und genießen die selbstgemachte Pita. Danach legen wir ein kleines Nickerchen auf dem Sonnendeck ein, während uns die Galileo nach Folegandros schippert. So herrlich entspannt, kann es von mir aus gerne weitergehen …
Ich erkenne schon am ersten Tag, dass diese Art zu reisen einfach großartig ist. In unserer kleinen Reisegruppe aus ca. 40 Passagieren und 12 Crew-Mitgliedern fühle ich mich, als wäre ich für eine Art Undercover-Mission in einer Zeitkapsel unterwegs. Das kommt wahrscheinlich daher, dass wir auf der Galileo innerhalb kürzester Zeit zu einem eingeschworenen Team zusammenwachsen, das sich das Geheimnis teilt, die schönste Art zu reisen für sich entdeckt zu haben. An einsamen Stränden, verborgenen Örtchen und touristischen Hotspots werden wir für unsere individuellen Erkundungen ausgesetzt und anschließend wieder eingesammelt. Ziel unserer Exkursion ist die Reise zu vollkommener Entspannung und absolutem Genuss. Denn für die nächsten Tage müssen wir uns um absolut gar nichts kümmern. Unser Bett und Gepäck haben wir dabei. Für unser leibliches Wohl ist gesorgt. Die Route steht fest. Wir können uns fallen lassen – in die Arme der See und der schönen Galileo.
Der dritte Seetag bringt uns zum Inbegriff der griechischen Inseln: Santorini wird so gehypt und man hat schon so viele Fotos gesehen, dass ich versuche meine Erwartung ein wenig herunterzuschrauben. Trotzdem klopft das Herzchen, als wir ganz früh am Morgen in die halbmondförmige Bucht einfahren und den Blick zu den weißen Felskanten heben. Von Weitem sah es noch aus, als würde dort Schnee liegen, dabei sind es die weißen Dörfer, die da ganz oben, wie hingetupft schimmern. Seit Anfang Mai liegen zum ersten Mal keine Kreuzfahrtschiffe vor Anker. Ein Grund, weshalb ich mich in Griechenland immer wieder für die Nebensaison entscheiden würde. Auch die sind jetzt schmeichelhaft angenehm. Mit dem Tender bringen uns die Crewmitglieder zur Seilbahn. Früher wurden die Touristen mit Eseln die steilen Klippen hinaufbugsiert. Aber diese Zeiten sind zum Glück vorbei. Oben angekommen erwartet uns Jannis, unser Führer. Er erzählt uns stolz von seiner Insel, die eigentlich aus fünf Inseln besteht, die früher alle zu einem großen Vulkan gehörten, der etwa 1.600 Jahre v. Chr. ausgebrochen und in sich zusammengestürzt ist. Auf dem übriggebliebenen Kraterrand verteilten sich die Orte Thira, Firostefani, Imerovigli und Oia. Wir drehen eine kleine Runde durch Thira, die Inselhauptstadt. Noch sind die Geschäfte geschlossen, alles liegt ruhig und in der Morgensonne glänzend vor uns. Mit dem Bus fahren wir anschließen nach Oia, wo die meisten der berühmten Fotos entstehen. Und tatsächlich. Es ist ein Traum, der sich genau so vor uns ausbreitet, wie auf tausend Instagram Fotos dargestellt. Und da wir immer noch fast allein auf der Insel unterwegs sind, können nun auch wir so ein Foto in unser Profil stellen und unser breites Grinsen zur Schau tragen. Den Nachmittag verbringen wir wieder in Thira, wo es nun schon etwas belebter zugeht. Für Santorini-Verhältnisse ist es leer, bekommen wir immer wieder zu hören und genießen unser Glück bei leckerstem Eis und Cocktails mit Blick auf die wunderschöne Ägäis und die vorgelagerten Inseln. Zum Sonnenuntergang setzen wir uns unten am Hafen auf den Steg, lassen die Füße über dem Wasser baumeln und beobachten, wie der glutrote Ball hinter der Galileo im Meer versinkt. Ach ja … schöner kann es eigentlich nicht mehr werden.
Doch schon am nächsten Tag werden wir eines besseren belehrt, als wir auf ein unerwartetes Juwel stoßen: Paros hat alles, was man sich von einer griechischen Insel nur wünschen kann – herrliche Strände, blau-weiße Dörfer und antike Stätten. Vieles erinnert an Mykonos, nur dass Paros viel unbekannter und dadurch ursprünglicher und weniger überlaufen ist. Den Vormittag verbringen wir an einem weiten Sandstrand von Antiparos, der kleinen Nachbarinsel. Einige von uns probieren sich mit dem SUP-Board, andere paddeln, schnorcheln, lesen oder sammeln Muscheln. Die aufmerksame Crew versorgt uns mit sämtlichen Wassersportutensilien und pendelt im Halbstundentakt zwischen Strand und Schiff hin und her, damit jeder ganz nach seinem individuellen Bedürfnis bleiben oder gehen kann. Außer uns Galileo-Entdeckern ist weit und breit kein anderer Gast am Strand zu sehen. Wir kosten unser Glück bis zur letzten Sekunde aus, bevor es weiter zur Hauptinsel geht. Dort spazieren wir durch die pittoresken Dörfchen Lefkes und Marpissa, wo wir auch das liebevoll eingerichtete Folklore-Museum besuchen. Es wurde vom Frauenverein Marpissa gegründet und führt uns zurück in die Vergangenheit eines parischen Haushalts. Foyer, Arbeitszimmer, Küche, Lagerraum und ein Barbier neben dem Eingang sind originalgetreu mit traditionellen und authentischen Gegenständen ausgestattet, die alle von Bürgern des Dorfes gestiftet wurden. Der Bus bringt uns dann am späten Nachmittag nach Naoussa, einem meiner Lieblingsorte auf unserer Reise. Die bezaubernde kleine Hafenstadt versprüht ein nostalgisches und gleichzeitig modernes Flair. Gepflasterte Plätze und Gassen, gemütliche Tavernen, moderne Boutiquen und stylische Cafés laden uns zum Bummeln ein, bevor wir zurück zu unserem Schiff aufbrechen müssen, wo uns eine griechische Nacht erwartet. Nachdem wir uns am köstlichen Buffet mit typischen griechischen Gerichten den Bauch vollgeschlagen haben, bewundern wir eine Tanzgruppe, die uns auf dem Sonnendeck traditionelle Tänze vorführt und uns zum Mitmachen animiert. Die mitreißende Musik und ein oder vielleicht auch zwei Gläser Ouzo tun ihr Übriges, sodass wir schließlich bis spät in die Nacht mit den Sternen um die Wette tanzen.
Nach dem Frühstück und der obligatorischen Tasse Tee auf dem Main Deck mit verträumtem Blick auf den Horizont steuern wir am nächsten Tag Delos an. Die kleinste und heiligste Kykladen-Insel gehört zu Mykonos, birgt die größte archäologische Grabung der Ägäis und ist UNESCO-Welterbestätte. Der Mythologie zufolge wurden Apollo, Gott des Lichts, der Kunst und des Frühlings und Artemis, Göttin der Jagd, der Jungfräulichkeit, des Waldes und der Geburt des Mondes hier geboren. Im übertragenen Sinne sind hier also Tag und Nacht entstanden. Wenn das nicht romantisch ist? Wer möchte, kann an einem halbtägigen Ausflug auf die heute unbewohnte Insel teilnehmen und die antiken Stätten im Rahmen einer interessanten Führung besichtigen. Wir entscheiden uns stattdessen für ein paar entspannte Stunden in einer winzigen von Felsen gesäumten Badebucht, zu der uns die starken griechischen Seemänner der Galileo bringen. Dort fühlen wir uns dann mindestens genauso göttlich, wie die mythischen Wesen des Lichts, während wir in glitzernden Wellen baden und uns von warmen Sonnenstrahlen abtrocknen lassen.
Der Nachmittag und Abend steht uns dann auf der Trendinsel Mykonos zur freien Verfügung. Bars und Discotheken, Restaurants und luxuriöse Boutiquen, Cafés und Kunstgalerien reihen sich hier in einem Labyrinth aus blau-weißen Gassen, zwischen Burgruine und den berühmten vier Windmühlen, aneinander. Es gibt viele ausgefallene Locations wie z. B. den Garten des Freiluftkinos oder das vegane Streetfood Bistro „Rhino“ zu entdecken. Da wir Ende Oktober auf der Insel sind, haben die meisten populären Hotspots ihre Tore für die Winterpause bereits geschlossen. Trotzdem sind der Glamour, die LGBTQ-Historie und ein offener und freier Lebensstil an jeder Ecke spürbar. Abseits der Hauptstadt hat Mykonos aber auch verträumte Dörfer und schöne Strände zu bieten. Für den eingefleischten Griechenlandfan gibt es sicherlich interessantere Kykladen-Inseln, die ruhiger und günstiger sind. Wenn man aber schon einmal in der Nähe ist, sollte man sich zumindest einen Tag und eine Nacht lang die wilden Party-Vibes der Insel des Windes durch das offene Haar und um die nackten Beine wehen lassen.
Obwohl sich auf unserer vorletzten Insel die Hauptstadt der Kykladen befindet, gilt Syros noch als Geheimtipp. Hier geht es wenig touristisch zu, was man schon daran merkt, dass man von Locals gegrüßt und, wenn man Glück hat, sogar auf eine Erfrischung eingeladen wird. Vor allem in der Altstadt Ano Syros ist die familiäre Atmosphäre allgegenwärtig. Die engen Gassen schmiegen sich dicht an den Hausberg und vermitteln uns bei unserem Rundgang das Gefühl, wir würden direkt durch die Wohnzimmer der Anwohner spazieren. Unser Guide Adonis erzählt uns einige Anekdoten aus seiner Kindheit, welche uns die griechische Lebensart und Denkweise näherbringen sollen. Und da Praxis immer lehrreicher ist als Theorie, führt er uns auch gleich noch mitten in das traditionelle Zuhause von Maria, die dort, genau wie ihre Großmutter und Urgroßmutter vor ihr, noch Textilien am Webstuhl herstellt. Sie lebt in einem der winzigen Häuschen, das aus zwei Räumen, einer Küche, einem kleinem Bad und einer Terrasse besteht. In ihrem Wohn-, Ess-, und Arbeitszimmer serviert sie uns Kuchen und kandierte Früchte und erzählt uns strahlend, wie sie sich jeden Morgen über den Blick von ihrer Terrasse auf die vorgelagerten Inseln freut. Was für ein einfaches und glückliches Leben, denke ich, und sauge den grandiosen Ausblick gleich noch ein bisschen tiefer in mich auf. Nach dem Besuch der recht modern anmutenden St.-Georgs-Kathedrale, der einzigen römisch-katholischen Kirche auf der Insel, gelangen wir über unzählige Stufen und vorbei an mehreren kleineren Kirchen hinunter in die Innenstadt von Ermoupoli. Hier erwarten uns zahlreiche stattliche historische Gebäude wie z. B. das Rathaus und das Apollo-Theater. Sehenswert sind auch die Agios Nikolaos und die Anastasis Kirche. Überhaupt ist es ratsam, einen Blick in die Kirchen Griechenlands zu werfen. Besonders die griechisch-orthodoxen Kirchen mit ihrer Pracht aus 1001-Nacht, den handgefertigten Ikonen, Choral-Gesängen und dem mit ätherischen Ölen verstärkten Weihrauch-Duft, bieten eine ganz besonders packende Atmosphäre, in der man ein wenig andächtig werden und zur Ruhe kommen kann. Außerhalb der Stadt kann man auf Syros zwischen den weiten Olivenhainen im Norden und sandigen Buchten im Süden einen wunderbaren Natur- und Strandurlaub verleben, der sich mit dem städtischen Flair der Hauptstadt und den typisch griechischen Traditionen verbinden lässt.
Viel zu schnell rückt der siebte Tag unserer kleinen Kreuzfahrt an und ich spüre die Wehmut in mir aufkommen. Wie werde ich diese unbeschwerte Zeit, das losgelöste Gefühl, die Geborgenheit unserer Zeitkapsel, die Schönheit der See und den Wind auf meiner Haut vermissen. Aber zuerst steuern wir noch einmal eine Trauminsel an. Ursprünglich steht Kythnos auf dem Routenplan. Wegen einer Schlechtwetterfront bricht die Galileo aber bereits zur Rückreise auf und bringt uns zur Insel Ägina, die nur etwa 50 km von Athen entfernt liegt. Hier besuchen wir den Tempel zu Ehren der Fruchtbarkeitsgöttin Aphaia. Ein dramatischer Himmel spannt sich über die mächtigen Gesteinsbrocken der Ruine und bildet die perfekte Bühne für einen tiefgründigen Abschied. Am Nachmittag trinken wir auf der Terrasse eines stylischen Cafés einen leckeren Cappuccino und bummeln durch die bunten Einkaufsstraßen mit ihren kleinen individuellen Boutiquen. Nach einem Strandspaziergang geht es dann für eine letzte Nacht zurück auf das Schiff. Am nächsten Morgen müssen wir unser schwimmendes Zuhause schweren Herzens und nach zahlreichen Umarmungen und Verabschiedungen verlassen. Zurück zuhause spüre ich noch einige Tage lang das Schwanken der See, wenn ich abends in meinem Bett liege. Mit einem sehnsüchtigen Lächeln stelle ich mir dann vor, das Meer würde mich noch immer in den Schlaf schaukeln. Und dann träume ich von meiner wildromantischen Seefahrerzeit auf der Galileo.
Seit 1949 steht das Familien-Unternehmen für kleine Siebentage-Abenteuer auf dem Meer. Heute stehen acht Schiffe mit ca. 25 Kabinen an acht verschiedenen Destinationen im Dienst des Mini-Kreuzfahrten-Veranstalters. In Griechenland, auf den Seychellen, Tahiti, Kapverden, in West-Afrika, Ägypten, Jordanien und Israel möchte das Unternehmen tiefgehende Erlebnisse unter dem Credo „A better World at sea“ schaffen. Dabei stehen Genuss, Kultur, Geschichte, Gemeinsamkeit und der achtsame Umgang mit der Natur im Mittelpunkt. Die Gäste sollen sich auf See zuhause fühlen. Dafür setzt sich CEO Filippos Venetopoulos mit großem Stolz bereits in der dritten Generation ein.
Weitere Informationen unter: varietycruises.com
Autorin: Andrea Lang
© Fotos: Andrea Lang, unsplash.com (Despina Galani, Dusan Adamovic, Xuan Nguyen, Matthew Waring, Vesela Vaclavik, Tobias Rademacher, Stelios Xenakis), variety cruises, Joe Snowdon, Nora JOC
Es ist meine erste Schiffsreise und ich freue mich so sehr darauf. Ich stehe am Pier der Marina Zeas in Athen und bewundere die wunderschöne Galileo, die dort vor Anker liegt. Kastanienbraunes Holz, dunkles Marineblau, drei große Schiffsmasten und schneeweiße Segel machen sie zu einer klassischen Schönheit mit vier Decks und 24 Kabinen. Ich kann mein Glück kaum fassen, dass sie für die nächsten acht Tage mein Zuhause sein wird. Losgelöst vom Festland, dem Wind und den Wellen ausgesetzt, werden wir traumhafte Inseln erkunden und alle Sorgen mit samt dem Alltag ganz tief auf den Grund des Meeres sinken lassen. Nach dem Bezug unserer Kabine, einem fröhlichen Begrüßungsempfang und einem leckeren Cocktail an der Bar stechen wir am Nachmittag in See Richtung Poros, wo wir einen kleinen Zwischenstopp einlegen und unser erstes Dinner an Bord einnehmen, bevor wir die Nacht hindurch zu den Kykladen cruisen.
Der Schiffsmotor brummt und das sanfte Schaukeln der Wellen fühlt sich an, als würde man in einer Wiege oder Hängematte liegen. Wir fühlen uns wohl und behütet. Das Meer ist ruhig, heißt uns freundlich willkommen und der Kapitän bringt uns sicher nach Polyegos, der ersten Kykladeninsel auf unserer Route. Polyegos ist unbewohnt und vor allem wegen der schönen Strände und dem türkisblauen Wasser bekannt. Nach dem Frühstück wird, wer möchte, mit dem Tender zu einem hübschen kleinen Strand übergesetzt. Wir räkeln uns im Sand, gehen das erste Mal schwimmen und lassen uns die warme Sonne auf den Bauch scheinen. Zum Lunch veranstaltet die Crew ein kleines Barbecue an Bord. Bei entspannter Launch-Musik schlürfen wir ein eisgekühltes Getränk und genießen die selbstgemachte Pita. Danach legen wir ein kleines Nickerchen auf dem Sonnendeck ein, während uns die Galileo nach Folegandros schippert. So herrlich entspannt, kann es von mir aus gerne weitergehen …
Ich erkenne schon am ersten Tag, dass diese Art zu reisen einfach großartig ist. In unserer kleinen Reisegruppe aus ca. 40 Passagieren und 12 Crew-Mitgliedern fühle ich mich, als wäre ich für eine Art Undercover-Mission in einer Zeitkapsel unterwegs. Das kommt wahrscheinlich daher, dass wir auf der Galileo innerhalb kürzester Zeit zu einem eingeschworenen Team zusammenwachsen, das sich das Geheimnis teilt, die schönste Art zu reisen für sich entdeckt zu haben. An einsamen Stränden, verborgenen Örtchen und touristischen Hotspots werden wir für unsere individuellen Erkundungen ausgesetzt und anschließend wieder eingesammelt. Ziel unserer Exkursion ist die Reise zu vollkommener Entspannung und absolutem Genuss. Denn für die nächsten Tage müssen wir uns um absolut gar nichts kümmern. Unser Bett und Gepäck haben wir dabei. Für unser leibliches Wohl ist gesorgt. Die Route steht fest. Wir können uns fallen lassen – in die Arme der See und der schönen Galileo.
Der dritte Seetag bringt uns zum Inbegriff der griechischen Inseln: Santorini wird so gehypt und man hat schon so viele Fotos gesehen, dass ich versuche meine Erwartung ein wenig herunterzuschrauben. Trotzdem klopft das Herzchen, als wir ganz früh am Morgen in die halbmondförmige Bucht einfahren und den Blick zu den weißen Felskanten heben. Von Weitem sah es noch aus, als würde dort Schnee liegen, dabei sind es die weißen Dörfer, die da ganz oben, wie hingetupft schimmern. Seit Anfang Mai liegen zum ersten Mal keine Kreuzfahrtschiffe vor Anker. Ein Grund, weshalb ich mich in Griechenland immer wieder für die Nebensaison entscheiden würde. Auch die sind jetzt schmeichelhaft angenehm. Mit dem Tender bringen uns die Crewmitglieder zur Seilbahn. Früher wurden die Touristen mit Eseln die steilen Klippen hinaufbugsiert. Aber diese Zeiten sind zum Glück vorbei. Oben angekommen erwartet uns Jannis, unser Führer. Er erzählt uns stolz von seiner Insel, die eigentlich aus fünf Inseln besteht, die früher alle zu einem großen Vulkan gehörten, der etwa 1.600 Jahre v. Chr. ausgebrochen und in sich zusammengestürzt ist. Auf dem übriggebliebenen Kraterrand verteilten sich die Orte Thira, Firostefani, Imerovigli und Oia. Wir drehen eine kleine Runde durch Thira, die Inselhauptstadt. Noch sind die Geschäfte geschlossen, alles liegt ruhig und in der Morgensonne glänzend vor uns. Mit dem Bus fahren wir anschließen nach Oia, wo die meisten der berühmten Fotos entstehen. Und tatsächlich. Es ist ein Traum, der sich genau so vor uns ausbreitet, wie auf tausend Instagram Fotos dargestellt. Und da wir immer noch fast allein auf der Insel unterwegs sind, können nun auch wir so ein Foto in unser Profil stellen und unser breites Grinsen zur Schau tragen. Den Nachmittag verbringen wir wieder in Thira, wo es nun schon etwas belebter zugeht. Für Santorini-Verhältnisse ist es leer, bekommen wir immer wieder zu hören und genießen unser Glück bei leckerstem Eis und Cocktails mit Blick auf die wunderschöne Ägäis und die vorgelagerten Inseln. Zum Sonnenuntergang setzen wir uns unten am Hafen auf den Steg, lassen die Füße über dem Wasser baumeln und beobachten, wie der glutrote Ball hinter der Galileo im Meer versinkt. Ach ja … schöner kann es eigentlich nicht mehr werden.
Doch schon am nächsten Tag werden wir eines besseren belehrt, als wir auf ein unerwartetes Juwel stoßen: Paros hat alles, was man sich von einer griechischen Insel nur wünschen kann – herrliche Strände, blau-weiße Dörfer und antike Stätten. Vieles erinnert an Mykonos, nur dass Paros viel unbekannter und dadurch ursprünglicher und weniger überlaufen ist. Den Vormittag verbringen wir an einem weiten Sandstrand von Antiparos, der kleinen Nachbarinsel. Einige von uns probieren sich mit dem SUP-Board, andere paddeln, schnorcheln, lesen oder sammeln Muscheln. Die aufmerksame Crew versorgt uns mit sämtlichen Wassersportutensilien und pendelt im Halbstundentakt zwischen Strand und Schiff hin und her, damit jeder ganz nach seinem individuellen Bedürfnis bleiben oder gehen kann. Außer uns Galileo-Entdeckern ist weit und breit kein anderer Gast am Strand zu sehen. Wir kosten unser Glück bis zur letzten Sekunde aus, bevor es weiter zur Hauptinsel geht. Dort spazieren wir durch die pittoresken Dörfchen Lefkes und Marpissa, wo wir auch das liebevoll eingerichtete Folklore-Museum besuchen. Es wurde vom Frauenverein Marpissa gegründet und führt uns zurück in die Vergangenheit eines parischen Haushalts. Foyer, Arbeitszimmer, Küche, Lagerraum und ein Barbier neben dem Eingang sind originalgetreu mit traditionellen und authentischen Gegenständen ausgestattet, die alle von Bürgern des Dorfes gestiftet wurden. Der Bus bringt uns dann am späten Nachmittag nach Naoussa, einem meiner Lieblingsorte auf unserer Reise. Die bezaubernde kleine Hafenstadt versprüht ein nostalgisches und gleichzeitig modernes Flair. Gepflasterte Plätze und Gassen, gemütliche Tavernen, moderne Boutiquen und stylische Cafés laden uns zum Bummeln ein, bevor wir zurück zu unserem Schiff aufbrechen müssen, wo uns eine griechische Nacht erwartet. Nachdem wir uns am köstlichen Buffet mit typischen griechischen Gerichten den Bauch vollgeschlagen haben, bewundern wir eine Tanzgruppe, die uns auf dem Sonnendeck traditionelle Tänze vorführt und uns zum Mitmachen animiert. Die mitreißende Musik und ein oder vielleicht auch zwei Gläser Ouzo tun ihr Übriges, sodass wir schließlich bis spät in die Nacht mit den Sternen um die Wette tanzen.
Nach dem Frühstück und der obligatorischen Tasse Tee auf dem Main Deck mit verträumtem Blick auf den Horizont steuern wir am nächsten Tag Delos an. Die kleinste und heiligste Kykladen-Insel gehört zu Mykonos, birgt die größte archäologische Grabung der Ägäis und ist UNESCO-Welterbestätte. Der Mythologie zufolge wurden Apollo, Gott des Lichts, der Kunst und des Frühlings und Artemis, Göttin der Jagd, der Jungfräulichkeit, des Waldes und der Geburt des Mondes hier geboren. Im übertragenen Sinne sind hier also Tag und Nacht entstanden. Wenn das nicht romantisch ist? Wer möchte, kann an einem halbtägigen Ausflug auf die heute unbewohnte Insel teilnehmen und die antiken Stätten im Rahmen einer interessanten Führung besichtigen. Wir entscheiden uns stattdessen für ein paar entspannte Stunden in einer winzigen von Felsen gesäumten Badebucht, zu der uns die starken griechischen Seemänner der Galileo bringen. Dort fühlen wir uns dann mindestens genauso göttlich, wie die mythischen Wesen des Lichts, während wir in glitzernden Wellen baden und uns von warmen Sonnenstrahlen abtrocknen lassen.
Der Nachmittag und Abend steht uns dann auf der Trendinsel Mykonos zur freien Verfügung. Bars und Discotheken, Restaurants und luxuriöse Boutiquen, Cafés und Kunstgalerien reihen sich hier in einem Labyrinth aus blau-weißen Gassen, zwischen Burgruine und den berühmten vier Windmühlen, aneinander. Es gibt viele ausgefallene Locations wie z. B. den Garten des Freiluftkinos oder das vegane Streetfood Bistro „Rhino“ zu entdecken. Da wir Ende Oktober auf der Insel sind, haben die meisten populären Hotspots ihre Tore für die Winterpause bereits geschlossen. Trotzdem sind der Glamour, die LGBTQ-Historie und ein offener und freier Lebensstil an jeder Ecke spürbar. Abseits der Hauptstadt hat Mykonos aber auch verträumte Dörfer und schöne Strände zu bieten. Für den eingefleischten Griechenlandfan gibt es sicherlich interessantere Kykladen-Inseln, die ruhiger und günstiger sind. Wenn man aber schon einmal in der Nähe ist, sollte man sich zumindest einen Tag und eine Nacht lang die wilden Party-Vibes der Insel des Windes durch das offene Haar und um die nackten Beine wehen lassen.
Obwohl sich auf unserer vorletzten Insel die Hauptstadt der Kykladen befindet, gilt Syros noch als Geheimtipp. Hier geht es wenig touristisch zu, was man schon daran merkt, dass man von Locals gegrüßt und, wenn man Glück hat, sogar auf eine Erfrischung eingeladen wird. Vor allem in der Altstadt Ano Syros ist die familiäre Atmosphäre allgegenwärtig. Die engen Gassen schmiegen sich dicht an den Hausberg und vermitteln uns bei unserem Rundgang das Gefühl, wir würden direkt durch die Wohnzimmer der Anwohner spazieren. Unser Guide Adonis erzählt uns einige Anekdoten aus seiner Kindheit, welche uns die griechische Lebensart und Denkweise näherbringen sollen. Und da Praxis immer lehrreicher ist als Theorie, führt er uns auch gleich noch mitten in das traditionelle Zuhause von Maria, die dort, genau wie ihre Großmutter und Urgroßmutter vor ihr, noch Textilien am Webstuhl herstellt. Sie lebt in einem der winzigen Häuschen, das aus zwei Räumen, einer Küche, einem kleinem Bad und einer Terrasse besteht. In ihrem Wohn-, Ess-, und Arbeitszimmer serviert sie uns Kuchen und kandierte Früchte und erzählt uns strahlend, wie sie sich jeden Morgen über den Blick von ihrer Terrasse auf die vorgelagerten Inseln freut. Was für ein einfaches und glückliches Leben, denke ich, und sauge den grandiosen Ausblick gleich noch ein bisschen tiefer in mich auf. Nach dem Besuch der recht modern anmutenden St.-Georgs-Kathedrale, der einzigen römisch-katholischen Kirche auf der Insel, gelangen wir über unzählige Stufen und vorbei an mehreren kleineren Kirchen hinunter in die Innenstadt von Ermoupoli. Hier erwarten uns zahlreiche stattliche historische Gebäude wie z. B. das Rathaus und das Apollo-Theater. Sehenswert sind auch die Agios Nikolaos und die Anastasis Kirche. Überhaupt ist es ratsam, einen Blick in die Kirchen Griechenlands zu werfen. Besonders die griechisch-orthodoxen Kirchen mit ihrer Pracht aus 1001-Nacht, den handgefertigten Ikonen, Choral-Gesängen und dem mit ätherischen Ölen verstärkten Weihrauch-Duft, bieten eine ganz besonders packende Atmosphäre, in der man ein wenig andächtig werden und zur Ruhe kommen kann. Außerhalb der Stadt kann man auf Syros zwischen den weiten Olivenhainen im Norden und sandigen Buchten im Süden einen wunderbaren Natur- und Strandurlaub verleben, der sich mit dem städtischen Flair der Hauptstadt und den typisch griechischen Traditionen verbinden lässt.
Viel zu schnell rückt der siebte Tag unserer kleinen Kreuzfahrt an und ich spüre die Wehmut in mir aufkommen. Wie werde ich diese unbeschwerte Zeit, das losgelöste Gefühl, die Geborgenheit unserer Zeitkapsel, die Schönheit der See und den Wind auf meiner Haut vermissen. Aber zuerst steuern wir noch einmal eine Trauminsel an. Ursprünglich steht Kythnos auf dem Routenplan. Wegen einer Schlechtwetterfront bricht die Galileo aber bereits zur Rückreise auf und bringt uns zur Insel Ägina, die nur etwa 50 km von Athen entfernt liegt. Hier besuchen wir den Tempel zu Ehren der Fruchtbarkeitsgöttin Aphaia. Ein dramatischer Himmel spannt sich über die mächtigen Gesteinsbrocken der Ruine und bildet die perfekte Bühne für einen tiefgründigen Abschied. Am Nachmittag trinken wir auf der Terrasse eines stylischen Cafés einen leckeren Cappuccino und bummeln durch die bunten Einkaufsstraßen mit ihren kleinen individuellen Boutiquen. Nach einem Strandspaziergang geht es dann für eine letzte Nacht zurück auf das Schiff. Am nächsten Morgen müssen wir unser schwimmendes Zuhause schweren Herzens und nach zahlreichen Umarmungen und Verabschiedungen verlassen. Zurück zuhause spüre ich noch einige Tage lang das Schwanken der See, wenn ich abends in meinem Bett liege. Mit einem sehnsüchtigen Lächeln stelle ich mir dann vor, das Meer würde mich noch immer in den Schlaf schaukeln. Und dann träume ich von meiner wildromantischen Seefahrerzeit auf der Galileo.
Seit 1949 steht das Familien-Unternehmen für kleine Siebentage-Abenteuer auf dem Meer. Heute stehen acht Schiffe mit ca. 25 Kabinen an acht verschiedenen Destinationen im Dienst des Mini-Kreuzfahrten-Veranstalters. In Griechenland, auf den Seychellen, Tahiti, Kapverden, in West-Afrika, Ägypten, Jordanien und Israel möchte das Unternehmen tiefgehende Erlebnisse unter dem Credo „A better World at sea“ schaffen. Dabei stehen Genuss, Kultur, Geschichte, Gemeinsamkeit und der achtsame Umgang mit der Natur im Mittelpunkt. Die Gäste sollen sich auf See zuhause fühlen. Dafür setzt sich CEO Filippos Venetopoulos mit großem Stolz bereits in der dritten Generation ein.
Weitere Informationen unter: varietycruises.com
Autorin: Andrea Lang
© Fotos: Andrea Lang, unsplash.com (Despina Galani, Dusan Adamovic, Xuan Nguyen, Matthew Waring, Vesela Vaclavik, Tobias Rademacher, Stelios Xenakis), variety cruises, Joe Snowdon, Nora JOC
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