Das Spektrum der ausgewählten Arbeiten ist breit gefächert – es reicht von Fotografie, über Klang- und Video-Installationen bis hin zu Keramik und Kompositionen aus unkonventionellen Materialien wie Blätter, Dornen und Alltagsgegenständen. Wasser ist das Element, das die Werke der 15 Künstlerinnen und Künstler verbindet. Die Kunstschaffenden haben das Wasser fotografiert, gefilmt, gemalt, plastisch in Form gebracht oder als das, was es ist, in die Ausstellung gebracht – einfach als Wasser. Giorgio Verzotti, Kunstkritiker, Dozent an der renommierten Università Cattolica in Mailand und Kurator der Schau, hat Umgebung und Werke in eine besondere Beziehung gebracht, ganz so, als sei die Ausstellung ein Dialog zwischen den Orten und der Kunst. Einige Werke wurden eigens für die Präsentation am Lago d‘Orta geschaffen. Sie nehmen Bezug auf die Besonderheiten dieses Gewässers und reflektieren seine Geschichte.
Der Ortasee, rund 20 Kilometer westlich vom Lago Maggiore gelegen, ist der westlichste der italienischen Gletscherseen. Gut 13 Kilometer lang und im Durchschnitt etwa 2,5 Kilometer breit ist er nicht besonders groß, bezieht aber ein beträchtliches Volumen aus der Tiefe. Bis zu 143 Meter liegen an seiner tiefsten Stelle zwischen Oberfläche und Grund, was den Lago d’Orta im Hinblick auf die Wassermenge zum siebtgrößten See Italiens macht. In der Mitte des Sees liegt die Isola San Giulio – schon seit dem 4. Jahrhundert ein Hort des Christentums, der sich im Laufe der Jahrhunderte zu einem beachtlichen Verteidigungsbollwerk entwickelte.
Lange hatte man in der schwer zugänglichen Gegend wenig Kontakt mit der Welt jenseits der nahen Berge. Steile Hänge, die sich nahe dem Ufer erheben, haben das Wachstum der See nahen Siedlungen gebremst. Als sich im frühen 19. Jahrhundert, angelockt von den dortigen Bodenschätzen, Metallarbeiter in der Ortasee-Region niederließen, entwickelte sich Omegna am Nordufer des Lago d’Orta allerdings zu einem Zentrum der italienischen Haushaltswarenindustrie. Bekannte Firmen wie Alessi, Bialetti und Lagostina haben hier ihre Wurzeln. Ihre Stores und Outlets sind beliebte Touristenziele. Ihren Höhepunkt erreichte die Haushaltswarenproduktion am Lago d’Orta in den 1970er Jahren. Später zwangen Globalisierung und steigender internationaler Wettbewerbsdruck die Firmen dazu, Produktionsstätten in anderen Teilen der Welt zu eröffneten und dort den Löwenanteil ihrer Waren herzustellen. Für den See, ein beliebtes Ruder- und Kajakrevier, hatte die Abwanderung der Industrie durchaus positive Folgen. Das Wasser hat heute wieder ausgezeichnete Badequalität.
Als Zeugen vergangenen Epochen thronen Villen und Palazzi an den Ufern oder in Hanglage mit Traumpanorama. Ende des 16. Jahrhunderts als Landsitz für eine Adelsfamilie gebaut, gehört die Villa Negri in Miasino zu den architektonischen Juwelen. Mehrmals wurde das Renaissanceschmuckstück erweitert und umgestaltet – zuletzt Anfang des 20. Jahrhunderts vom Turiner Architekten Carlo Nigra. Weil dieser das Anwesen schließlich kaufte, trägt die Villa heute seinen Namen.
Um das architektonische Erbe für die Zukunft zu erhalten, brauchte es neue Nutzungskonzepte – und hier kommt die Kunst ins Spiel. Mit Come pesci nell`Acqua wird die Reihe der Ausstellungen fortgesetzt, zu der die Gemeinde Miasino Kunstinteressierte in den einstigen Adelssitz lädt. Der zweite Ausstellungsort, Palazzo Tornielli in Ameno, ist vor allem wegen seines Landschaftsparks mit jahrhundertealten Bäumen eine Attraktion. Vor einigen Jahren wurde der Park in seinen Originalzustand zurückversetzt. Besucher bezaubert er nun auch wieder mit seinen neogotischen Architektureinsprengseln – ein Tempel, ein mit Fresken ausgestalteter Turm, ein dickwandiger Eiskeller. Derlei kam gut an bei den illustren Gästen, die hier im vorvorigen Jahrhundert rauschende Sommerfeste feierten.
Die Ausstellung Come pesci nell`Acqua ist bis zum 18. Juli donnerstags bis sonntags von 15 bis 18.30 Uhr geöffnet, der Eintritt ist kostenfrei. Weitere Informationen über die Region: visit-lakemaggiore.com
Autor: Susanne Kilimann
© Fotos: Marco Furio Magliani, Shigeru Saito, Francesco Lillo, pixabay.com
Das Spektrum der ausgewählten Arbeiten ist breit gefächert – es reicht von Fotografie, über Klang- und Video-Installationen bis hin zu Keramik und Kompositionen aus unkonventionellen Materialien wie Blätter, Dornen und Alltagsgegenständen. Wasser ist das Element, das die Werke der 15 Künstlerinnen und Künstler verbindet. Die Kunstschaffenden haben das Wasser fotografiert, gefilmt, gemalt, plastisch in Form gebracht oder als das, was es ist, in die Ausstellung gebracht – einfach als Wasser. Giorgio Verzotti, Kunstkritiker, Dozent an der renommierten Università Cattolica in Mailand und Kurator der Schau, hat Umgebung und Werke in eine besondere Beziehung gebracht, ganz so, als sei die Ausstellung ein Dialog zwischen den Orten und der Kunst. Einige Werke wurden eigens für die Präsentation am Lago d‘Orta geschaffen. Sie nehmen Bezug auf die Besonderheiten dieses Gewässers und reflektieren seine Geschichte.
Der Ortasee, rund 20 Kilometer westlich vom Lago Maggiore gelegen, ist der westlichste der italienischen Gletscherseen. Gut 13 Kilometer lang und im Durchschnitt etwa 2,5 Kilometer breit ist er nicht besonders groß, bezieht aber ein beträchtliches Volumen aus der Tiefe. Bis zu 143 Meter liegen an seiner tiefsten Stelle zwischen Oberfläche und Grund, was den Lago d’Orta im Hinblick auf die Wassermenge zum siebtgrößten See Italiens macht. In der Mitte des Sees liegt die Isola San Giulio – schon seit dem 4. Jahrhundert ein Hort des Christentums, der sich im Laufe der Jahrhunderte zu einem beachtlichen Verteidigungsbollwerk entwickelte.
Lange hatte man in der schwer zugänglichen Gegend wenig Kontakt mit der Welt jenseits der nahen Berge. Steile Hänge, die sich nahe dem Ufer erheben, haben das Wachstum der See nahen Siedlungen gebremst. Als sich im frühen 19. Jahrhundert, angelockt von den dortigen Bodenschätzen, Metallarbeiter in der Ortasee-Region niederließen, entwickelte sich Omegna am Nordufer des Lago d’Orta allerdings zu einem Zentrum der italienischen Haushaltswarenindustrie. Bekannte Firmen wie Alessi, Bialetti und Lagostina haben hier ihre Wurzeln. Ihre Stores und Outlets sind beliebte Touristenziele. Ihren Höhepunkt erreichte die Haushaltswarenproduktion am Lago d’Orta in den 1970er Jahren. Später zwangen Globalisierung und steigender internationaler Wettbewerbsdruck die Firmen dazu, Produktionsstätten in anderen Teilen der Welt zu eröffneten und dort den Löwenanteil ihrer Waren herzustellen. Für den See, ein beliebtes Ruder- und Kajakrevier, hatte die Abwanderung der Industrie durchaus positive Folgen. Das Wasser hat heute wieder ausgezeichnete Badequalität.
Als Zeugen vergangenen Epochen thronen Villen und Palazzi an den Ufern oder in Hanglage mit Traumpanorama. Ende des 16. Jahrhunderts als Landsitz für eine Adelsfamilie gebaut, gehört die Villa Negri in Miasino zu den architektonischen Juwelen. Mehrmals wurde das Renaissanceschmuckstück erweitert und umgestaltet – zuletzt Anfang des 20. Jahrhunderts vom Turiner Architekten Carlo Nigra. Weil dieser das Anwesen schließlich kaufte, trägt die Villa heute seinen Namen.
Um das architektonische Erbe für die Zukunft zu erhalten, brauchte es neue Nutzungskonzepte – und hier kommt die Kunst ins Spiel. Mit Come pesci nell`Acqua wird die Reihe der Ausstellungen fortgesetzt, zu der die Gemeinde Miasino Kunstinteressierte in den einstigen Adelssitz lädt. Der zweite Ausstellungsort, Palazzo Tornielli in Ameno, ist vor allem wegen seines Landschaftsparks mit jahrhundertealten Bäumen eine Attraktion. Vor einigen Jahren wurde der Park in seinen Originalzustand zurückversetzt. Besucher bezaubert er nun auch wieder mit seinen neogotischen Architektureinsprengseln – ein Tempel, ein mit Fresken ausgestalteter Turm, ein dickwandiger Eiskeller. Derlei kam gut an bei den illustren Gästen, die hier im vorvorigen Jahrhundert rauschende Sommerfeste feierten.
Die Ausstellung Come pesci nell`Acqua ist bis zum 18. Juli donnerstags bis sonntags von 15 bis 18.30 Uhr geöffnet, der Eintritt ist kostenfrei. Weitere Informationen über die Region: visit-lakemaggiore.com
Autor: Susanne Kilimann
© Fotos: Marco Furio Magliani, Shigeru Saito, Francesco Lillo, pixabay.com
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