Wandern auf "La Isla Bonita" LA PALMA

Dichte Nebelwälder, wolkenverhangene Vulkangipfel und schwarze Strände machen aus La Palma die abwechslungsreichste Kanareninsel. Wandern mit Wow-Panorama geht hier ganz einfach...

Christoph Kolumbus stoppte bei seiner Expeditionsreise in Richtung Indien auf den Kanaren. Hier füllte er seine Vorräte auf. Anschließend entdeckte er 1492 für die kastilische Krone zwar nicht den Seeweg nach Indien, dafür aber die Weiten Mittel- und Nordamerikas. Weil seine Schiffe vor ihrer großen Reise bei La Palma vor Anker gingen, hatten Kaufleute, Bauern und Handwerker anschließend gut gefüllte Geldsäcke. Dies wiederum führte dazu, dass die Inselhauptstadt Santa Cruz de La Palma sich in ein architektonisches und wirtschaftliches Schmuckstück im Atlantik verwandelte.

Und so schlendere ich nun bei meinem Besuch der Inselhauptstadt, die im Osten der Insel liegt, durch die prächtigen Gassen. Ich bewundere die Schönheit der Architektur, die zum Teil aus dem 16. Jahrhundert stammt – und lasse mir das bunte Treiben auf einem Markt zusammen mit der Seeluft um die Nase wehen. Auch der lebhafte Hafen ist einen Abstecher wert. Doch eigentlich bin ich wegen etwas anderem hier: Ich möchte die schönsten Panoramawege auf der Insel entlang wandern. Der Vulkancharakter der rund 706 qkm großen Insel ist wildromantisch und ursprünglich.

Früh morgens, noch vor Sonnenaufgang, breche ich auf: Meine Tour führt mich zum gigantischen Erosionskrater in den Nationalpark Caldera de Taburiente im nördlichen Zentrum La Palmas. Mit dem Mietwagen wähle ich den Weg hinter dem Nationalpark Informationszentrum und orientiere mich in Richtung Mirador Los Roques. Nach der Fahrt auf einer gut ausgebauten, engen Straße, erklimme ich in langen Serpentinen den Vulkankrater. Man durchfährt dabei alte Pinienwälder, überquert malerische Bergkämme und wird für den kräftigen Einsatz hinter dem Lenkrad mit einem phänomenalen Ausblick vom Kraterrand belohnt. Oben wartet ein überschaubarer Parkplatz. Deshalb ist es ratsam, möglichst früh zu starten, um nicht vor verschlossener Schranke stehen zu müssen. Die Wanderung auf dem gut ausgebauten Kraterrand ist in der gleißenden Morgensonne ein absolutes Highlight. Gesteigert wird diese Runde nur durch den Aufstieg zum Pico Bejenado. Der Berg gehört zu den südlichen Gebirgsausläufern der Caldera de Taburiente und ist für Wanderfreunde ein unbedingtes Muss. Hat man die rund 1.850 Meter bestiegen, grüßen die umliegenden Zweitausender im Rund und mit etwas Glück kann man die Nachbarinseln El Hierro, La Gomera und Teneriffa wolkenfrei in der Ferne sehen. Zusätzlich sorgt der Blick in die Tiefe der Caldera für einen wohligen Schauer. La Palma verfügt über mehr als 1.000 Kilometer ausgeschilderte Wanderwege – und geizt nicht mit Abwechslung: Liebliche Küstenpfade mit Blick auf schwarze Sandstrände finden sich ebenso wie alpine Wanderungen in fast 2.500 Metern Höhe. Auf keiner anderen Kanareninsel gibt es eine derartige Bandbreite an unterschiedlichen Vegetations- und Klimazonen; die Insel wurde nicht umsonst von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt. Mit etwas sportlichem Einsatz durchwandert man auf einer Tour eine tropische, eine subtropische und eine alpine Zone. Wenn das Wetter ein bisschen verrückt spielt, startet man auf Meereshöhe bei Sonne und blauem Himmel und kämpft sich am Ende der Tour auf dem Roque de los Muchachos durch ein Schneegestöber.

Obwohl La Palma auf der Höhe von Marokko liegt, dominiert das „alte Europa“ das Leben der rund 85.000 Bewohner. In Santa Cruz und in der zweitgrößten Stadt der Insel, Los Llanos de Aridane, fühlt man sich an die Straßenatmosphäre von Cordoba oder Sevilla erinnert. Besonders reizvoll sind jedoch die Kontraste von europäischem Flair und wilder Exotik: Trifft man in den Zentren beider Städte auf eine andalusische Atmosphäre, stößt man außerhalb auf eine exotische Flora: Archaisch wirkende Drachenbäume stehen am Wegesrand, Brezo, eine Verwandte unseres Heidekrauts wächst hier bis zu 12 Meter hoch, im Nordosten La Palmas wachsen dichte Nebelurwälder. Wer schon einmal das Glück hatte, in den Los Tilos – übersetzt: die Wälder des Nebels – von einer tief hängenden Wolkenschicht umarmt zu werden, fühlt sich in die Kulisse eines Hollywood-Science-Fiction–Films versetzt. Hier findet man ebenfalls wunderschöne Wanderrouten vor: Spektakulär ist der Pfad entlang des Barranco del Agua, einer Schlucht, die mit filmreifem Wasserfall, riesigen Farnen und Gesteinsbrocken aufwartet. Ein weiterer, etwas abenteuerlicher Weg verläuft entlang eines Wasserkanals zu den Grundwasserquellen Marcos y Cordero. Die Wanderung führt durch mehrere zum Teil schmale Tunnel im Fels.

Eine weitere Besonderheit der Insel ist der klare Nachthimmel, der kaum von künstlichem Licht getrübt ist. Das wissen auch die Physiker und Astronomen – und so reihen sich auf dem Gipfel der Gipfel, dem Roque de los Muchachos auf rund 2.400 Metern Höhe Sternwarten aneinander, wie vielleicht nur noch in der Atacama Wüste in Chile. Wolken spielen in dieser Höhe kaum eine Rolle, die Inselverwaltung hat zudem die Straßenlampen gedimmt und die Städte und Ansiedlungen geben nur wenig Licht nach oben ab. Im Jahr 2012 wurde La Palma ganz offiziell zum Starlight-Reiseziel ernannt, der Nachthimmel ist geschützt. So ist es nicht verwunderlich, dass es hier regelmäßig astronomische Wanderungen und Sternengucker-Treffen gibt. Viele Pensionen und Hotels sind als Starlight-Unterkunft gekennzeichnet – und stellen Gästen Teleskope zum Angucken der Sterne zur Verfügung.

Tipps für La Palma

Klima und beste Reisezeit

La Palma liegt ganz im Nordwesten der Kanaren und wird als Insel des ewigen Frühlings bezeichnet. Das Klima ist subtropisch; durch die Gebirgszüge entstehen jedoch unterschiedliche Klimazonen. Im Sommer klettert das Thermometer auf über 30 °C, im Winter bleibt es mild bei durchschnittlich 16 bis 20 Grad. Von  Januar bis März kann es in den Höhenlagen schneien. Die Insel ist ein tolles Ganzjahresziel.

Essen und Trinken

Fisch, gegrillt oder mit Kräutern gebraten, ist das typische Hauptgericht. Häufig findet man Cabrilla, Barsch oder Pargo, Meerbrasse. Oft wird auch Bacalao (Klippfisch) serviert. Dazu isst man gekochte grüne Bananen oder Süßkartoffeln.  Papas Arrugadas – salzige Kartoffeln – sind ebenso beliebt wie rote und grüne Mojos, scharfe Paprikasaucen.

Sehenswert

Die Hauptstadt Santa Cruz de La Palma besticht mit bunter Architektur aus der Kolonialzeit, hübsch verzierten Holzbalkonen und einem quirligen Hafenviertel.

Unbedingt machen

Wandern. Vom äußersten Norden in Garafia bis zu den Leuchttürmen in Faro de Fuencaliente hat man eine phantastische Auswahl an Wanderstrecken unterschiedlicher Schwierigkeitsstufen. Mietwagen sind ähnlich günstig wie auf den Balearen zu buchen, so dass man die ganze Insel erkunden kann.

Insider-Tipp

Früh morgens auf den Roque de los Muchachos fahren und den Sonnenaufgang zwischen den Sternwarten genießen; die Nebelwälder Los Tilos besuchen: In der exotischen Landschaft fühlt man sich wie in einem Science-Fiction-Film. Im Meerschwimmbecken Charco Azul mit schwarzem Lavaboden in San Andrés y Sauces schwimmen.

Beliebte Mitbringsel

Ein Tuch aus dem Seidenmuseum „Las Hilanderas“  in El Paso. Weberinnen zeigen in dem Museum live das inseltypische Handwerk, verkauft werden nur Unikate.

Autor: Wolfgang Siesing

Weitere Informationen: visitlapalma.es

© Fotos: Wolfgang Siesing, Fremdenverkehrsamt La Palma (Saúl Santos, Dominic Dahncke), pixabay.com

Wolfgang Siesing
Wolfgang Siesing, Fotograf und Autor ist in Berlin beheimatet und sucht weltweit nach den besonderen Highlights unserer Erde und zuhause vorwiegend seine Brille und Autoschlüssel.
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Wandern auf "La Isla Bonita" LA PALMA

Dichte Nebelwälder, wolkenverhangene Vulkangipfel und schwarze Strände machen aus La Palma die abwechslungsreichste Kanareninsel. Wandern mit Wow-Panorama geht hier ganz einfach...

Christoph Kolumbus stoppte bei seiner Expeditionsreise in Richtung Indien auf den Kanaren. Hier füllte er seine Vorräte auf. Anschließend entdeckte er 1492 für die kastilische Krone zwar nicht den Seeweg nach Indien, dafür aber die Weiten Mittel- und Nordamerikas. Weil seine Schiffe vor ihrer großen Reise bei La Palma vor Anker gingen, hatten Kaufleute, Bauern und Handwerker anschließend gut gefüllte Geldsäcke. Dies wiederum führte dazu, dass die Inselhauptstadt Santa Cruz de La Palma sich in ein architektonisches und wirtschaftliches Schmuckstück im Atlantik verwandelte.

Und so schlendere ich nun bei meinem Besuch der Inselhauptstadt, die im Osten der Insel liegt, durch die prächtigen Gassen. Ich bewundere die Schönheit der Architektur, die zum Teil aus dem 16. Jahrhundert stammt – und lasse mir das bunte Treiben auf einem Markt zusammen mit der Seeluft um die Nase wehen. Auch der lebhafte Hafen ist einen Abstecher wert. Doch eigentlich bin ich wegen etwas anderem hier: Ich möchte die schönsten Panoramawege auf der Insel entlang wandern. Der Vulkancharakter der rund 706 qkm großen Insel ist wildromantisch und ursprünglich.

Früh morgens, noch vor Sonnenaufgang, breche ich auf: Meine Tour führt mich zum gigantischen Erosionskrater in den Nationalpark Caldera de Taburiente im nördlichen Zentrum La Palmas. Mit dem Mietwagen wähle ich den Weg hinter dem Nationalpark Informationszentrum und orientiere mich in Richtung Mirador Los Roques. Nach der Fahrt auf einer gut ausgebauten, engen Straße, erklimme ich in langen Serpentinen den Vulkankrater. Man durchfährt dabei alte Pinienwälder, überquert malerische Bergkämme und wird für den kräftigen Einsatz hinter dem Lenkrad mit einem phänomenalen Ausblick vom Kraterrand belohnt. Oben wartet ein überschaubarer Parkplatz. Deshalb ist es ratsam, möglichst früh zu starten, um nicht vor verschlossener Schranke stehen zu müssen. Die Wanderung auf dem gut ausgebauten Kraterrand ist in der gleißenden Morgensonne ein absolutes Highlight. Gesteigert wird diese Runde nur durch den Aufstieg zum Pico Bejenado. Der Berg gehört zu den südlichen Gebirgsausläufern der Caldera de Taburiente und ist für Wanderfreunde ein unbedingtes Muss. Hat man die rund 1.850 Meter bestiegen, grüßen die umliegenden Zweitausender im Rund und mit etwas Glück kann man die Nachbarinseln El Hierro, La Gomera und Teneriffa wolkenfrei in der Ferne sehen. Zusätzlich sorgt der Blick in die Tiefe der Caldera für einen wohligen Schauer. La Palma verfügt über mehr als 1.000 Kilometer ausgeschilderte Wanderwege – und geizt nicht mit Abwechslung: Liebliche Küstenpfade mit Blick auf schwarze Sandstrände finden sich ebenso wie alpine Wanderungen in fast 2.500 Metern Höhe. Auf keiner anderen Kanareninsel gibt es eine derartige Bandbreite an unterschiedlichen Vegetations- und Klimazonen; die Insel wurde nicht umsonst von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt. Mit etwas sportlichem Einsatz durchwandert man auf einer Tour eine tropische, eine subtropische und eine alpine Zone. Wenn das Wetter ein bisschen verrückt spielt, startet man auf Meereshöhe bei Sonne und blauem Himmel und kämpft sich am Ende der Tour auf dem Roque de los Muchachos durch ein Schneegestöber.

Obwohl La Palma auf der Höhe von Marokko liegt, dominiert das „alte Europa“ das Leben der rund 85.000 Bewohner. In Santa Cruz und in der zweitgrößten Stadt der Insel, Los Llanos de Aridane, fühlt man sich an die Straßenatmosphäre von Cordoba oder Sevilla erinnert. Besonders reizvoll sind jedoch die Kontraste von europäischem Flair und wilder Exotik: Trifft man in den Zentren beider Städte auf eine andalusische Atmosphäre, stößt man außerhalb auf eine exotische Flora: Archaisch wirkende Drachenbäume stehen am Wegesrand, Brezo, eine Verwandte unseres Heidekrauts wächst hier bis zu 12 Meter hoch, im Nordosten La Palmas wachsen dichte Nebelurwälder. Wer schon einmal das Glück hatte, in den Los Tilos – übersetzt: die Wälder des Nebels – von einer tief hängenden Wolkenschicht umarmt zu werden, fühlt sich in die Kulisse eines Hollywood-Science-Fiction–Films versetzt. Hier findet man ebenfalls wunderschöne Wanderrouten vor: Spektakulär ist der Pfad entlang des Barranco del Agua, einer Schlucht, die mit filmreifem Wasserfall, riesigen Farnen und Gesteinsbrocken aufwartet. Ein weiterer, etwas abenteuerlicher Weg verläuft entlang eines Wasserkanals zu den Grundwasserquellen Marcos y Cordero. Die Wanderung führt durch mehrere zum Teil schmale Tunnel im Fels.

Eine weitere Besonderheit der Insel ist der klare Nachthimmel, der kaum von künstlichem Licht getrübt ist. Das wissen auch die Physiker und Astronomen – und so reihen sich auf dem Gipfel der Gipfel, dem Roque de los Muchachos auf rund 2.400 Metern Höhe Sternwarten aneinander, wie vielleicht nur noch in der Atacama Wüste in Chile. Wolken spielen in dieser Höhe kaum eine Rolle, die Inselverwaltung hat zudem die Straßenlampen gedimmt und die Städte und Ansiedlungen geben nur wenig Licht nach oben ab. Im Jahr 2012 wurde La Palma ganz offiziell zum Starlight-Reiseziel ernannt, der Nachthimmel ist geschützt. So ist es nicht verwunderlich, dass es hier regelmäßig astronomische Wanderungen und Sternengucker-Treffen gibt. Viele Pensionen und Hotels sind als Starlight-Unterkunft gekennzeichnet – und stellen Gästen Teleskope zum Angucken der Sterne zur Verfügung.

Tipps für La Palma

Klima und beste Reisezeit

La Palma liegt ganz im Nordwesten der Kanaren und wird als Insel des ewigen Frühlings bezeichnet. Das Klima ist subtropisch; durch die Gebirgszüge entstehen jedoch unterschiedliche Klimazonen. Im Sommer klettert das Thermometer auf über 30 °C, im Winter bleibt es mild bei durchschnittlich 16 bis 20 Grad. Von  Januar bis März kann es in den Höhenlagen schneien. Die Insel ist ein tolles Ganzjahresziel.

Essen und Trinken

Fisch, gegrillt oder mit Kräutern gebraten, ist das typische Hauptgericht. Häufig findet man Cabrilla, Barsch oder Pargo, Meerbrasse. Oft wird auch Bacalao (Klippfisch) serviert. Dazu isst man gekochte grüne Bananen oder Süßkartoffeln.  Papas Arrugadas – salzige Kartoffeln – sind ebenso beliebt wie rote und grüne Mojos, scharfe Paprikasaucen.

Sehenswert

Die Hauptstadt Santa Cruz de La Palma besticht mit bunter Architektur aus der Kolonialzeit, hübsch verzierten Holzbalkonen und einem quirligen Hafenviertel.

Unbedingt machen

Wandern. Vom äußersten Norden in Garafia bis zu den Leuchttürmen in Faro de Fuencaliente hat man eine phantastische Auswahl an Wanderstrecken unterschiedlicher Schwierigkeitsstufen. Mietwagen sind ähnlich günstig wie auf den Balearen zu buchen, so dass man die ganze Insel erkunden kann.

Insider-Tipp

Früh morgens auf den Roque de los Muchachos fahren und den Sonnenaufgang zwischen den Sternwarten genießen; die Nebelwälder Los Tilos besuchen: In der exotischen Landschaft fühlt man sich wie in einem Science-Fiction-Film. Im Meerschwimmbecken Charco Azul mit schwarzem Lavaboden in San Andrés y Sauces schwimmen.

Beliebte Mitbringsel

Ein Tuch aus dem Seidenmuseum „Las Hilanderas“  in El Paso. Weberinnen zeigen in dem Museum live das inseltypische Handwerk, verkauft werden nur Unikate.

Autor: Wolfgang Siesing

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© Fotos: Wolfgang Siesing, Fremdenverkehrsamt La Palma (Saúl Santos, Dominic Dahncke), pixabay.com

Wolfgang Siesing
Wolfgang Siesing, Fotograf und Autor ist in Berlin beheimatet und sucht weltweit nach den besonderen Highlights unserer Erde und zuhause vorwiegend seine Brille und Autoschlüssel.
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