Unterwegs im „Land der weißen Nächte“ LETTLAND

In Riga verführt die historische Altstadt zum Bummeln. Und in den Urwäldern sagen sich Braunbär und Wisent gute Nacht – vorausgesetzt, die Sonne geht unter ...

Aleksandra nippt an einem Glas Blaubeertee. Sie sitzt an unserem Nebentisch in einem Restaurant in Riga. Und schaut freundlich zu meinem Freund und mir herüber. Wir beide versuchen vergeblich, die Speisekarte auf Lettisch zu lesen ... Kurzerhand fragen wir unsere Tischnachbarin, welche Spezialität sie empfiehlt. Aleksandra, die in Riga studiert, rät uns auf Englisch zu Skandraussi – einem Kuchen, gefüllt mit Kartoffeln und Karotten. Und tatsächlich: Dieses lettische National­gericht schmeckt köstlich!

Gestern kamen mein Freund und ich in der rund 713.000 Einwohner zählenden Hauptstadt Lettlands an. Von München aus fliegt man z. B. mit airBaltic nur zweieinhalb Stunden nach Riga. Und heute werden wir uns die schönsten Ecken der Universitätsstadt ansehen, bevor wir unsere Rundreise durch Lettland starten.

Die Altstadt von Kuldiga diente schon oft als Filmkulisse

Aleksandra erzählt: Rund 6.000 Studenten leben in Riga und verleihen der Stadt ihr jugendliches, internationales Flair. Die historische Altstadt – die Vecrīga – ist hervorragend erhalten und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Sie wird geprägt von Galerien, Cafés und Shops mit junger Mode. Wir sind von der Mischung aus Alt und Neu ganz verzaubert als wir nach dem Essen in Richtung Botschaften-Viertel auf­brechen. Hier ist fast jede Hausfassade verziert mit Elementen der Art Nouveau. Riga trägt nicht ­umsonst den Beinamen Jugendstil-Hauptstadt. Das kleine Musee Art Nouveau liegt in der ­Alberta Iela und zeigt Innenräume aus der ­Epoche mit Möbeln und Kleidungsstücken.

Rundherum sind einige der schönsten Jugendstilfassaden der Stadt zu bewundern. Architketur-Fans finden in Riga aber auch herrliche Bauwerke aus den Zeiten von Barock und Renaissance. Die wohl berühmteste Renaissance-Fassade besitzt das Schwarzhäupterhaus am Rathausplatz. Und am linken Ufer der Daugava erstrecken sich im Viertel Pardaugava Straßenzeilen mit original erhaltenen Holz­häusern aus dem 19. Jahrhundert.

Der etwa 25-minütige Fußweg vom Stadtzentrum aus lohnt sich! Hübsche Märkte – z. B. der Bergs-Basar am Samstag im Stadtzentrum – bieten regionale und Bio-Produkte an. Da gibt es Kunsthandwerk, wilde Kräuter, Steinpilze und Kürbisse so groß wie Medizinbälle.

Am nächsten Tag reisen wir weiter in südwestlicher Richtung. Auf dem Bergs-Basar haben wir eine Flasche „Black Balsam“ gekauft. Der 45 %-ige Kräuterschnaps wird traditionell in Riga hergestellt. Und schmeckt besonders nach einer der deftigen Mahlzeiten, die im Zentralbaltikum beliebt sind – wie z. B. Pirogi, Spickaal oder Pfannkuchen mit Speck.

Mit dem Mietwagen fahren wir in einer knappen Stunde nach Jelgava. Die Stadt im Herzen der Region Zemgale beherbert das größte Barock-Schloss im Baltikum und schmiegt sich an die Flüsse Driksa und ­Lielupe. Prächtig liegt das Schloss auf einer Insel ­zwischen beiden Flüssen. Im Inneren sind heute die Landwirtschaftliche Universität und ein Burg-Museum untergebracht. Wer auf der Insel wandern geht, gelangt zum Naturschutzgebiet „Überflutungswiesen der Lielupe“. Hier grasen rund 50 Wildpferde. Auch andere seltene Tierarten sind heimisch.

Nachdem mein Freund und ich das Schloss bewundert haben, fahren wir raus aus der Stadt in Richtung Süden. Wir möchten eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Lettlands besuchen: den Naturpark Tervete in der Provinz Semgallen. Der gleichnamige Fluss schlängelt sich durch die dichten Kiefernwälder, im ­Themenpark lugen Holzzwerge und andere ­Fabelwesen aus dem Moos. Mein Freund und ich machen eine Bootsfahrt auf dem romantischen Gulbju-See im Naturpark – und fühlen uns zurückversetzt in eine ganz andere Zeit ...

Auch unser nächstes Ziel lässt vergessen, dass wir nicht mehr im 19. Jahrhundert leben:  die Hansestadt Kuldiga, eine der schönsten Städte Lettlands. Als wir Kuldiga erreichen, verstehen wir, weshalb hier etliche Historien-Filme gedreht wurden. Die alte Ziegelbrücke aus dem Jahr 1874, die schmalen Gässchen und Holzbauten machen den Ort zu einem leben­digen Museum. Bei Kuldiga findet sich übrigens auch der mit 249 Metern breiteste natür­liche Wasserfall Europas: Ventas Rumba.

Kilometerlanger Strand und ein Hotel im Militärgefängnis

Unser letztes Ziel ist Liepaja an der Ostsee, die drittgrößte Stadt des zentralbaltischen Staates. Rund 50 Kilometer von Litauen entfernt, findet man hier eine Universitäts- und Kulturstadt mit dem Reiz eines charmanten Bade­ortes. Der Strand von Liepaja ist kilometerlang, und der feine Sand wurde einst ohne weitere Verarbeitung in Sanduhren verwendet.

In der Altstadt gibt es ein Theater, ein Sin­fonieorchester – und die älteste erhaltene mechanische Orgel der Welt. Wer den Nervenkitzel liebt, kann hier sogar in einem alten Militärgefängnis nächtigen. Wir verbringen die Nacht statt dessen am Ostseestrand. Denn es ist fast Mittsommer und die „weißen Nächte“, in denen die Sonne nicht untergeht, sind zum Schlafen fast zu schade.

INFORMATIONEN ZU LETTLAND

Beste Reisezeit:
Mai bis September.

Klima:
Im Sommer liegen die Höchstwerte bei 25 °C, im Winter wird es nasskalt.  

Zeit:
MEZ plus 1 Stunde

Geld:
Euro.

Gesundheit:
Die Krankenkasse zahlt lediglich die nötigsten Behandlungen vor Ort.   

Essen & Trinken:
Beliebt sind Piragi (Hefeteigtaschen), gefüllt mit Pilzen, Fleisch oder Kohl.    

Unbedingt machen:
Den Naturpark Tervete besuchen.  

Unbedingt vermeiden:
Alkohol auf offener Straße trinken.  

Beliebte Mitbringsel:
Rigaer „Schwarzer Balsam“ (Kräuterschnaps), Bernsteinschmuck.

Literatur:
„Baltikum: Litauen, Lettland, Estland“, Reise Know How 2014, ca. 25 Euro. Erhältlich im Buchhandel

Auskünfte:
www.latvia.travel/de.

Rudolf Mauderer

Fotos: Latvian Tourism Development Agency, Lelde Benke, Artis Gustovikis

Rudolf Mauderer

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In Riga verführt die historische Altstadt zum Bummeln. Und in den Urwäldern sagen sich Braunbär und Wisent gute Nacht – vorausgesetzt, die Sonne geht unter ...

Aleksandra nippt an einem Glas Blaubeertee. Sie sitzt an unserem Nebentisch in einem Restaurant in Riga. Und schaut freundlich zu meinem Freund und mir herüber. Wir beide versuchen vergeblich, die Speisekarte auf Lettisch zu lesen ... Kurzerhand fragen wir unsere Tischnachbarin, welche Spezialität sie empfiehlt. Aleksandra, die in Riga studiert, rät uns auf Englisch zu Skandraussi – einem Kuchen, gefüllt mit Kartoffeln und Karotten. Und tatsächlich: Dieses lettische National­gericht schmeckt köstlich!

Gestern kamen mein Freund und ich in der rund 713.000 Einwohner zählenden Hauptstadt Lettlands an. Von München aus fliegt man z. B. mit airBaltic nur zweieinhalb Stunden nach Riga. Und heute werden wir uns die schönsten Ecken der Universitätsstadt ansehen, bevor wir unsere Rundreise durch Lettland starten.

Die Altstadt von Kuldiga diente schon oft als Filmkulisse

Aleksandra erzählt: Rund 6.000 Studenten leben in Riga und verleihen der Stadt ihr jugendliches, internationales Flair. Die historische Altstadt – die Vecrīga – ist hervorragend erhalten und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Sie wird geprägt von Galerien, Cafés und Shops mit junger Mode. Wir sind von der Mischung aus Alt und Neu ganz verzaubert als wir nach dem Essen in Richtung Botschaften-Viertel auf­brechen. Hier ist fast jede Hausfassade verziert mit Elementen der Art Nouveau. Riga trägt nicht ­umsonst den Beinamen Jugendstil-Hauptstadt. Das kleine Musee Art Nouveau liegt in der ­Alberta Iela und zeigt Innenräume aus der ­Epoche mit Möbeln und Kleidungsstücken.

Rundherum sind einige der schönsten Jugendstilfassaden der Stadt zu bewundern. Architketur-Fans finden in Riga aber auch herrliche Bauwerke aus den Zeiten von Barock und Renaissance. Die wohl berühmteste Renaissance-Fassade besitzt das Schwarzhäupterhaus am Rathausplatz. Und am linken Ufer der Daugava erstrecken sich im Viertel Pardaugava Straßenzeilen mit original erhaltenen Holz­häusern aus dem 19. Jahrhundert.

Der etwa 25-minütige Fußweg vom Stadtzentrum aus lohnt sich! Hübsche Märkte – z. B. der Bergs-Basar am Samstag im Stadtzentrum – bieten regionale und Bio-Produkte an. Da gibt es Kunsthandwerk, wilde Kräuter, Steinpilze und Kürbisse so groß wie Medizinbälle.

Am nächsten Tag reisen wir weiter in südwestlicher Richtung. Auf dem Bergs-Basar haben wir eine Flasche „Black Balsam“ gekauft. Der 45 %-ige Kräuterschnaps wird traditionell in Riga hergestellt. Und schmeckt besonders nach einer der deftigen Mahlzeiten, die im Zentralbaltikum beliebt sind – wie z. B. Pirogi, Spickaal oder Pfannkuchen mit Speck.

Mit dem Mietwagen fahren wir in einer knappen Stunde nach Jelgava. Die Stadt im Herzen der Region Zemgale beherbert das größte Barock-Schloss im Baltikum und schmiegt sich an die Flüsse Driksa und ­Lielupe. Prächtig liegt das Schloss auf einer Insel ­zwischen beiden Flüssen. Im Inneren sind heute die Landwirtschaftliche Universität und ein Burg-Museum untergebracht. Wer auf der Insel wandern geht, gelangt zum Naturschutzgebiet „Überflutungswiesen der Lielupe“. Hier grasen rund 50 Wildpferde. Auch andere seltene Tierarten sind heimisch.

Nachdem mein Freund und ich das Schloss bewundert haben, fahren wir raus aus der Stadt in Richtung Süden. Wir möchten eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Lettlands besuchen: den Naturpark Tervete in der Provinz Semgallen. Der gleichnamige Fluss schlängelt sich durch die dichten Kiefernwälder, im ­Themenpark lugen Holzzwerge und andere ­Fabelwesen aus dem Moos. Mein Freund und ich machen eine Bootsfahrt auf dem romantischen Gulbju-See im Naturpark – und fühlen uns zurückversetzt in eine ganz andere Zeit ...

Auch unser nächstes Ziel lässt vergessen, dass wir nicht mehr im 19. Jahrhundert leben:  die Hansestadt Kuldiga, eine der schönsten Städte Lettlands. Als wir Kuldiga erreichen, verstehen wir, weshalb hier etliche Historien-Filme gedreht wurden. Die alte Ziegelbrücke aus dem Jahr 1874, die schmalen Gässchen und Holzbauten machen den Ort zu einem leben­digen Museum. Bei Kuldiga findet sich übrigens auch der mit 249 Metern breiteste natür­liche Wasserfall Europas: Ventas Rumba.

Kilometerlanger Strand und ein Hotel im Militärgefängnis

Unser letztes Ziel ist Liepaja an der Ostsee, die drittgrößte Stadt des zentralbaltischen Staates. Rund 50 Kilometer von Litauen entfernt, findet man hier eine Universitäts- und Kulturstadt mit dem Reiz eines charmanten Bade­ortes. Der Strand von Liepaja ist kilometerlang, und der feine Sand wurde einst ohne weitere Verarbeitung in Sanduhren verwendet.

In der Altstadt gibt es ein Theater, ein Sin­fonieorchester – und die älteste erhaltene mechanische Orgel der Welt. Wer den Nervenkitzel liebt, kann hier sogar in einem alten Militärgefängnis nächtigen. Wir verbringen die Nacht statt dessen am Ostseestrand. Denn es ist fast Mittsommer und die „weißen Nächte“, in denen die Sonne nicht untergeht, sind zum Schlafen fast zu schade.

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Beste Reisezeit:
Mai bis September.

Klima:
Im Sommer liegen die Höchstwerte bei 25 °C, im Winter wird es nasskalt.  

Zeit:
MEZ plus 1 Stunde

Geld:
Euro.

Gesundheit:
Die Krankenkasse zahlt lediglich die nötigsten Behandlungen vor Ort.   

Essen & Trinken:
Beliebt sind Piragi (Hefeteigtaschen), gefüllt mit Pilzen, Fleisch oder Kohl.    

Unbedingt machen:
Den Naturpark Tervete besuchen.  

Unbedingt vermeiden:
Alkohol auf offener Straße trinken.  

Beliebte Mitbringsel:
Rigaer „Schwarzer Balsam“ (Kräuterschnaps), Bernsteinschmuck.

Literatur:
„Baltikum: Litauen, Lettland, Estland“, Reise Know How 2014, ca. 25 Euro. Erhältlich im Buchhandel

Auskünfte:
www.latvia.travel/de.

Rudolf Mauderer

Fotos: Latvian Tourism Development Agency, Lelde Benke, Artis Gustovikis

Rudolf Mauderer

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