Surfmekka SANTA CRUZ

Ganz klar: Kalifornien ist ein Sehnsuchtsziel – Sonne satt, Traumstrände, Palmen. Aber das ist nicht alles. Denn die Geburtsstätte des Surfens auf dem amerikanischen Festland liegt in Santa Cruz. Das Lebensgefühl des California dreaming lässt sich in der Küstenstadt auch heute hautnah erleben.

Jeden Morgen dasselbe Spielchen an der Monterey Bay. Küstennebel zieht auf – oft in Minutenschnelle. Im Laufe des Vormittags verflüchtigt sich der Schleier dann nach und nach wieder, um einem nahezu wolkenlosen Himmel Platz zu machen. Von diesem strahlt an rund 300 Tagen im Jahr die Sonne. Gleichzeitig sind die morgendlichen Nebelschwaden für den regenarmen Teil Kaliforniens ein absoluter Segen.

Die Feuchtigkeit sorgt dafür, dass es hier üppig grünt und einige der besten Weine des Landes gedeihen. All dies interessiert die Frauen und Männer mit den bunten Brettern unter dem Arm wenig. Sie alle sind auf der Suche nach der perfekten Welle nach Santa Cruz, der Surfer-Hauptstadt der USA, gekommen.

„Santa Cruz war vor mehr als 130 Jahren die Geburtsstätte des Wellenreitens auf dem amerikanischen Festland”, unterstreicht Christina Glynn nicht ohne Stolz. Gleichzeitig weißt „CeeGee”, wie sich die Powerfrau von „Visit Santa Cruz County“ selbst nennt, darauf hin, dass dieser faszinierende Sport eine weitaus längere Geschichte hat. Die Wurzeln des Surfens reichen mehr als 2.000 Jahre zurück. Denn die Mochica aus dem heutigen Peru nutzten bereits damals die Kraft der Wellen, um mit ihren primitiven Einmannfischerbooten, den „Caballitos de Totora” oder auch „straw seahorses” – übersetzt „Strohseepferde“ – zurück an Land zu gelangen.

Im Jahre 1777 berichtete schließlich ein gewisser Joseph Banks, der an Bord eines der Schiffe von Entdecker James Cook die Südsee erforschte, von Männern vor Tahiti, die aus Spaß auf einem geschnitzten Holzstück aufs Meer hinaus paddelten – um dann auf den Wellen zurück an Land zu reiten. Weit mehr als ein Jahrhundert sollten ins Land gehen, ehe der Surfsport auch die USA erreichte.

„Im Jahre 1885 waren drei hawaiianische Prinzen, die eine Militärakademie hier bei uns in Kalifornien besuchten, von den Wellen vor Santa Cruz derart begeistert, dass sie begannen, eigene Surfbretter zu bauen”, blättert CeeGee verbal ein wenig mehr im Geschichtsbuch. David Kawananakoa, Edward Keliiahonui und Jonah Kalaniana’ole besorgten sich damals bei einem ortsansässigen Schreiner dicke Bretter aus Redwood, dem berühmten Riesenmammutbaum Kaliforniens, um erste, einfache Boards zu fertigen. Vor dem heutigen Leuchtturm, etwas nördlich des Hauptstrands von Santa Cruz, stürzten sich die Neffen von König Kalakaua dann mit Begeisterung in die Fluten.

„Ihre Bretter waren extrem lang, schwer und dick in der Mitte. Sie waren perfekt, um große Wellen zu nehmen, aber schwer zu kontrollieren”, weiß CeeGee. Und so dauerte es bei aller Begeisterung für die blaublütigen Wellenreiter und ihre Künste noch gut zwei Jahrzehnte, bis das Surf-Bazillus auch die Bewohner von Santa Cruz infizierte. 1907 engagierte Eisenbahnmagnat Henry Huntington den Hawaiianer George Freeth als Lifeguard. Dieser nutzte jede Gelegenheit, Wellen zu reiten – was ihm den Beinamen „the man who walks on water” einbrachte. Und mit Freeth begann der Sport seinen endgültigen Siegeszug; Santa Cruz wurde fortan als „Surf City, USA” geadelt. Verbunden war die Sportart stets mit einem lässigen Lebensstil. Die Musik der Beach Boys mit Songs wie „Surfin’ USA” (1963) oder The Mamas and the Papas mit dem bis heute populären „California dreaming” trugen ebenso wie der Kinohit „Point Break” mit Patrick Swayze und Keanu Reeves zum Bild der Surfer-Szene in Kalifornien und speziell in Santa Cruz bei.

„Damals war das Surfen nichts für Weicheier”, lacht CeeGee, wohl wissend, dass die Pioniere unter den Wellenreitern noch aus einem ganz anderen Holz geschnitzt sein mussten. Denn das Surfen selber gestaltete sich meist als ein eher kurzes Vergnügen. Nur in Badehose bekleidet, stürzten sich die Wagemutigen in die Fluten. Wenn die Welle einen vom Brett warf oder jemand das Gleichgewicht verlor, musste er zurück an Land schwimmen – egal wie weit der Strand entfernt war. Und dies ohne Neoprenanzug. Dabei ist der Pazifik je nach Jahreszeit auch in Küstennähe nicht unbedingt muckelig warm. Am Strand wurden daher von den Surfern immer schon vor dem ersten Wellenritt Feuer entzündet, um den drohenden klappernden Zähnen etwas entgegen zu setzen. Ein weiteres Problem war, dass nach dem mehr oder weniger freiwilligen Abgang des Wellenreiters nicht selten die Bretter abgetrieben wurden oder gar an Felsbrocken zerschellten. Denn die Bretter hatten noch keine Sicherungsbänder. Probleme, deren Lösung schließlich in der Surf City entwickelt wurden und den Sport entscheidend weiterbrachten.

Ein gewisser Jack O’Neill aus San Francisco kam in den 1950er Jahren auf die Idee, aus Neopren Anzüge zu fertigen, die den ganzen Körper bedeckten und warm hielten. Er siedelte nach Santa Cruz und eröffnete den ersten und wohl berühmtesten Surfshop der Welt. Seine Neoprenanzüge wurden immer ausgefeilter – und tausendfach von anderen Herstellern kopiert. Doch O’Neill, der 2017 verstarb, bleibt eine Surf-Legende. An ihn erinnert heute ein überdimensionales Mural – ein Wandbild – am Strand von Santa Cruz. Direkt daneben, exakt an der Stelle, an der lange Jahre sein Laden und seine Produktionsstätte standen, befindet sich heute ein Hotel. Die dortige O’Neill Bar ist ganz dem Surfstar gewidmet und ist zugleich ein kleines Museum mit zahlreichen Schwarzweißfotos und einem der ersten Neoprenanzüge.

Hier wurde in den 1950er Jahren der Neoprenanzug erfunden

O‘Neills Sohn Pat hatte nicht minder großen Einfluss auf die Entwicklung des Sports. Er erfand die Sicherung, die Surfer am Fuß und Brett befestigen, um das Brett beim Kentern nicht zu verlieren. Sein Vater Jack O’Neill wurde übrigens Opfer der ersten, primitiven Sicherung und verlor bei einem Surfunfall ein Auge. Eine Augenklappe wurde danach zu seinem Markenzeichen.

Auch heute noch locken die traumhaften Bedingungen Surfer aus allen Teilen der Welt nach Santa Cruz. Bei jedem Wetter messen sie sich im Kampf mit den vermeintlich besten Wellen im Westen der USA. Fast von jeder Stelle entlang der kurvenreichen, städtischen Küstenstraße West Cliff Drives, wo einige der mondänsten Häuser von Santa Cruz zu finden sind, lassen sich die nimmermüden Wassersportler beobachten.

In dem kleinen, gerade einmal 18 Meter hohen Mark Abbott Memorial Lighthouse unweit der Steamer Lane, einem beliebten Wellenreitrevier, ist heute das Santa Cruz Surfing Museum beheimatet. Hinter dicken Backsteinmauern erzählt das 1986 eröffnete Museum vornehmlich mit historischen Fotos die Geschichte des Surfsports in den USA und speziell an der Westküste Kaliforniens. Dabei ist die Geschichte des Museums selbst eine eher traurige.

„Mark Abbott kam bei einem Surfunfall ums Leben. Seine Eltern nahmen das Geld aus seiner Lebensversicherung, um in Gedenken an ihn und seine große Leidenschaft das Museum zu errichten“, erläutert eine sichtlich betroffene CeeGee. Betrieben wird das kostenfrei zugängliche Museum heute von einem Heer an Freiwilligen, das sich vornehmlich aus ehemaligen oder in die Jahre gekommenen Surfern rekrutiert, während unmittelbar vor der Klippe die junge Generation ihre Sprünge zeigt.

„Santa Cruz ist mit seinen verschiedenen Buchten und Stränden ein perfektes Surfrevier für jedermann“, rührt CeeGee kräftig die Werbetrommel für ihre Heimat. An einigen Stränden sind kleine Wellen, die optimal für Einsteiger sind, zu finden, in anderen Bereichen der Küste werden die Wellen bis zu sieben Meter hoch.

„Die langen, schweren und nur bedingt steuerbaren Bretter, wie sie die hawaiianischen Prinzen nutzten, waren für diese Anforderungen suboptimal“, begründet CeeGee, warum die Bretter im Laufe der Jahre immer kürzer, deutlich leichter und wendiger wurden. Gleichzeitig wurden die Surfer immer mutiger und wagten sich weiter raus auf den Pazifik. Dabei wurden etwa bei Año Nuevo am Nordrand des Santa Cruz Countys gigantische Wellen entdeckt. Noch höhere Wellen von bis zu 20 Metern tauchen mitunter ein paar Meilen außerhalb der Half Moon Bay auf. Die so genannten „Mavericks”, die ein gewisser Jeff Clark in den frühen 1980er Jahren entdeckt haben will, haben Magnetwirkung für die Profis unter den Könnern.

Leider kommen Zuschauer nicht in den Genuss, den Ritt auf den Wellen aus nächster Nähe zu beobachten. Allenfalls vom Helikopter aus. Aber so groß ist das Interesse der meisten dann auch wieder nicht. Fest steht: Das Gesicht von Santa Cruz hat sich in den 1990er Jahren mit dem wirtschaftlichen Aufschwung im Silicon Valley massiv gewandelt. Holzhütten und Lehmstraßen mussten stilvollen Häusern und Asphaltstraßen weichen. Geblieben aber ist die Begeisterung für das Surfen. Mit Travis Reynolds und Buck Noe gibt es noch immer zwei Ikonen, die handgefertigte Surfboards feilbieten. Und Ryan Buell ist mit seinen „Wetsuits“ ein stückweit in die Fußstapfen von Jack O’Neill getreten, während Profisurfer wie Nat Young und Nic Lamb mit ihren Erfolgen international ihre sportliche Heimat Santa Cruz in den Fokus rücken.

Autor: Karsten-Thilo Raab

© Fotos: Karsten-Thilo Raab, fotolia.com @ Dudarev Mikail, Visit Santa Cruz County

Karsten-Thilo Raab
Karsten-Thilo Raab berichtet seit rund drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 (Reise-)Büchern, Wanderführern, Radführern und Bildbänden gemacht.
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Ganz klar: Kalifornien ist ein Sehnsuchtsziel – Sonne satt, Traumstrände, Palmen. Aber das ist nicht alles. Denn die Geburtsstätte des Surfens auf dem amerikanischen Festland liegt in Santa Cruz. Das Lebensgefühl des California dreaming lässt sich in der Küstenstadt auch heute hautnah erleben.

Jeden Morgen dasselbe Spielchen an der Monterey Bay. Küstennebel zieht auf – oft in Minutenschnelle. Im Laufe des Vormittags verflüchtigt sich der Schleier dann nach und nach wieder, um einem nahezu wolkenlosen Himmel Platz zu machen. Von diesem strahlt an rund 300 Tagen im Jahr die Sonne. Gleichzeitig sind die morgendlichen Nebelschwaden für den regenarmen Teil Kaliforniens ein absoluter Segen.

Die Feuchtigkeit sorgt dafür, dass es hier üppig grünt und einige der besten Weine des Landes gedeihen. All dies interessiert die Frauen und Männer mit den bunten Brettern unter dem Arm wenig. Sie alle sind auf der Suche nach der perfekten Welle nach Santa Cruz, der Surfer-Hauptstadt der USA, gekommen.

„Santa Cruz war vor mehr als 130 Jahren die Geburtsstätte des Wellenreitens auf dem amerikanischen Festland”, unterstreicht Christina Glynn nicht ohne Stolz. Gleichzeitig weißt „CeeGee”, wie sich die Powerfrau von „Visit Santa Cruz County“ selbst nennt, darauf hin, dass dieser faszinierende Sport eine weitaus längere Geschichte hat. Die Wurzeln des Surfens reichen mehr als 2.000 Jahre zurück. Denn die Mochica aus dem heutigen Peru nutzten bereits damals die Kraft der Wellen, um mit ihren primitiven Einmannfischerbooten, den „Caballitos de Totora” oder auch „straw seahorses” – übersetzt „Strohseepferde“ – zurück an Land zu gelangen.

Im Jahre 1777 berichtete schließlich ein gewisser Joseph Banks, der an Bord eines der Schiffe von Entdecker James Cook die Südsee erforschte, von Männern vor Tahiti, die aus Spaß auf einem geschnitzten Holzstück aufs Meer hinaus paddelten – um dann auf den Wellen zurück an Land zu reiten. Weit mehr als ein Jahrhundert sollten ins Land gehen, ehe der Surfsport auch die USA erreichte.

„Im Jahre 1885 waren drei hawaiianische Prinzen, die eine Militärakademie hier bei uns in Kalifornien besuchten, von den Wellen vor Santa Cruz derart begeistert, dass sie begannen, eigene Surfbretter zu bauen”, blättert CeeGee verbal ein wenig mehr im Geschichtsbuch. David Kawananakoa, Edward Keliiahonui und Jonah Kalaniana’ole besorgten sich damals bei einem ortsansässigen Schreiner dicke Bretter aus Redwood, dem berühmten Riesenmammutbaum Kaliforniens, um erste, einfache Boards zu fertigen. Vor dem heutigen Leuchtturm, etwas nördlich des Hauptstrands von Santa Cruz, stürzten sich die Neffen von König Kalakaua dann mit Begeisterung in die Fluten.

„Ihre Bretter waren extrem lang, schwer und dick in der Mitte. Sie waren perfekt, um große Wellen zu nehmen, aber schwer zu kontrollieren”, weiß CeeGee. Und so dauerte es bei aller Begeisterung für die blaublütigen Wellenreiter und ihre Künste noch gut zwei Jahrzehnte, bis das Surf-Bazillus auch die Bewohner von Santa Cruz infizierte. 1907 engagierte Eisenbahnmagnat Henry Huntington den Hawaiianer George Freeth als Lifeguard. Dieser nutzte jede Gelegenheit, Wellen zu reiten – was ihm den Beinamen „the man who walks on water” einbrachte. Und mit Freeth begann der Sport seinen endgültigen Siegeszug; Santa Cruz wurde fortan als „Surf City, USA” geadelt. Verbunden war die Sportart stets mit einem lässigen Lebensstil. Die Musik der Beach Boys mit Songs wie „Surfin’ USA” (1963) oder The Mamas and the Papas mit dem bis heute populären „California dreaming” trugen ebenso wie der Kinohit „Point Break” mit Patrick Swayze und Keanu Reeves zum Bild der Surfer-Szene in Kalifornien und speziell in Santa Cruz bei.

„Damals war das Surfen nichts für Weicheier”, lacht CeeGee, wohl wissend, dass die Pioniere unter den Wellenreitern noch aus einem ganz anderen Holz geschnitzt sein mussten. Denn das Surfen selber gestaltete sich meist als ein eher kurzes Vergnügen. Nur in Badehose bekleidet, stürzten sich die Wagemutigen in die Fluten. Wenn die Welle einen vom Brett warf oder jemand das Gleichgewicht verlor, musste er zurück an Land schwimmen – egal wie weit der Strand entfernt war. Und dies ohne Neoprenanzug. Dabei ist der Pazifik je nach Jahreszeit auch in Küstennähe nicht unbedingt muckelig warm. Am Strand wurden daher von den Surfern immer schon vor dem ersten Wellenritt Feuer entzündet, um den drohenden klappernden Zähnen etwas entgegen zu setzen. Ein weiteres Problem war, dass nach dem mehr oder weniger freiwilligen Abgang des Wellenreiters nicht selten die Bretter abgetrieben wurden oder gar an Felsbrocken zerschellten. Denn die Bretter hatten noch keine Sicherungsbänder. Probleme, deren Lösung schließlich in der Surf City entwickelt wurden und den Sport entscheidend weiterbrachten.

Ein gewisser Jack O’Neill aus San Francisco kam in den 1950er Jahren auf die Idee, aus Neopren Anzüge zu fertigen, die den ganzen Körper bedeckten und warm hielten. Er siedelte nach Santa Cruz und eröffnete den ersten und wohl berühmtesten Surfshop der Welt. Seine Neoprenanzüge wurden immer ausgefeilter – und tausendfach von anderen Herstellern kopiert. Doch O’Neill, der 2017 verstarb, bleibt eine Surf-Legende. An ihn erinnert heute ein überdimensionales Mural – ein Wandbild – am Strand von Santa Cruz. Direkt daneben, exakt an der Stelle, an der lange Jahre sein Laden und seine Produktionsstätte standen, befindet sich heute ein Hotel. Die dortige O’Neill Bar ist ganz dem Surfstar gewidmet und ist zugleich ein kleines Museum mit zahlreichen Schwarzweißfotos und einem der ersten Neoprenanzüge.

Hier wurde in den 1950er Jahren der Neoprenanzug erfunden

O‘Neills Sohn Pat hatte nicht minder großen Einfluss auf die Entwicklung des Sports. Er erfand die Sicherung, die Surfer am Fuß und Brett befestigen, um das Brett beim Kentern nicht zu verlieren. Sein Vater Jack O’Neill wurde übrigens Opfer der ersten, primitiven Sicherung und verlor bei einem Surfunfall ein Auge. Eine Augenklappe wurde danach zu seinem Markenzeichen.

Auch heute noch locken die traumhaften Bedingungen Surfer aus allen Teilen der Welt nach Santa Cruz. Bei jedem Wetter messen sie sich im Kampf mit den vermeintlich besten Wellen im Westen der USA. Fast von jeder Stelle entlang der kurvenreichen, städtischen Küstenstraße West Cliff Drives, wo einige der mondänsten Häuser von Santa Cruz zu finden sind, lassen sich die nimmermüden Wassersportler beobachten.

In dem kleinen, gerade einmal 18 Meter hohen Mark Abbott Memorial Lighthouse unweit der Steamer Lane, einem beliebten Wellenreitrevier, ist heute das Santa Cruz Surfing Museum beheimatet. Hinter dicken Backsteinmauern erzählt das 1986 eröffnete Museum vornehmlich mit historischen Fotos die Geschichte des Surfsports in den USA und speziell an der Westküste Kaliforniens. Dabei ist die Geschichte des Museums selbst eine eher traurige.

„Mark Abbott kam bei einem Surfunfall ums Leben. Seine Eltern nahmen das Geld aus seiner Lebensversicherung, um in Gedenken an ihn und seine große Leidenschaft das Museum zu errichten“, erläutert eine sichtlich betroffene CeeGee. Betrieben wird das kostenfrei zugängliche Museum heute von einem Heer an Freiwilligen, das sich vornehmlich aus ehemaligen oder in die Jahre gekommenen Surfern rekrutiert, während unmittelbar vor der Klippe die junge Generation ihre Sprünge zeigt.

„Santa Cruz ist mit seinen verschiedenen Buchten und Stränden ein perfektes Surfrevier für jedermann“, rührt CeeGee kräftig die Werbetrommel für ihre Heimat. An einigen Stränden sind kleine Wellen, die optimal für Einsteiger sind, zu finden, in anderen Bereichen der Küste werden die Wellen bis zu sieben Meter hoch.

„Die langen, schweren und nur bedingt steuerbaren Bretter, wie sie die hawaiianischen Prinzen nutzten, waren für diese Anforderungen suboptimal“, begründet CeeGee, warum die Bretter im Laufe der Jahre immer kürzer, deutlich leichter und wendiger wurden. Gleichzeitig wurden die Surfer immer mutiger und wagten sich weiter raus auf den Pazifik. Dabei wurden etwa bei Año Nuevo am Nordrand des Santa Cruz Countys gigantische Wellen entdeckt. Noch höhere Wellen von bis zu 20 Metern tauchen mitunter ein paar Meilen außerhalb der Half Moon Bay auf. Die so genannten „Mavericks”, die ein gewisser Jeff Clark in den frühen 1980er Jahren entdeckt haben will, haben Magnetwirkung für die Profis unter den Könnern.

Leider kommen Zuschauer nicht in den Genuss, den Ritt auf den Wellen aus nächster Nähe zu beobachten. Allenfalls vom Helikopter aus. Aber so groß ist das Interesse der meisten dann auch wieder nicht. Fest steht: Das Gesicht von Santa Cruz hat sich in den 1990er Jahren mit dem wirtschaftlichen Aufschwung im Silicon Valley massiv gewandelt. Holzhütten und Lehmstraßen mussten stilvollen Häusern und Asphaltstraßen weichen. Geblieben aber ist die Begeisterung für das Surfen. Mit Travis Reynolds und Buck Noe gibt es noch immer zwei Ikonen, die handgefertigte Surfboards feilbieten. Und Ryan Buell ist mit seinen „Wetsuits“ ein stückweit in die Fußstapfen von Jack O’Neill getreten, während Profisurfer wie Nat Young und Nic Lamb mit ihren Erfolgen international ihre sportliche Heimat Santa Cruz in den Fokus rücken.

Autor: Karsten-Thilo Raab

© Fotos: Karsten-Thilo Raab, fotolia.com @ Dudarev Mikail, Visit Santa Cruz County

Karsten-Thilo Raab
Karsten-Thilo Raab berichtet seit rund drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 (Reise-)Büchern, Wanderführern, Radführern und Bildbänden gemacht.
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