Wenn Kate Winslet ihr romantisches Cottage in einer kleinen Pendlergemeinde vor London gegen die Luxusvilla von Cameron Diaz in Los Angeles tauscht, dann ist das ganz großes Gefühlskino. Tatsächlich geht sowas auch im echten Leben. Heißt dann halt nicht „The Holiday“ sondern „Home-Swapping“ oder ganz einfach „Haustausch“. Geht natürlich auch mit Wohnungen. In Zeiten des Internets werden Abwicklung, Sicherheit und Fangemeinde immer größer. Nicht immer wird eine Lovestory daraus. Aber zu 94 Prozent gibt es ein Happy End. Das sagen zumindest Statistiken. Und wenn man sich die vielen Erfahrungsberichte durchliest, dann erkennt man schnell, dass ganz viel Spannung, überraschende Erlebnisse und rührende Gesten dazu gehören.
Auf den ersten Blick scheint der günstige Urlaub die wichtigste Motivation zu sein. Denn außer einer Mitgliedsgebühr für das Onlineportal und eventuellen Versicherungen fallen für die Unterkunft keine Kosten an. So können auch Menschen mit kleinem Reisebudget und Familien mit mehreren Kindern die Welt erkunden. Vorausgesetzt, sie haben selbst ein attraktives Zuhause zu bieten. Wenn man genauer hinsieht, erkennt man aber schnell, dass diese Art des Reisens noch weitere Aspekte mit sich bringt, die nachhaltig begeistern und sogar langfristig binden. Denn wer es einmal gemacht hat, tut es immer wieder.
Das Abenteuer beginnt schon bei der Auswahl des Reiseziels. Hier bestimmen nicht nur eigene Vorstellungen und Wünsche den tatsächlichen Urlaubsort. Oft kommen Tauschanfragen herein, die einen dann in eine Gegend führen, auf die man von selbst vielleicht nie gekommen wäre. Statt in New York wohnt man dann vielleicht in Philadelphia, statt in Rom in Florenz – oder man entschließt sich, kurzfristig auf ein Tauschangebot aus Norwegen einzugehen, obwohl man eigentlich keinen Urlaub geplant hatte. Ein Großteil der Home-Swapper hat sich heute darauf verlegt, sich mehr vom Zufallsprinzip als von einem vermeintlichen Traumziel leiten zu lassen, weil die Erfahrung gezeigt hat, dass dabei oft die schönsten Urlaubserlebnisse entstehen. Denn wer bereit ist, sich in einem fremden Nest niederzulassen, der ist meist auch offen für weitere Überraschungen. Am Ende führt das häufig dazu, dass man mehr Urlaub macht als früher – und letztendlich nichts spart. Dafür aber ganz viel erlebt.
„Der Aufenthalt in einer bezahlten Unterkunft wird zunehmend als kalt und unpersönlich empfunden. Da der Haustausch auf kostenloser Gastfreundschaft basiert, bietet er eine ganz neue Erfahrung: in echten, authentischen Häusern zu wohnen und sich als Gast willkommen zu fühlen“, so Emmanuel Arnaud, CEO der Plattform HomeExchange. Und es stimmt: Einer der spannendsten Momente bei dieser Art des Reisens ist sicherlich, wenn sich der Schlüssel zur Urlaubswohnung im Schloss dreht – und sich die Tür öffnet. Wenn einem der Geruch eines anderen Lebens zum ersten Mal in die Nase steigt und man die Räume erkundet. Langsam erobert man dann das neue Terrain, findet heraus, wo die Kaffeefilter stehen, wo morgens die Sonne aufgeht und wo man am Abend gemütlich ein Buch lesen kann. Vom Föhn bis zum Toaster, vom Kinderspielzeug bis zur DVD-Sammlung, vom W-Lan-Anschluss bis zur Nahrungs-Grundversorgung für den ersten Tag ist alles vorhanden. Dazu gehört normalerweise auch eine Mappe mit Tipps und Ratschlägen – und die ist oftmals der wahre Schatz des Haustausch-Urlaubs. Wo ist der beste Italiener, welches ist der schönste Park, wann ist Open-Air-Kino oder Weinfest, wo ist der nächste Supermarkt? Es folgen Tage des Entdeckens und Ausprobierens. Man lernt die Nachbarn kennen, wird vielleicht zum Grillen eingeladen, man gießt die Blumen und füttert die Katze, geht einkaufen und bummeln, man wundert und freut sich und fühlt sich bald ein bisschen wie ein Einheimischer. Währenddessen geht es den anderen zuhause genauso. Die eigenen vier Wände werden von ihren neuen Bewohnern in Besitz genommen.
Wer eher ängstlich und verschlossen ist, der wird sich mit dieser Art des Urlaubs vermutlich schwertun. Und plagt sich dann mit allen möglichen Gedanken: „Hoffentlich verkratzen sie den neuen Fußboden nicht, wühlen nicht in unseren Sachen herum oder verärgern den Postboten …“ Aber, laut den Betreibern der bekannten und seriösen Home-Swapping-Plattformen hat sich gezeigt: Wer vertraut, gewinnt. Außer Bagatellschäden kam es noch bei keiner der Plattformen zu Klagen oder Rechtsprozessen. Und bei besagten Bagatellschäden kann es durchaus zu originellen Entschädigungen kommen: Ein zerbrochener Teller gegen einen Besuch in der Tate Gallery. Ein Fleck im Teppich gegen zehn Nächte im Wasserbett. Ein vertrockneter Blumentopf gegen eine Outdoorküche mit Blick auf die Golden Gate Bridge. Man tauscht wie früher beim Bilder-Quartett. Nur dass hier neue Erlebnisse gegen steife Privatsphäre eingelöst werden. Das eigene Zuhause ist ein wertvolles Pfand – man geht mit dem geliehenen Wohnraum pfleglich um, weil man sich wünscht und erwartet, dass die anderen es genauso tun. Die Rechnung scheint aufzugehen. Zumindest für Nicht-Erbsenzähler. Wer Mietpreise gegeneinander aufrechnet, Gläser im Schrank zählt oder unter dem Bett nach Wollmäusen sucht, wird keine Freude haben. Denn jedes Zuhause ist anders. Und ganz genau weiß man eben nie, wo hinein einen die nächste Home-Swapping-Reise führt ...
Im Internet sucht man sich ein ansprechendes und vertrauenswürdiges Portal aus. Am besten eines, das schon länger am Markt ist und viele Mitglieder hat. Die meisten Portale verlangen für die Mitgliedschaft eine Jahresgebühr. Dann tauscht man entweder Haus gegen Haus oder man sammelt Punkte, die man einlösen kann. Das bedeutet: Man muss durch das Punkte-System nicht zwangsläufig in das Haus ziehen, dessen Besitzer man aufgenommen hat und umgekehrt. Viele Portale bieten auch Sicherheitspakete an.
Bei der Anmeldung werden die persönlichen Daten hinterlegt.
Das eigene Zuhause muss fotografiert und beschrieben werden – ebenso die Umgebung und die Besitzer selbst.
Danach stellt man Anfragen bei Wohnungen und Häusern, die einem gut gefallen. Gleichzeitig bekommt man selbst auch Anfragen von anderen Home-Swappern.
Wenn man sich für jemanden entschieden hat, werden Details abgesprochen (Zeit, Schlüsselübergabe, Personenzahl, Haustiere, Auto etc.)
Autor: Andrea Lang
Die bekanntesten Tauschportale: homeexchange.com, intervac-homeexchange.com, lovehomeswap.com, homelink.de
© Fotos: istockphoto.com/fizkes
Wenn Kate Winslet ihr romantisches Cottage in einer kleinen Pendlergemeinde vor London gegen die Luxusvilla von Cameron Diaz in Los Angeles tauscht, dann ist das ganz großes Gefühlskino. Tatsächlich geht sowas auch im echten Leben. Heißt dann halt nicht „The Holiday“ sondern „Home-Swapping“ oder ganz einfach „Haustausch“. Geht natürlich auch mit Wohnungen. In Zeiten des Internets werden Abwicklung, Sicherheit und Fangemeinde immer größer. Nicht immer wird eine Lovestory daraus. Aber zu 94 Prozent gibt es ein Happy End. Das sagen zumindest Statistiken. Und wenn man sich die vielen Erfahrungsberichte durchliest, dann erkennt man schnell, dass ganz viel Spannung, überraschende Erlebnisse und rührende Gesten dazu gehören.
Auf den ersten Blick scheint der günstige Urlaub die wichtigste Motivation zu sein. Denn außer einer Mitgliedsgebühr für das Onlineportal und eventuellen Versicherungen fallen für die Unterkunft keine Kosten an. So können auch Menschen mit kleinem Reisebudget und Familien mit mehreren Kindern die Welt erkunden. Vorausgesetzt, sie haben selbst ein attraktives Zuhause zu bieten. Wenn man genauer hinsieht, erkennt man aber schnell, dass diese Art des Reisens noch weitere Aspekte mit sich bringt, die nachhaltig begeistern und sogar langfristig binden. Denn wer es einmal gemacht hat, tut es immer wieder.
Das Abenteuer beginnt schon bei der Auswahl des Reiseziels. Hier bestimmen nicht nur eigene Vorstellungen und Wünsche den tatsächlichen Urlaubsort. Oft kommen Tauschanfragen herein, die einen dann in eine Gegend führen, auf die man von selbst vielleicht nie gekommen wäre. Statt in New York wohnt man dann vielleicht in Philadelphia, statt in Rom in Florenz – oder man entschließt sich, kurzfristig auf ein Tauschangebot aus Norwegen einzugehen, obwohl man eigentlich keinen Urlaub geplant hatte. Ein Großteil der Home-Swapper hat sich heute darauf verlegt, sich mehr vom Zufallsprinzip als von einem vermeintlichen Traumziel leiten zu lassen, weil die Erfahrung gezeigt hat, dass dabei oft die schönsten Urlaubserlebnisse entstehen. Denn wer bereit ist, sich in einem fremden Nest niederzulassen, der ist meist auch offen für weitere Überraschungen. Am Ende führt das häufig dazu, dass man mehr Urlaub macht als früher – und letztendlich nichts spart. Dafür aber ganz viel erlebt.
„Der Aufenthalt in einer bezahlten Unterkunft wird zunehmend als kalt und unpersönlich empfunden. Da der Haustausch auf kostenloser Gastfreundschaft basiert, bietet er eine ganz neue Erfahrung: in echten, authentischen Häusern zu wohnen und sich als Gast willkommen zu fühlen“, so Emmanuel Arnaud, CEO der Plattform HomeExchange. Und es stimmt: Einer der spannendsten Momente bei dieser Art des Reisens ist sicherlich, wenn sich der Schlüssel zur Urlaubswohnung im Schloss dreht – und sich die Tür öffnet. Wenn einem der Geruch eines anderen Lebens zum ersten Mal in die Nase steigt und man die Räume erkundet. Langsam erobert man dann das neue Terrain, findet heraus, wo die Kaffeefilter stehen, wo morgens die Sonne aufgeht und wo man am Abend gemütlich ein Buch lesen kann. Vom Föhn bis zum Toaster, vom Kinderspielzeug bis zur DVD-Sammlung, vom W-Lan-Anschluss bis zur Nahrungs-Grundversorgung für den ersten Tag ist alles vorhanden. Dazu gehört normalerweise auch eine Mappe mit Tipps und Ratschlägen – und die ist oftmals der wahre Schatz des Haustausch-Urlaubs. Wo ist der beste Italiener, welches ist der schönste Park, wann ist Open-Air-Kino oder Weinfest, wo ist der nächste Supermarkt? Es folgen Tage des Entdeckens und Ausprobierens. Man lernt die Nachbarn kennen, wird vielleicht zum Grillen eingeladen, man gießt die Blumen und füttert die Katze, geht einkaufen und bummeln, man wundert und freut sich und fühlt sich bald ein bisschen wie ein Einheimischer. Währenddessen geht es den anderen zuhause genauso. Die eigenen vier Wände werden von ihren neuen Bewohnern in Besitz genommen.
Wer eher ängstlich und verschlossen ist, der wird sich mit dieser Art des Urlaubs vermutlich schwertun. Und plagt sich dann mit allen möglichen Gedanken: „Hoffentlich verkratzen sie den neuen Fußboden nicht, wühlen nicht in unseren Sachen herum oder verärgern den Postboten …“ Aber, laut den Betreibern der bekannten und seriösen Home-Swapping-Plattformen hat sich gezeigt: Wer vertraut, gewinnt. Außer Bagatellschäden kam es noch bei keiner der Plattformen zu Klagen oder Rechtsprozessen. Und bei besagten Bagatellschäden kann es durchaus zu originellen Entschädigungen kommen: Ein zerbrochener Teller gegen einen Besuch in der Tate Gallery. Ein Fleck im Teppich gegen zehn Nächte im Wasserbett. Ein vertrockneter Blumentopf gegen eine Outdoorküche mit Blick auf die Golden Gate Bridge. Man tauscht wie früher beim Bilder-Quartett. Nur dass hier neue Erlebnisse gegen steife Privatsphäre eingelöst werden. Das eigene Zuhause ist ein wertvolles Pfand – man geht mit dem geliehenen Wohnraum pfleglich um, weil man sich wünscht und erwartet, dass die anderen es genauso tun. Die Rechnung scheint aufzugehen. Zumindest für Nicht-Erbsenzähler. Wer Mietpreise gegeneinander aufrechnet, Gläser im Schrank zählt oder unter dem Bett nach Wollmäusen sucht, wird keine Freude haben. Denn jedes Zuhause ist anders. Und ganz genau weiß man eben nie, wo hinein einen die nächste Home-Swapping-Reise führt ...
Im Internet sucht man sich ein ansprechendes und vertrauenswürdiges Portal aus. Am besten eines, das schon länger am Markt ist und viele Mitglieder hat. Die meisten Portale verlangen für die Mitgliedschaft eine Jahresgebühr. Dann tauscht man entweder Haus gegen Haus oder man sammelt Punkte, die man einlösen kann. Das bedeutet: Man muss durch das Punkte-System nicht zwangsläufig in das Haus ziehen, dessen Besitzer man aufgenommen hat und umgekehrt. Viele Portale bieten auch Sicherheitspakete an.
Bei der Anmeldung werden die persönlichen Daten hinterlegt.
Das eigene Zuhause muss fotografiert und beschrieben werden – ebenso die Umgebung und die Besitzer selbst.
Danach stellt man Anfragen bei Wohnungen und Häusern, die einem gut gefallen. Gleichzeitig bekommt man selbst auch Anfragen von anderen Home-Swappern.
Wenn man sich für jemanden entschieden hat, werden Details abgesprochen (Zeit, Schlüsselübergabe, Personenzahl, Haustiere, Auto etc.)
Autor: Andrea Lang
Die bekanntesten Tauschportale: homeexchange.com, intervac-homeexchange.com, lovehomeswap.com, homelink.de
© Fotos: istockphoto.com/fizkes
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