Dank der geschmackvollen Innenausstattung auf hohem Niveau, bietet mir meine vorübergehende Residenz einen erholsamen Ruhepol inmitten der quirligen portugiesischen Metropole. Der Altbau wurde vor wenigen Jahren saniert und auf die Bedürfnisse von Familien mit Kindern, die eine Städtereise unternehmen möchten abgestimmt. Hier können Eltern ihre Kleinen in einem eigens eingerichteten und betreuten Spielbereich lassen, während sie die Stadt und ihre Reize alleine erkunden. Ein tolles Konzept, denke ich mir
Mein Blick schweift weiter über den Tejo zur Brücke des 25. April, benannt nach der portugiesischen Nelkenrevolution, bis zur Statue Christo Rei, der weithin sichtbaren Christusstatue. Sie ist das kleinere Pendant zu der Statue im brasilianischen Rio de Janeiro. Großartig, der Blick aus diesem Hotel und die ungemein zentrale Lage. Zeit wird es, dass ich die Stadt in der Vorweihnachtszeit erkunde.
Die steile Gasse, in der mein Hotel liegt, führt mich vorbei an Lissabons berühmtester Weinbar mit einem Himmel aus Weinflaschen, direkt zum Praca Luis de Camoes, auf dem in diesen Tagen in der Weihnachtszeit eine riesige, blau erleuchtete Christbaumkugel mit dem Schriftzug Lisboa davor aufgebaut ist. In diese Kugel kann man sogar hineingehen und sich von der Weihnachtsatmosphäre verzaubern lassen. Kleine Buden bieten portugiesische Spezialitäten und Kunsthandwerk an.
Ich setze meinen Weg fort und schmunzle über die Menschenschlange am Café A Brasiliera, das Lieblingscafe des portugiesischen Dichters Fernando Pessoas, dessen Bronzestatue vor dem Gebäude zu sehen ist. Als ob der Geist und die kulturelle Inspiration des berühmten Dichters auf die kaffeetrinkenden Besucher übergehen würde, strömen die Literatur- und kaffeedurstigen Besucher in die gründerzeitliche Halle hinein. Wie gut, dass sich direkt daneben ein namenloses Café mit besonders guten Backwaren und Spezialitäten befindet. Hierher verlieren sich nur wenige Touristen. Ich beginne hier meinen kulinarischen Tag mit dem Bolo Rei, dem Königskuchen, der zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag gegessen wird. Es ist ein Kranzkuchen mit Rosinen, Nüssen und kandierten Früchten. Im Kuchen versteckt ist traditionell eine Bohne. Wer die findet muss den nächsten Königskuchen bezahlen, so ist die Tradition.
Es gibt in Lissabon wohl kaum eine bekanntere Straßenbahnlinie, als die mit der Nummer 28. Die gelbe und traditionell gehaltene Tram ist beliebt bei Touristen, weil sie durch die engen Gassen An zahlreichen Sehenswürdigkeiten vorbeigeht. Da ich mir in der nahe gelegenen U-Bahn-Station bereits ein Tagesticket für den gesamten Innenstadt-Nahverkehr beschafft habe, beschließe ich mit der just quietschend herannahenden Linie 28, die ich ja bereits von meinem Hotel Fenster aus beobachten konnte, mitzufahren.
Durch enge Kurven und steile Gassen geht es vorbei an Kirchen und Plätzen bis hinauf zum Miraduro de Santa Luzia, jenem Aussichtspunkt über der Altstadt, an dem sich gerade in den frühen Morgenstunden ein traumhafter Blick über die Dächer, Kirchen und Plätze der Stadt bis hinunter zum Hafen eröffnet. Hinter mir erhebt sich das Castelo de San Jorge und die Kirche Igreja de Sao Vicente de Fora. Romantisch geht es zu am Miradouro de Santa Luzia. Paare lassen sich im Licht der aufgehenden Sonne vor der Kulisse der Bucht fotografieren.
Lissabon hat viele romantische Plätze, verwinkelte Gassen und historische Gebäude zu bieten, die nicht selten mit den berühmten Fliesen, den Azulejos, verziert sind. Diese Tradition der Dekoration von Böden und Wänden gefiel vor allem den portugiesischen Königen seit dem 15. Jahrhundert und erlangte daher in der Architektur einen herausragenden Platz. Der praktische Nutzen dieser Verschönerung liegt in der Isolierung und dem Feuerschutz, den das Haus dadurch erlangt. Besonders in der Rue da Trinidade lassen sich bis heute solche Fliesenhauswände erkennen. Aber auch zwischen den modernen Gebäuden Lissabons gibt es immer wieder Häuser, die traditionell gefliest sind. Es macht Spaß durch die Gassen und Straßen zu streifen und sich das bunte Gesicht der Stadt anzuschauen.
Mich zieht es weiter durch die Innenstadt, vorbei am berühmten Elevator de Santa Justa an dem sich bereits Schlangen gebildet haben. Alle wollen den beliebten Aussichtspunkt erklimmen und über die Stadt schauen. Ich erreiche die Rue Augusta, die prächtig mit Marmor geflieste Einkaufsstraße, an der zu jeder Tageszeit das Leben pulsiert. Mittlerweile ist die Sonne fast untergegangen und die Weihnachtsbeleuchtung setzt ein. Vom Praca Dom Pedro lV. kommend, auf dem sich der bekannte Weihnachtsmarkt Rossio Christma Market mit bei dem großen, erleuchteten Weihnachtsbaum befindet, genieße ich meinen Spaziergang durch das mit Engelsfiguren erleuchtete Lissabon hinab zum Praca do Comercio am Ufer der Stadt am Miradoro do Rio Tejo. Hell erleuchtet und dekoriert sind die Fassaden der Häuser auf dieser Haupteinkaufstraße, die am Arco da Rua Augusta auf dem gewaltigen Platz endet.
Hier befindet sich Lissabons größter Weihnachtsbaum mit einer Höhe von 62 Metern, der alljährlich am 30. November feierlich eingeweiht wird und die Weihnachtszeit eröffnet. In diesen künstlichen, aber nichtsdestotrotz stimmungsvoll anmutenden Weihnachtsbaum mit seiner reichhaltigen Dekoration und Beleuchtung kann ich als Besucher ähnlich wie in die Kugel am Praca Luis de Camoes hineingehen und mich mit einem Blick nach oben in die Spitze des Baums von der Weihnachtsatmosphäre verzaubern lassen. Die Stimmung der weihnachtlichen Beleuchtung Lissabons in mich aufsaugend, spaziere ich über den Platz, vorbei an den skurrilen Skulpturen des britisch-deutschen Künstlers Tony Cragg, wer seine Heimat im bergischen Land in Wuppertal und sich hier auf dem Platz mit seinen beachtenswerten Skulpturen verwirklicht hat. Diese stehen zwar das ganze Jahr hier, fügen sich aber dank ihrer silbernen Färbung ausgezeichnet in die Weihnachtsatmosphäre Lissabons ein. Zu schade ist es mir, die zahlreichen und sehenswerten Museen Lissabons in diesen Tagen zu besuchen, ob der festlichen Beleuchtung auf den Straßen, die ein einziges Museum an sich sind und in der Vorweihnachtszeit ein absolutes Muss für jeden Besucher.
Nach so ausgiebigen Spaziergängen durch die weihnachtliche Metropole Lissabon, zieht es mich zu den kulinarischen Freuden der Stadt. Da ich nun einmal zu Weihnachten mit Sternen angefangen habe, setze ich auch kulinarisch meine Reise mit Sternen fort und ich begebe mich zum wohl berühmtesten Restaurant der Stadt, das von dem zwei-Sterne-Koch Jose Avillez hier betrieben wird. Dabei hat der 2-Sterner mittlerweile 18 Restaurants und damit ein gewaltiges Gastroimperium in Portugal geschaffen. Mit dunkler Mähne und grau meliertem Bart mutet der kulinarische Künstler an wie ein portugiesischer Seefahrer vergangener Zeiten. Und genau da möchte Avillez auch anknüpfen. Die furchtlosen, portugiesischen Männer die wie einst Vasco da Gama der wohl berühmteste Seefahrer Portugals auf allen Weltmeeren unterwegs waren, brachten aus aller Welt Gerichte, Gewürze und kulinarische Köstlichkeiten mit in die Heimat nach Portugal. Aus dieser Mixtur, aus diesem multikulturellen Erbe kulinarischer Natur, formt der Küchenchef seine einzigartige Note. Die Spezialität in seinem Haus ist selbstverständlich der Kabeljau, der in getrockneter Form den Bacalhau als wohl berühmtestes portugiesisches Gericht kennzeichnet. Avillez ist ein Weltenbummler, der die exotischen Elemente seiner Reisen in seine Küche getragen hat. Da sind Chili, oder in Portugal Piri Piri genannt, in seinen Gerichten zu entdecken. Koriander, Knoblauch und zahlreiche Gewürze verführen den Gast. Avillez ist allerdings auch Geschäftsmann, 2011 mitten in der Immobilienkrise machte er sich auf, zahlreiche Lokale in der Umgebung aufzukaufen und nach seinen Vorstellungen auszugestalten.
Ich habe heute die Ehre in seinem Lokal im Herzen Lissabons zu speisen. Und das ist nicht nur ein Lokal sondern quasi ein ganzes Dorf oder Viertel, wie es der Name des Restaurants bereits besagt. Hier gibt es nicht nur einen Innenhof, den Pateo, in dem sich ausgezeichnet in luftiger Atmosphäre speisen lässt, sondern direkt am Eingang befindet sich auch ein gemütliches Bistro mit Blick in die Küche sowie eine Pizzeria und für den späteren Abend eine Bar die Ihresgleichen sucht. Nach dem erhebenden Genuss der Küche von Avillez und seinem Team genieße ich die Atmosphäre in der angrenzenden Bar, diese mutet wie eine Location aus den 20er Jahren an. Denn oberhalb der Bar erhebt sich das Bildnis einer portugiesischen Dame mit freiem Oberkörper. Die Beleuchtung untermalt die Dekadenz dieser Räumlichkeit, in der es sich aber nicht nur herrliche Cocktails einnehmen, sondern auch solide speisen lässt.
Satt und müde und erfüllt von der Weihnachtsstimmung Lissabons beende ich diesen erlebnisreichen Tag mit der Gewissheit, dass sich in der portugiesischen Metropole noch viel mehr und ganz andere Dinge erleben lassen, als die überladene und oft überfüllte Altstadt.
Neben dem traditionellen Lissabon in der Altstadt, hat die Metropole etwas außerhalb des Zentrums auf dem ehemaligen Expo-Gelände von 1998 ein neues, modernes Zentrum geschaffen, dass sich architektonisch und kulturell bereits etabliert hat und deren Wachstum augenscheinlich und unverkennbar ist. Hierher begebe ich mich heute und finde dort zunächst eine vorübergehende Heimat in dem just im Juni 2023 eröffneten Hotel, welches denselben Besitzern wie meine Altstadtresidenz im Stadtteil Chiado gehört. Modern und mit allen Raffinessen der Technik ausgestattet, kommt dieses Gebäude auf einem kleinen Hügel oberhalb des Expo Geländes daher und gibt sich wiederum als Haus inmitten des Zentrums, diesmal aber des neuen Zentrums. Die noch gar nicht ganz fertig ausgebaute Dachterrasse des just eröffneten Hauses bietet mir einen atemberaubenden ersten Überblick über die umliegende Gegend und die hier entstandenen architektonischen Wunder. Und wieder begegnen mir die Sterne, diesmal sind es die fünf die dieses Haus kennzeichnen. Roman und Chitra, das Hoteliers-Ehepaar dass ich bereits im südportugiesischen Sagres in deren dortigem Ressort kennenlernen durfte, hat hier auf dem ehemaligen Expo Gelände nun ihr viertes Haus in Portugal eröffnet. Die 19 Etagen des Gebäudes beherbergen Touristenappartements und Luxus-Residenzen, also zwei Konzepte in einem Haus. Und von hier aus bin ich in 15 Minuten mit dem Auto oder der Bahn im Zentrum Lissabons. Die Kunst spielt in diesem Haus, wie auch in allen anderen Häusern des Ehepaars eine wichtige Rolle. Und so finden sich auf allen Etagen Kunstobjekte aufstrebender portugiesischer Künstler. Das vom Architekten Eduardo Capinha Lopes entworfene Gebäude, dessen Bau 2019 begann, zeichnet sich durch sein modernes Design und die besonders grüne Fassade mit vielfältigen Pflanzen und Bäumen auf jeder Etage und jedem Balkon aus.
Im Gegensatz zur quirligen Innenstadt Lissabons spüre hier die Ruhe und die Weite des Raums. Die luxuriös gehaltenen und großzügig aufgeteilten Räumlichkeiten bieten mir als Gast Gelegenheit zum Durchatmen und genießen. Durchatmen, ausblicken, entspannen, das sind hier die wesentlichen Merkmale die dieses Haus auszeichnet. Doch auch hier, wie in allen anderen Häusern des Hotelier-Ehepaars steht die Kinderfreundlichkeit im Zentrum des Hauses. So gibt es auch hier einen ausgedehnten und betreuten Kinderbereich in dem die Eltern ihre kleinen lassen können, während Sie die Umgebung erkunden, Museen besuchen oder das nahe gelegene Shopping-Center aufsuchen. Sorgen um die Versorgung der Kinder muss man sich in diesem Haus keinesfalls machen.
Wieder begebe ich mich auf die Suche nach kulinarischen Freunden und entdecke das Restaurant des Hauses mit dem schlichten Namen Terrasse. Der Küchenchef Daniel Andrade verwirklicht sich hier auf hohem Niveau und erfreut die Gäste mit portugiesischen und fusionierten Gerichten im Sinne des fine dining. Wie gut dass gerade zu Weihnachten und zum Jahresende an genau diesem Ort in jenem Restaurant eine besonders fulminante Weihnachtsfeier und eine Silvesterparty der Extraklasse stattfindet.
Ich begebe mich auf die Erkundung der Umgebung. Und mein erster Stopp gilt dem Ozeanarium Lissabon. Das 1998 eröffnete Mega-Aquarium beherbergt das größte Indoor-Aquarium Europas. Es liegt im Park der Nationen direkt am Tejo, auf dem ehemaligen Gelände der Expo 98. Es war einst die Hauptattraktion der damaligen Weltausstellung und stand unter dem Motto „die Ozeane, ein Erbe für die Zukunft“. Noch heute erfreuen und begeistern sich klein und groß für die atemberaubende Wasserwelt, die hier in einem riesigen Glas-Aquarium zu entdecken ist. Daneben gibt es zahlreiche Außenbereiche mit Meeres- und Wasserbewohnern und eine ausgezeichnete dokumentarische Begleitung. Staunend stehe ich vor dem riesigen Wasserbecken dessen Glaswände über mehrere Etagen reichen. Hinter mir schwimmt gerade ein Hai während über mir ein Rochen seine Flügel durch die Weiten des Aquariumozeans schwingt. Ein Mondfisch kommt mit großen Augen daher und wird vertrieben von einem der zahlreichen Thunfische, die sich aus den Grotten und Höhlen des wirklich detailreich gestalteten Aquariums bewegen. Draußen geben sich Pinguine Seeotter und zahlreiche Meeresvögel das Stell-Dich-ein und runden Besuch des Aquariums ab.
Der Toro Vasco da Gama er hebt sich weithin sichtbar auf dem Expo Gelände im Stadtteil Oriente. Mich zieht es zum stylish gestalteten Bahnhof Oriente der entworfen wurde von Santiago Calatrava. Auch die torreste Sao Gabriel e Sao Rafael bilden markante Punkte des Expo Geländes. Der Pavilhao Atlantico im Parque das Nacoes wird heute als Konzerthalle genutzt. Die zahlreichen prominenten Besucher benötigen natürlich auch exzellente Hotels, wie etwa jenes indem ich einige Tage residiere. Vorbei am ehemaligen Maskottchen der Expo, ein mit erhobenen Händen stehendes Kind, das der Maler Antonio Modesto der Bildhauer Arthur Modera entworfen haben, spaziere ich entlang des Ufers zurück zu meinem Hotel mit Blick auf die mächtige Ponte Vasco da Gama die beeindruckende Brücke über den Tejo.
Viel lässt sich entdecken hin und um Lissabon besonders zur Vorweihnachtszeit erlebt der Reisende außerordentlich romantische Stimmung. Lissabon ist zu jeder Jahreszeit eine Reise wert. Manchmal sind es fast zu viele Besucher. Freiräume zu finden ist daher eine besonders hohe Kunst die vor allem gelingt wenn man sich dem Lifestyle eines hochklassigen Hotels inmitten der Stadt hingibt.
Anreise: Von Deutschland aus führen zahlreiche Fluglinien täglich mehrfach nach Lissabon.
Exzellent wohnt man im Zentrum Lissabons im Hotel Martinhal Chiado Und auf dem ehemaligen Expo-Gelände im Hotel Martinhal Oriente.
Vorzüglich speist man im Bairro do Avillez im Zentrum Lissabons auf zwei Sterne-Niveau. Die Weinbar "by the Wine" bietet nicht nur eine spektakuläre Kulisse, sondern auch eine exzellente und bodenständige Küche portugiesische Art. Im Hotel Martinhal Oriente speist man ausgezeichnet und auf hohem Niveau im Restaurant Terrace. Noch buchbar ist die Weihnachts- und die Silvesterparty im Hotel Martinhal Oriente.
Wer ein typisches Mitbringsel aus Lissabon sucht, sollte sich nach einer bemalten Fliese umschauen. Um hier ein Original und nicht eine billige Kopie zu bekommen geht man am besten in das Geschäft d'Orey Azulejos in der R. do Alecrim 64 im Stadtteil Chiado. Das Shopping Center Vasco da Gama auf dem ehemaligen Expo Gelände bietet zahlreiche Möglichkeiten für ausgedehntes Shopping auch am Sonntag.
Das Ozenarium auf dem Expo Gelände ist in jedem Fall ein Besuch wert.
Weihnachtsbräuche in Portugal und ihre Herkunft findet man hier.
Autor: Philip Duckwitz
Diese Reise wurde durchgeführt mit freundlicher Unterstützung der Martinhal Hotelgruppe.
© Fotos: Philip Duckwitz
Dank der geschmackvollen Innenausstattung auf hohem Niveau, bietet mir meine vorübergehende Residenz einen erholsamen Ruhepol inmitten der quirligen portugiesischen Metropole. Der Altbau wurde vor wenigen Jahren saniert und auf die Bedürfnisse von Familien mit Kindern, die eine Städtereise unternehmen möchten abgestimmt. Hier können Eltern ihre Kleinen in einem eigens eingerichteten und betreuten Spielbereich lassen, während sie die Stadt und ihre Reize alleine erkunden. Ein tolles Konzept, denke ich mir
Mein Blick schweift weiter über den Tejo zur Brücke des 25. April, benannt nach der portugiesischen Nelkenrevolution, bis zur Statue Christo Rei, der weithin sichtbaren Christusstatue. Sie ist das kleinere Pendant zu der Statue im brasilianischen Rio de Janeiro. Großartig, der Blick aus diesem Hotel und die ungemein zentrale Lage. Zeit wird es, dass ich die Stadt in der Vorweihnachtszeit erkunde.
Die steile Gasse, in der mein Hotel liegt, führt mich vorbei an Lissabons berühmtester Weinbar mit einem Himmel aus Weinflaschen, direkt zum Praca Luis de Camoes, auf dem in diesen Tagen in der Weihnachtszeit eine riesige, blau erleuchtete Christbaumkugel mit dem Schriftzug Lisboa davor aufgebaut ist. In diese Kugel kann man sogar hineingehen und sich von der Weihnachtsatmosphäre verzaubern lassen. Kleine Buden bieten portugiesische Spezialitäten und Kunsthandwerk an.
Ich setze meinen Weg fort und schmunzle über die Menschenschlange am Café A Brasiliera, das Lieblingscafe des portugiesischen Dichters Fernando Pessoas, dessen Bronzestatue vor dem Gebäude zu sehen ist. Als ob der Geist und die kulturelle Inspiration des berühmten Dichters auf die kaffeetrinkenden Besucher übergehen würde, strömen die Literatur- und kaffeedurstigen Besucher in die gründerzeitliche Halle hinein. Wie gut, dass sich direkt daneben ein namenloses Café mit besonders guten Backwaren und Spezialitäten befindet. Hierher verlieren sich nur wenige Touristen. Ich beginne hier meinen kulinarischen Tag mit dem Bolo Rei, dem Königskuchen, der zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag gegessen wird. Es ist ein Kranzkuchen mit Rosinen, Nüssen und kandierten Früchten. Im Kuchen versteckt ist traditionell eine Bohne. Wer die findet muss den nächsten Königskuchen bezahlen, so ist die Tradition.
Es gibt in Lissabon wohl kaum eine bekanntere Straßenbahnlinie, als die mit der Nummer 28. Die gelbe und traditionell gehaltene Tram ist beliebt bei Touristen, weil sie durch die engen Gassen An zahlreichen Sehenswürdigkeiten vorbeigeht. Da ich mir in der nahe gelegenen U-Bahn-Station bereits ein Tagesticket für den gesamten Innenstadt-Nahverkehr beschafft habe, beschließe ich mit der just quietschend herannahenden Linie 28, die ich ja bereits von meinem Hotel Fenster aus beobachten konnte, mitzufahren.
Durch enge Kurven und steile Gassen geht es vorbei an Kirchen und Plätzen bis hinauf zum Miraduro de Santa Luzia, jenem Aussichtspunkt über der Altstadt, an dem sich gerade in den frühen Morgenstunden ein traumhafter Blick über die Dächer, Kirchen und Plätze der Stadt bis hinunter zum Hafen eröffnet. Hinter mir erhebt sich das Castelo de San Jorge und die Kirche Igreja de Sao Vicente de Fora. Romantisch geht es zu am Miradouro de Santa Luzia. Paare lassen sich im Licht der aufgehenden Sonne vor der Kulisse der Bucht fotografieren.
Lissabon hat viele romantische Plätze, verwinkelte Gassen und historische Gebäude zu bieten, die nicht selten mit den berühmten Fliesen, den Azulejos, verziert sind. Diese Tradition der Dekoration von Böden und Wänden gefiel vor allem den portugiesischen Königen seit dem 15. Jahrhundert und erlangte daher in der Architektur einen herausragenden Platz. Der praktische Nutzen dieser Verschönerung liegt in der Isolierung und dem Feuerschutz, den das Haus dadurch erlangt. Besonders in der Rue da Trinidade lassen sich bis heute solche Fliesenhauswände erkennen. Aber auch zwischen den modernen Gebäuden Lissabons gibt es immer wieder Häuser, die traditionell gefliest sind. Es macht Spaß durch die Gassen und Straßen zu streifen und sich das bunte Gesicht der Stadt anzuschauen.
Mich zieht es weiter durch die Innenstadt, vorbei am berühmten Elevator de Santa Justa an dem sich bereits Schlangen gebildet haben. Alle wollen den beliebten Aussichtspunkt erklimmen und über die Stadt schauen. Ich erreiche die Rue Augusta, die prächtig mit Marmor geflieste Einkaufsstraße, an der zu jeder Tageszeit das Leben pulsiert. Mittlerweile ist die Sonne fast untergegangen und die Weihnachtsbeleuchtung setzt ein. Vom Praca Dom Pedro lV. kommend, auf dem sich der bekannte Weihnachtsmarkt Rossio Christma Market mit bei dem großen, erleuchteten Weihnachtsbaum befindet, genieße ich meinen Spaziergang durch das mit Engelsfiguren erleuchtete Lissabon hinab zum Praca do Comercio am Ufer der Stadt am Miradoro do Rio Tejo. Hell erleuchtet und dekoriert sind die Fassaden der Häuser auf dieser Haupteinkaufstraße, die am Arco da Rua Augusta auf dem gewaltigen Platz endet.
Hier befindet sich Lissabons größter Weihnachtsbaum mit einer Höhe von 62 Metern, der alljährlich am 30. November feierlich eingeweiht wird und die Weihnachtszeit eröffnet. In diesen künstlichen, aber nichtsdestotrotz stimmungsvoll anmutenden Weihnachtsbaum mit seiner reichhaltigen Dekoration und Beleuchtung kann ich als Besucher ähnlich wie in die Kugel am Praca Luis de Camoes hineingehen und mich mit einem Blick nach oben in die Spitze des Baums von der Weihnachtsatmosphäre verzaubern lassen. Die Stimmung der weihnachtlichen Beleuchtung Lissabons in mich aufsaugend, spaziere ich über den Platz, vorbei an den skurrilen Skulpturen des britisch-deutschen Künstlers Tony Cragg, wer seine Heimat im bergischen Land in Wuppertal und sich hier auf dem Platz mit seinen beachtenswerten Skulpturen verwirklicht hat. Diese stehen zwar das ganze Jahr hier, fügen sich aber dank ihrer silbernen Färbung ausgezeichnet in die Weihnachtsatmosphäre Lissabons ein. Zu schade ist es mir, die zahlreichen und sehenswerten Museen Lissabons in diesen Tagen zu besuchen, ob der festlichen Beleuchtung auf den Straßen, die ein einziges Museum an sich sind und in der Vorweihnachtszeit ein absolutes Muss für jeden Besucher.
Nach so ausgiebigen Spaziergängen durch die weihnachtliche Metropole Lissabon, zieht es mich zu den kulinarischen Freuden der Stadt. Da ich nun einmal zu Weihnachten mit Sternen angefangen habe, setze ich auch kulinarisch meine Reise mit Sternen fort und ich begebe mich zum wohl berühmtesten Restaurant der Stadt, das von dem zwei-Sterne-Koch Jose Avillez hier betrieben wird. Dabei hat der 2-Sterner mittlerweile 18 Restaurants und damit ein gewaltiges Gastroimperium in Portugal geschaffen. Mit dunkler Mähne und grau meliertem Bart mutet der kulinarische Künstler an wie ein portugiesischer Seefahrer vergangener Zeiten. Und genau da möchte Avillez auch anknüpfen. Die furchtlosen, portugiesischen Männer die wie einst Vasco da Gama der wohl berühmteste Seefahrer Portugals auf allen Weltmeeren unterwegs waren, brachten aus aller Welt Gerichte, Gewürze und kulinarische Köstlichkeiten mit in die Heimat nach Portugal. Aus dieser Mixtur, aus diesem multikulturellen Erbe kulinarischer Natur, formt der Küchenchef seine einzigartige Note. Die Spezialität in seinem Haus ist selbstverständlich der Kabeljau, der in getrockneter Form den Bacalhau als wohl berühmtestes portugiesisches Gericht kennzeichnet. Avillez ist ein Weltenbummler, der die exotischen Elemente seiner Reisen in seine Küche getragen hat. Da sind Chili, oder in Portugal Piri Piri genannt, in seinen Gerichten zu entdecken. Koriander, Knoblauch und zahlreiche Gewürze verführen den Gast. Avillez ist allerdings auch Geschäftsmann, 2011 mitten in der Immobilienkrise machte er sich auf, zahlreiche Lokale in der Umgebung aufzukaufen und nach seinen Vorstellungen auszugestalten.
Ich habe heute die Ehre in seinem Lokal im Herzen Lissabons zu speisen. Und das ist nicht nur ein Lokal sondern quasi ein ganzes Dorf oder Viertel, wie es der Name des Restaurants bereits besagt. Hier gibt es nicht nur einen Innenhof, den Pateo, in dem sich ausgezeichnet in luftiger Atmosphäre speisen lässt, sondern direkt am Eingang befindet sich auch ein gemütliches Bistro mit Blick in die Küche sowie eine Pizzeria und für den späteren Abend eine Bar die Ihresgleichen sucht. Nach dem erhebenden Genuss der Küche von Avillez und seinem Team genieße ich die Atmosphäre in der angrenzenden Bar, diese mutet wie eine Location aus den 20er Jahren an. Denn oberhalb der Bar erhebt sich das Bildnis einer portugiesischen Dame mit freiem Oberkörper. Die Beleuchtung untermalt die Dekadenz dieser Räumlichkeit, in der es sich aber nicht nur herrliche Cocktails einnehmen, sondern auch solide speisen lässt.
Satt und müde und erfüllt von der Weihnachtsstimmung Lissabons beende ich diesen erlebnisreichen Tag mit der Gewissheit, dass sich in der portugiesischen Metropole noch viel mehr und ganz andere Dinge erleben lassen, als die überladene und oft überfüllte Altstadt.
Neben dem traditionellen Lissabon in der Altstadt, hat die Metropole etwas außerhalb des Zentrums auf dem ehemaligen Expo-Gelände von 1998 ein neues, modernes Zentrum geschaffen, dass sich architektonisch und kulturell bereits etabliert hat und deren Wachstum augenscheinlich und unverkennbar ist. Hierher begebe ich mich heute und finde dort zunächst eine vorübergehende Heimat in dem just im Juni 2023 eröffneten Hotel, welches denselben Besitzern wie meine Altstadtresidenz im Stadtteil Chiado gehört. Modern und mit allen Raffinessen der Technik ausgestattet, kommt dieses Gebäude auf einem kleinen Hügel oberhalb des Expo Geländes daher und gibt sich wiederum als Haus inmitten des Zentrums, diesmal aber des neuen Zentrums. Die noch gar nicht ganz fertig ausgebaute Dachterrasse des just eröffneten Hauses bietet mir einen atemberaubenden ersten Überblick über die umliegende Gegend und die hier entstandenen architektonischen Wunder. Und wieder begegnen mir die Sterne, diesmal sind es die fünf die dieses Haus kennzeichnen. Roman und Chitra, das Hoteliers-Ehepaar dass ich bereits im südportugiesischen Sagres in deren dortigem Ressort kennenlernen durfte, hat hier auf dem ehemaligen Expo Gelände nun ihr viertes Haus in Portugal eröffnet. Die 19 Etagen des Gebäudes beherbergen Touristenappartements und Luxus-Residenzen, also zwei Konzepte in einem Haus. Und von hier aus bin ich in 15 Minuten mit dem Auto oder der Bahn im Zentrum Lissabons. Die Kunst spielt in diesem Haus, wie auch in allen anderen Häusern des Ehepaars eine wichtige Rolle. Und so finden sich auf allen Etagen Kunstobjekte aufstrebender portugiesischer Künstler. Das vom Architekten Eduardo Capinha Lopes entworfene Gebäude, dessen Bau 2019 begann, zeichnet sich durch sein modernes Design und die besonders grüne Fassade mit vielfältigen Pflanzen und Bäumen auf jeder Etage und jedem Balkon aus.
Im Gegensatz zur quirligen Innenstadt Lissabons spüre hier die Ruhe und die Weite des Raums. Die luxuriös gehaltenen und großzügig aufgeteilten Räumlichkeiten bieten mir als Gast Gelegenheit zum Durchatmen und genießen. Durchatmen, ausblicken, entspannen, das sind hier die wesentlichen Merkmale die dieses Haus auszeichnet. Doch auch hier, wie in allen anderen Häusern des Hotelier-Ehepaars steht die Kinderfreundlichkeit im Zentrum des Hauses. So gibt es auch hier einen ausgedehnten und betreuten Kinderbereich in dem die Eltern ihre kleinen lassen können, während Sie die Umgebung erkunden, Museen besuchen oder das nahe gelegene Shopping-Center aufsuchen. Sorgen um die Versorgung der Kinder muss man sich in diesem Haus keinesfalls machen.
Wieder begebe ich mich auf die Suche nach kulinarischen Freunden und entdecke das Restaurant des Hauses mit dem schlichten Namen Terrasse. Der Küchenchef Daniel Andrade verwirklicht sich hier auf hohem Niveau und erfreut die Gäste mit portugiesischen und fusionierten Gerichten im Sinne des fine dining. Wie gut dass gerade zu Weihnachten und zum Jahresende an genau diesem Ort in jenem Restaurant eine besonders fulminante Weihnachtsfeier und eine Silvesterparty der Extraklasse stattfindet.
Ich begebe mich auf die Erkundung der Umgebung. Und mein erster Stopp gilt dem Ozeanarium Lissabon. Das 1998 eröffnete Mega-Aquarium beherbergt das größte Indoor-Aquarium Europas. Es liegt im Park der Nationen direkt am Tejo, auf dem ehemaligen Gelände der Expo 98. Es war einst die Hauptattraktion der damaligen Weltausstellung und stand unter dem Motto „die Ozeane, ein Erbe für die Zukunft“. Noch heute erfreuen und begeistern sich klein und groß für die atemberaubende Wasserwelt, die hier in einem riesigen Glas-Aquarium zu entdecken ist. Daneben gibt es zahlreiche Außenbereiche mit Meeres- und Wasserbewohnern und eine ausgezeichnete dokumentarische Begleitung. Staunend stehe ich vor dem riesigen Wasserbecken dessen Glaswände über mehrere Etagen reichen. Hinter mir schwimmt gerade ein Hai während über mir ein Rochen seine Flügel durch die Weiten des Aquariumozeans schwingt. Ein Mondfisch kommt mit großen Augen daher und wird vertrieben von einem der zahlreichen Thunfische, die sich aus den Grotten und Höhlen des wirklich detailreich gestalteten Aquariums bewegen. Draußen geben sich Pinguine Seeotter und zahlreiche Meeresvögel das Stell-Dich-ein und runden Besuch des Aquariums ab.
Der Toro Vasco da Gama er hebt sich weithin sichtbar auf dem Expo Gelände im Stadtteil Oriente. Mich zieht es zum stylish gestalteten Bahnhof Oriente der entworfen wurde von Santiago Calatrava. Auch die torreste Sao Gabriel e Sao Rafael bilden markante Punkte des Expo Geländes. Der Pavilhao Atlantico im Parque das Nacoes wird heute als Konzerthalle genutzt. Die zahlreichen prominenten Besucher benötigen natürlich auch exzellente Hotels, wie etwa jenes indem ich einige Tage residiere. Vorbei am ehemaligen Maskottchen der Expo, ein mit erhobenen Händen stehendes Kind, das der Maler Antonio Modesto der Bildhauer Arthur Modera entworfen haben, spaziere ich entlang des Ufers zurück zu meinem Hotel mit Blick auf die mächtige Ponte Vasco da Gama die beeindruckende Brücke über den Tejo.
Viel lässt sich entdecken hin und um Lissabon besonders zur Vorweihnachtszeit erlebt der Reisende außerordentlich romantische Stimmung. Lissabon ist zu jeder Jahreszeit eine Reise wert. Manchmal sind es fast zu viele Besucher. Freiräume zu finden ist daher eine besonders hohe Kunst die vor allem gelingt wenn man sich dem Lifestyle eines hochklassigen Hotels inmitten der Stadt hingibt.
Anreise: Von Deutschland aus führen zahlreiche Fluglinien täglich mehrfach nach Lissabon.
Exzellent wohnt man im Zentrum Lissabons im Hotel Martinhal Chiado Und auf dem ehemaligen Expo-Gelände im Hotel Martinhal Oriente.
Vorzüglich speist man im Bairro do Avillez im Zentrum Lissabons auf zwei Sterne-Niveau. Die Weinbar "by the Wine" bietet nicht nur eine spektakuläre Kulisse, sondern auch eine exzellente und bodenständige Küche portugiesische Art. Im Hotel Martinhal Oriente speist man ausgezeichnet und auf hohem Niveau im Restaurant Terrace. Noch buchbar ist die Weihnachts- und die Silvesterparty im Hotel Martinhal Oriente.
Wer ein typisches Mitbringsel aus Lissabon sucht, sollte sich nach einer bemalten Fliese umschauen. Um hier ein Original und nicht eine billige Kopie zu bekommen geht man am besten in das Geschäft d'Orey Azulejos in der R. do Alecrim 64 im Stadtteil Chiado. Das Shopping Center Vasco da Gama auf dem ehemaligen Expo Gelände bietet zahlreiche Möglichkeiten für ausgedehntes Shopping auch am Sonntag.
Das Ozenarium auf dem Expo Gelände ist in jedem Fall ein Besuch wert.
Weihnachtsbräuche in Portugal und ihre Herkunft findet man hier.
Autor: Philip Duckwitz
Diese Reise wurde durchgeführt mit freundlicher Unterstützung der Martinhal Hotelgruppe.
© Fotos: Philip Duckwitz
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