„George?“, frage ich, und bekomme als Antwort das vielleicht breiteste Lächeln, das mir je geschenkt wurde. George und ich treffen uns vor dem Brisbane Visitor Information & Book-ing Center in der Queen Street Mall, unbekannter Weise. Eine Art Blind Date also, zum Glück mit gegenseitiger Sympathie vom ersten Moment an.
„Welcome to Brissie!“, ruft George. Er hat sich bereit erklärt, an diesem Tag mein „Brisbane Greeter“ zu sein. Als ein solcher „Begrüßer“ ist George Teil eines globalen Netzwerks, das sich mittlerweile in 27 Metropolen, u.a. auch in Berlin, etabliert hat. Die Idee: Einheimische zeigen Besuchern gratis ihre Stadt.
George hat eine Tragetasche mit Info-Broschüren dabei. „Die deponieren wir wohl besser im BVIBC-Büro“, schlägt er vor. „Und dann gehen wir erst einmal frühstücken, okay?“
Einverstanden. Ein Café ist in der Fußgängerzone schnell gefunden, und es gibt Pfannkuchen mit Sirup zum Kaffee. „Ich muss gestehen, dass Brisbane gar nicht meine Heimatstadt ist“, sagt George. „Aufgewachsen bin ich in Sydney. Aber ich lebe schon seit zwölf Jahren hier, kann Dir alles zeigen. Was möchtest du erleben – The Great Outdoors-Tour? Oder das Historic Pubs-Programm?“
Ich schüttele den Kopf: „Zeige mir einfach den Grund, warum du aus dem Süden nach Brisbane gezogen bist.“ – „Es gibt 1.000 Gründe!“ – „Präsentiere mir drei Triftige und du hast mich überzeugt“, entgegne ich. – „Okay, ein fairer Deal“, lacht George. „Let‘s go!“ Hier in der City sind die Straßen nach Mitgliedern der britischen Königsfamilie benannt – die mit Frauennamen verlaufen in Ost-West-, solche mit Männernamen in Nord-Süd-Richtung. Im Mittelpunkt: die Queen Street. Wir schlendern durch Brisbanes Shopping-Meile Nr. 1, passieren Boutiquen mit Modelabels wie Ralph Lauren, Hermes oder Hugo Boss. Und mein Greeter nennt mir den ersten Grund für seine Entscheidung, Brisbane zu seiner Heimat zu erklären: das Klima.
George: „Wir haben im Durchschnitt sieben Sonnenstunden pro Tag. In unserem Winter, also im Juli oder August, sinken die Temperaturen nie unter plus neun Grad Celsius. Im Sommer wird es nie heißer als 30 Grad. Das ist äußerst angenehm.“ Und praktisch. Solange er denken kann, trägt George nur eine Art von Bekleidung: drei Viertel lange Shorts plus Polohemd. Mit einer Ausnahme: „Vor 20 Jahren, zur Hochzeit meiner Tochter, habe ich mir eine Krawatte umgebunden …“
Womit wir beim zweiten Grund wären. George bezeichnet ihn als lässiges Lebensgefühl. Stimmt, eine gewisse Lockerheit liegt in der Luft, ist ständig spürbar, stets präsent. Aber die beschränkt sich doch nicht nur auf Brisbane, oder? Bisher schienen mir die Menschen überall in Queensland recht relaxt zu sein. Na okay, in Anbetracht einer boomenden Wirtschaftsmetropole mit zwei Millionen Einwohnern geht es in Brisbane doch sehr entspannt zu. Ich lasse den Punkt gelten.
Mittlerweile sind wir an den Kangaroo Point Cliffs angelangt, nachdem wir jeweils einen kurzen Blick auf einige historische Gebäude geworfen haben: City Hall beispielsweise, eines der städtischen Wahrzeichen, in dem sich jetzt eine Kunstgalerie befindet; das Old Government House aus dem Jahre 1860; das Parlament, 1865 erbaut, und die Treasury, die ehemalige Schatzkammer, die heute sinniger Weise ein Spielcasino beherbergt.
Von den Cliffs aus bietet sich uns ein fantastischer Ausblick auf die imposante Skyline der Stadt. Herausragend: der Aurora Tower mit einer Höhe von 207 Metern. Eindrucksvoll, wie sich der Brisbane River mitten durch die Stadt schlängelt – am sehenswerten Botanischen Garten und anderen großen Grünflächen entlang, unter sieben sehr markanten Brücken hindurch.
„Was ich an Brisbane besonders schätze, sind die vielen Möglichkeiten seine Freizeit zu gestalten“, sagt George. „Wusstest du, dass Brisbane die einzige Metropole Australiens ist, die mitten in der Stadt einen Strand hat? Da staunst du, was? Hier in Southbanks kannst du an einer schneeweißen Beach mit Palmen und kristallklarem Wasser die Seele baumeln lassen – mit Blick auf die Glaspaläste der City!“
Besonders für sportlich Aktive ist Brisbane ein echter Abenteuer-Spielplatz. Wer mag, kann direkt zu unseren Füßen, an den steilen Vulkanfelsen, rund um die Uhr seine Fähigkeiten im Klettern und Abseilen ausprobieren. Oder auf einer geführten Tour den riesigen Bogen der Story Bridge, einem weiteren Wahrzeichen der Stadt, erklimmen.
Zu extrem? Natürlich stehen auch weniger riskante Disziplinen zur Auswahl. Brisbane ist recht Biker-freundlich, und viele Touristen unternehmen Stadtrundfahrten auf dem Leih-Fahrrad. Ebenso beliebt: Sightseeing vom Fluss aus, im gemieteten Kajak. Action-City Brisbane. Kein Wunder also, dass es viele Söhne und Töchter der Stadt im Sport zu internationalen Ehren gebracht haben. George kann ohne Ende die Namen berühmter Schwimmer, Radrennfahrer, Tennis-, Rugby-, oder Fußballspieler aufzählen. Als er jedoch das große Fragezeichen in meinem Gesichtsausdruck bemerkt, wechselt er leicht frustriert das Thema.
Kultur. Bei Kunstkennern erfreut sich Brisbane immer größerer Beliebtheit. Im Stadtteil South Bank hat sich eine kreative Kulturszene entwickelt. Und mit der Queensland Gallery of Modern Art (GoMA) wurde das zweitgrößte Museum Australiens eröffnet, mit einer eindrucksvollen Auswahl an Werken kontinentaler, asiatischer und pazifischer Künstler sowie der australischen Ureinwohner. Zusätzlich kommen Kinofans in Australiens erster Cinématèque auf ihre Kosten.
„Auch unsere Musik-Szene kann sich hören lassen“, sagt George. Und versucht es erneut mit name dropping. Immerhin: Powderfinger, Savage Garden und Pete Murray sagen mir was. Aber nicht viel. Da blitzt es in den Augen meines Stadtführers auf und er zieht einen echten Trumpf aus dem Ärmel. „Vom 23. August bis 5. September präsentiert das Queensland Performing Arts Center in diesem Jahr Richard Wagners Ring und Rheingold“, erklärt mir George feierlich. „Aufgeführt von den Hamburger Philharmonikern der Hamburgischen Staatsoper unter Leitung von Simone Young, die ja bekanntlich aus Australien stammt.“ Wow! Das sagt mir als Jungen von der Elbe natürlich eine ganze Menge. „Okay, okay, okay, George – überzeugt“, lache ich. „Ein dritter Punkt für Brisbanes tolles Freizeitangebot!“
Und das spornt meinen Greeter noch mal kräftig an: „Brisbane ist auch ein super Startort für Ausflüge. Im Norden ist die Sunshine Coast nur eine Autostunde entfernt, im Süden die Gold Coast. Außerdem muss man mal die Nationalparks auf Moreton Island und abseits der Küste im Bergland gesehen haben.“ Recht hat er.
Raimond Ahlborn
Fotos: Queensland Tourism
„George?“, frage ich, und bekomme als Antwort das vielleicht breiteste Lächeln, das mir je geschenkt wurde. George und ich treffen uns vor dem Brisbane Visitor Information & Book-ing Center in der Queen Street Mall, unbekannter Weise. Eine Art Blind Date also, zum Glück mit gegenseitiger Sympathie vom ersten Moment an.
„Welcome to Brissie!“, ruft George. Er hat sich bereit erklärt, an diesem Tag mein „Brisbane Greeter“ zu sein. Als ein solcher „Begrüßer“ ist George Teil eines globalen Netzwerks, das sich mittlerweile in 27 Metropolen, u.a. auch in Berlin, etabliert hat. Die Idee: Einheimische zeigen Besuchern gratis ihre Stadt.
George hat eine Tragetasche mit Info-Broschüren dabei. „Die deponieren wir wohl besser im BVIBC-Büro“, schlägt er vor. „Und dann gehen wir erst einmal frühstücken, okay?“
Einverstanden. Ein Café ist in der Fußgängerzone schnell gefunden, und es gibt Pfannkuchen mit Sirup zum Kaffee. „Ich muss gestehen, dass Brisbane gar nicht meine Heimatstadt ist“, sagt George. „Aufgewachsen bin ich in Sydney. Aber ich lebe schon seit zwölf Jahren hier, kann Dir alles zeigen. Was möchtest du erleben – The Great Outdoors-Tour? Oder das Historic Pubs-Programm?“
Ich schüttele den Kopf: „Zeige mir einfach den Grund, warum du aus dem Süden nach Brisbane gezogen bist.“ – „Es gibt 1.000 Gründe!“ – „Präsentiere mir drei Triftige und du hast mich überzeugt“, entgegne ich. – „Okay, ein fairer Deal“, lacht George. „Let‘s go!“ Hier in der City sind die Straßen nach Mitgliedern der britischen Königsfamilie benannt – die mit Frauennamen verlaufen in Ost-West-, solche mit Männernamen in Nord-Süd-Richtung. Im Mittelpunkt: die Queen Street. Wir schlendern durch Brisbanes Shopping-Meile Nr. 1, passieren Boutiquen mit Modelabels wie Ralph Lauren, Hermes oder Hugo Boss. Und mein Greeter nennt mir den ersten Grund für seine Entscheidung, Brisbane zu seiner Heimat zu erklären: das Klima.
George: „Wir haben im Durchschnitt sieben Sonnenstunden pro Tag. In unserem Winter, also im Juli oder August, sinken die Temperaturen nie unter plus neun Grad Celsius. Im Sommer wird es nie heißer als 30 Grad. Das ist äußerst angenehm.“ Und praktisch. Solange er denken kann, trägt George nur eine Art von Bekleidung: drei Viertel lange Shorts plus Polohemd. Mit einer Ausnahme: „Vor 20 Jahren, zur Hochzeit meiner Tochter, habe ich mir eine Krawatte umgebunden …“
Womit wir beim zweiten Grund wären. George bezeichnet ihn als lässiges Lebensgefühl. Stimmt, eine gewisse Lockerheit liegt in der Luft, ist ständig spürbar, stets präsent. Aber die beschränkt sich doch nicht nur auf Brisbane, oder? Bisher schienen mir die Menschen überall in Queensland recht relaxt zu sein. Na okay, in Anbetracht einer boomenden Wirtschaftsmetropole mit zwei Millionen Einwohnern geht es in Brisbane doch sehr entspannt zu. Ich lasse den Punkt gelten.
Mittlerweile sind wir an den Kangaroo Point Cliffs angelangt, nachdem wir jeweils einen kurzen Blick auf einige historische Gebäude geworfen haben: City Hall beispielsweise, eines der städtischen Wahrzeichen, in dem sich jetzt eine Kunstgalerie befindet; das Old Government House aus dem Jahre 1860; das Parlament, 1865 erbaut, und die Treasury, die ehemalige Schatzkammer, die heute sinniger Weise ein Spielcasino beherbergt.
Von den Cliffs aus bietet sich uns ein fantastischer Ausblick auf die imposante Skyline der Stadt. Herausragend: der Aurora Tower mit einer Höhe von 207 Metern. Eindrucksvoll, wie sich der Brisbane River mitten durch die Stadt schlängelt – am sehenswerten Botanischen Garten und anderen großen Grünflächen entlang, unter sieben sehr markanten Brücken hindurch.
„Was ich an Brisbane besonders schätze, sind die vielen Möglichkeiten seine Freizeit zu gestalten“, sagt George. „Wusstest du, dass Brisbane die einzige Metropole Australiens ist, die mitten in der Stadt einen Strand hat? Da staunst du, was? Hier in Southbanks kannst du an einer schneeweißen Beach mit Palmen und kristallklarem Wasser die Seele baumeln lassen – mit Blick auf die Glaspaläste der City!“
Besonders für sportlich Aktive ist Brisbane ein echter Abenteuer-Spielplatz. Wer mag, kann direkt zu unseren Füßen, an den steilen Vulkanfelsen, rund um die Uhr seine Fähigkeiten im Klettern und Abseilen ausprobieren. Oder auf einer geführten Tour den riesigen Bogen der Story Bridge, einem weiteren Wahrzeichen der Stadt, erklimmen.
Zu extrem? Natürlich stehen auch weniger riskante Disziplinen zur Auswahl. Brisbane ist recht Biker-freundlich, und viele Touristen unternehmen Stadtrundfahrten auf dem Leih-Fahrrad. Ebenso beliebt: Sightseeing vom Fluss aus, im gemieteten Kajak. Action-City Brisbane. Kein Wunder also, dass es viele Söhne und Töchter der Stadt im Sport zu internationalen Ehren gebracht haben. George kann ohne Ende die Namen berühmter Schwimmer, Radrennfahrer, Tennis-, Rugby-, oder Fußballspieler aufzählen. Als er jedoch das große Fragezeichen in meinem Gesichtsausdruck bemerkt, wechselt er leicht frustriert das Thema.
Kultur. Bei Kunstkennern erfreut sich Brisbane immer größerer Beliebtheit. Im Stadtteil South Bank hat sich eine kreative Kulturszene entwickelt. Und mit der Queensland Gallery of Modern Art (GoMA) wurde das zweitgrößte Museum Australiens eröffnet, mit einer eindrucksvollen Auswahl an Werken kontinentaler, asiatischer und pazifischer Künstler sowie der australischen Ureinwohner. Zusätzlich kommen Kinofans in Australiens erster Cinématèque auf ihre Kosten.
„Auch unsere Musik-Szene kann sich hören lassen“, sagt George. Und versucht es erneut mit name dropping. Immerhin: Powderfinger, Savage Garden und Pete Murray sagen mir was. Aber nicht viel. Da blitzt es in den Augen meines Stadtführers auf und er zieht einen echten Trumpf aus dem Ärmel. „Vom 23. August bis 5. September präsentiert das Queensland Performing Arts Center in diesem Jahr Richard Wagners Ring und Rheingold“, erklärt mir George feierlich. „Aufgeführt von den Hamburger Philharmonikern der Hamburgischen Staatsoper unter Leitung von Simone Young, die ja bekanntlich aus Australien stammt.“ Wow! Das sagt mir als Jungen von der Elbe natürlich eine ganze Menge. „Okay, okay, okay, George – überzeugt“, lache ich. „Ein dritter Punkt für Brisbanes tolles Freizeitangebot!“
Und das spornt meinen Greeter noch mal kräftig an: „Brisbane ist auch ein super Startort für Ausflüge. Im Norden ist die Sunshine Coast nur eine Autostunde entfernt, im Süden die Gold Coast. Außerdem muss man mal die Nationalparks auf Moreton Island und abseits der Küste im Bergland gesehen haben.“ Recht hat er.
Raimond Ahlborn
Fotos: Queensland Tourism
© Copyright 2024 Die neue Reiselust