Viele spannende Projekte für Umweltschutz und Bildung können Gäste sogar hautnah erleben. Was Besucher der Rhön auf jeden Fall erwarten können? Kleine und große Abenteuer!
In den Mischwäldern mit ihren geheimnisvollen Lichtungen und urigen Bäumen, in den weiten Moorlandschaften, auf blühenden und duftenden Blumenwiesen und hinter jedem Basaltfels stecken unerwartete und prickelnde Erlebnisse. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Trip über die Baumwipfel im Drachen- oder Segelflieger? Oder mit einer Wanderung durch das Schwarze Moor, bei der man seltene Tiere und Pflanzen entdeckt, z. B. den Schwarzstorch oder zartrosa Orchideen? Nachts können große und kleine Besucher einen glasklaren Blick auf die Milchstraße werfen. Denn die Rhön verzaubert an vielen Stellen noch durch authentische Dunkelheit in der Nacht und wurde als Sternenpark ausgezeichnet.
Wer möchte, erkundet das rund 4.680 qkm große Gebiet der Rhön auf eigene Faust. Eine der schönsten Arten, die Region kennen zu lernen, ist eine Wanderung. Denn hier bieten sich auf einem breiten Wegenetz atemberaubende Panoramen ins Nirgendwo; nicht umsonst trägt die Rhön ihren Beinamen „das Land der offenen Fernen“.
Die charakteristische Weitläufigkeit entsteht u. a. dadurch, dass die Rhöner Bauern ihre Tiere auf den hochgelegenen Plateaus grasen lassen. Dies bewirkt ein einzigartiges, sanftes Zusammenspiel zwischen Natur und Mensch. Und so verwundert es nicht, dass viele der Wanderwege zu den schönsten in Deutschland zählen und prämiert sind – allen voran der „Hochrhöner“. Vom unterfränkischen Kurort Bad Kissingen an der Saale geht es auf dem zertifizierten Premiumwanderweg über rund 175 Kilometer ins Städtchen Bad Salzungen, das ebenfalls staatlich anerkannter Kurort ist.
Die malerische Tour fasst alle Highlights der Rhön zusammen: Es geht über die drei höchsten Berge Wasserkuppe, Kreuzberg und Heidelstein. Zwischendurch passiert man das größte Hochmoor der Rhön, das Schwarze Moor. Hier kann man sich auf dem Löwenzahnpfad über die Besonderheiten dieser wertvollen Landschaft informieren. Und ab dem Roten Moor, durch das ein idyllischer hölzerner Bohlenweg führt, teilt sich die Route. Wanderer können wählen zwischen der „Route Lange Rhön“ und der „Route Kuppenrhön“.
In Andenhausen treffen sich die Routen wieder. Es lohnt sich, für die Mehrtagestour genug Zeit einzuplanen, denn die Orte zu Beginn und am Ende des „Hochrhöners“ lohnen allemal einen Stadtbummel. In Bad Salzungens Museum am Gradierwerk erleben Besucher z. B. eine lebendige Ausstellung zum Thema „Salz“. Denn die natürlichen Solequellen begründeten einst den Reichtum der Stadt, die sich ab dem Beginn des 19. Jahrhunderts vom Landstädtchen zum Badeort entwickelte. Nicht verpassen: Der Museumsgarten hinter dem Haus beherbergt ein kleines Siedehaus, das für Schausiedevorführungen genutzt wird.
Das weltbekannte, mondäne Bad Kissingen wartet mit einer Fülle hochkarätiger kultureller Veranstaltungen auf – da gibt es z. B. das Klassik-Festival Kissinger Sommer, den Kabarettherbst und kurz darauf den Kissinger Winterzauber: Das Festival bietet einen Genremix aus Klassik, Pop, Jazz und Crossover und läuft bis Mitte Januar. Darüber hinaus ist die Architektur, die zum Teil Anfang des 20. Jahrhunderts entstand, sehenswert. Die größte Wandelhalle Europas liegt just hier am Kurgarten. Das Gebäude bietet mit seinen schmucken Arkaden und der nach außen in den Kurgarten drehbaren Konzertmuschel ein tolles Ziel zum Flanieren. Auch der imposante Regentenbau, der Arkadenbau und das Kurtheater sind prächtige Bauwerke aus der Zeit des Fin de Siècle. In letzterem kann man das Kurorchester Bad Kissingens hören; das Traditionsorchester besteht seit dem Jahr 1837 und nennt sich seit 2018 „Staatsbad Philharmonie Kissingen“.
Neben dem Hochrhöner verführen 29 Extra-Touren, allesamt zertifizierte Premiumwanderwege, zu einer kürzeren Wanderung. Eine davon ist der „Point-Alpha-Weg“; der knapp fünfzehn Kilometer lange Pfad wurde 2017 von den Lesern des Wandermagazins unter die Top drei in Deutschland gewählt. Los geht es im Städtchen Geisa. Wanderer passieren auf der Route idyllische Wiesenwege, dichten Wald – und die Gedenkstätte Point Alpha an der ehemaligen innerdeutschen Grenze zwischen Hessen und Thüringen. Die Begegnungsstätte gibt wertvolle Einblicke in das damalige Leben an der Grenze.
Ein weiteres Highlight ist „der Meininger“; malerische Wälder schmiegen sich westlich an die Theaterstadt Meiningen. Sie bilden die Kulisse für diese Extra-Tour mit tollen Panoramen. Ausgangspunkt der etwa zwölf Kilometer langen Wanderung ist Schloss Elisabethenburg in Meiningen. Vorbei am Märchenschloss Landsberg mit seinen eleganten Türmen und Zinnen geht es durch alte Buchenwälder auf schmalen Wegen bis zur geheimnisvollen Ruine der Habichtsburg.
Übrigens: Meiningen, einst Musenhof genannt, ist ein Kleinod für Kulturfans. Schloss Elisabethenburg selbst wartet auf mit Ausstellungen zur Musik- und Theatergeschichte, aber auch zur herzöglichen Wohnkultur zur Zeit von Rokoko, Barock und Klassizismus. Das Theatermuseum „Zauberwelt der Kulisse“ erklärt, wie und wann in Meiningen das moderne Regietheater mit begründet wurde. Und die Stadt selbst mit ihren Boulevards, klassizistischen Gebäuden und Parkanlagen lädt zum Bummeln ein.
Von Schloss Elisabethenburg aus kann man auf den Spuren Friedrich Schillers wandern: Der Dichter fand 1782 in dem winzigen Ort Bauerbach Zuflucht, als er aufgrund von Konflikten mit dem württembergischen Herzog aus Stuttgart fliehen musste.
Der „Schiller-Wanderweg“ führt heute entlang der Werra bis nach Bauerbach, Skulpturen entlang der Strecke erinnern an den großen Dichter und Philosophen. Das prächtige und liebevoll restaurierte Fachwerkhaus, in dem Schiller ab Dezember 1782 für ein halbes Jahr unterkam, ist heute ein Museum: Eine kleine Ausstellung zur Fluchtgeschichte sowie original Biedermeier-Mobiliar und Arbeitsproben Schillers sind weitere Zeitzeugen. Über die zwei nördlichsten Basaltkuppen der Rhön wandert man auf dem „Keltenpfad“. Er berührt an vielen Stellen die etwa 2.500 Jahre alten Überreste keltischer Befestigungsanlagen. Auf Infotafeln kann man Wissenswertes über das Leben der Kelten in der Region erfahren. Die lieblichen Hügel mit den Buchenwäldern erinnern an das alte „Buchonia“ – wie die Rhön früher hieß. Ob der Name sich von den Buchenwäldern oder vom keltischen Begriff für „Hügel“ ableitet, ist bis heute nicht geklärt...
Wer auf seiner Wanderung hungrig und durstig geworden ist, hat in der Rhön übrigens gut Lachen. Denn eine Vielzahl an Wanderhütten lädt Outdoor-Fans ein, sich zu stärken: mit Sonnenstrahlen auf der Terrasse, einem tollen Weitblick – und mit Rhöner Spezialitäten. Ein uriges Fleckchen beispielsweise ist die Milseburghütte. Alle Lebensmittel für die Gäste werden mit dem Jeep hinaufgefahren. Herrschen Schnee und Glätte vor, werden die nötigsten Dinge mit dem Rucksack auf die Hütte transportiert. Wenn man diesen aufwändigen und liebevollen Transport bedenkt, schmecken die servierten regionalen Klassiker gleich doppelt gut – z. B. Rhöner Rippchen mit Kraut, Hausmacherwurst vom Metzger aus dem nahen Dorf Hofbieber, Erbseneintopf und frisch gebackener Blechkuchen. Von der Milseburghütte aus werden auch Führungen zur Milseburg angeboten; rund um die Ruine lockt hier ein archäologischer Lehrpfad zu einer Tour.
Ein schöner Treffpunkt ist auch die Fischbacher Wanderhütte am Umpfenberg, die zwischen Wäldern eingebettet in einem alten Basaltsteinbruchgelände liegt. Hier kann man eine geographische Besonderheit bestaunen: Vereiste Löcher im Stein, die bis in den Sommer hinein durch kühle Luft zwischen den Felsen entstehen. In der Hütte ist es dafür umso kuscheliger. Und bei der Tour zur Roßberghütte auf dem gleichnamigen Berg passieren Wanderer einen echten Geheimtipp: Ein Mini-Moor. Im winzigen Hangquellmoor wachsen besonders farbintensive Orchideen.
Ein echtes Schmankerl bietet die Tourismus-Zentrale der Rhön für Wanderer an: Wer gern zu Fuß unterwegs ist, aber ungern einen schweren Rucksack bei sich trägt, für den ist der Extra-Service „Wandern ohne Gepäck“ gedacht. Dabei wird der Koffer bzw. Rucksack von Quartier zu Quartier transportiert. Das Angebot spricht alle an, die unterwegs gern vollkommene Leichtigkeit und Unbeschwertheit genießen – ganz besonders gilt das für Familien. Denn so können Kinder und Eltern gemeinsam auf eine spannende Entdeckungsreise gehen. Wie wäre es z. B. mit einer kleinen Abenteuertour über die zwei Naturspielplätze in der Rhön? Man findet sie am Schwarzen Moor und an der Schornecke – mit vielen aufregenden Naturspielgeräten wie einem zweistöckigen Baumhaus oder einem „Dinosauriernest“.
Die kleinen und großen Abenteuer, die Eltern und Kinder hier miteinander erleben, schweißen zusammen. Schön ist es, sich einfach mal ohne Plan treiben zu lassen – und zu gucken, was passiert. So kann man ganz ohne Zeitvorgabe durch die verschiedenen Naturräume der Rhön streunen.
Wer gern mit einem Ziel vor Augen los zieht, kann einen Ausflug in den Wildpark Gersfeld unternehmen. Hier leben Tiere, die man sonst kaum zu Gesicht bekommt – z. B. Wildschweine, Hängebauchschweine und viele Wildarten. Ein absolutes Highlight ist die Greifvogelshow mit Adlern, Uhus und Falken (www.wildpark-gersfeld.de). Spannend ist auch ein Ausflug in eines der beiden größeren Moore: Die zwei Hochmoore liegen im Herzen des UNESCO-Biosphärenreservates und stehen damit unter besonderem Schutz. Wer genau hinsieht, kann in diesem Lebensraum seltene Tiere und Pflanzen beobachten, wie den fleischfressenden Sonnentau oder den Frauenschuh. Durchqueren kann man das Schwarze Moor auf der „Museumstour“ – einer der Extra-Touren. Besonders Kinder lieben diese Route; sie startet beim Fränkischen Freilandmuseum in Fladungen (www.freilandmuseum-fladungen.de). Von dort aus geht es zum Schwarzen Moor. Allein das Freilandmuseum ist ein Erlebnis! Hier kann man z. B. mit einer historischen Dampflok fahren. Das Museum entführt in die bäuerliche Rhön der letzten Jahrhunderte; bis heute prägt diese Lebensweise die heutige Kulturlandschaft mit ihren Streuobstwiesen. Wie Äpfel und Birnen damals verarbeitet wurden, können große und kleine Küchenhelfer sogar hautnah erleben: Sonntags kann man von 11 bis 15 Uhr in der Küche eines alten Dreiseithofes original historische Speisen nachkochen. Und in der historischen Druckwerkstatt lernen Kids und Erwachsene, mit original Bleilettern umzugehen.
Der über 900 Meter hohe Heidelstein ist einer der Höhepunkte der Extra-Tour „Rotes Moor“. Los geht es direkt beim Roten Moor. Der malerische Weg führt durch die Kaskadenschlucht mit ihrem kristallklaren Bergbach und über das Hochplateau zwischen Wasserkuppe und Rotem Moor. Zum Abschluss schaut man am Aussichtspunkt „Schwabenhimmel“ direkt zur Wasserkuppe – dem Berg der Flieger.
Und apropos Flieger: Segel-, Motor- und Drachenflieger haben eine riesengroße Fangemeinde in der Rhön. Denn die Wasserkuppe, der mit 950 Meter höchste Berg der Rhön und auch Hessens, bietet einen idealen Ausgangspunkt für Höhenflüge. Interessierte können in der Flugschule sogar Segelfliegen lernen – oder einfach einen Rundflug buchen,
z. B. in der Fliegerschule Wasserkuppe (www.fliegerschule-wasserkuppe.de).
Wer die sattgrünen Baumwipfel von oben bewundert, kommt aus dem Staunen nicht so schnell heraus ... Als Extra-Schmankerl findet man auf der Wasserkuppe eine 700 Meter lange Sommerrodelbahn und eine Rhönbob-Bahn – und dazu ein Bungee-Trampolin.
Fliegen ist nicht die einzige Sportart, die in der Rhön begeistert: Wer auf dem Crossboard einen Berg runterflitzen oder mountainbiken möchte, ist auf den zahlreichen, gut ausgebauten Wegen goldrichtig. Auf Flüssen wie der Werra, der Fränkischen Saale und der Fulda kann man prima Kanu und Kajak fahren oder Stand-up-Paddeln. Last but not least: Viele Freibäder und Naturbadeseen laden ein zum sommerlichen Schwimmen. Wie wäre es mit einem Bad im idyllischen Guckaisee bei Poppenhausen in der hessischen Rhön? Gut zum Planschen für Jung und Alt eignet sich auch der Frickenhäuser See bei Mellrichstadt.
Ein weiteres Highlight für Kids und Eltern ist eine Nachtwanderung. Denn: Der Nachthimmel in der Rhön ist tatsächlich mit der Himmelsqualität in Namibia vergleichbar. Durch die dünne Besiedelung ist der Himmel über der Rhön noch nahezu natürlich dunkel. In klaren, mondlosen Nächten sieht man nicht nur einige Tausend Sterne und die Milchstraße, sondern auch viele schwächere Himmelskörper. Dazu gehört das Zodiaklicht, eine schwache, permanente Leuchterscheinung, die wahrscheinlich schon die alten Ägypter kannten.
Außerhalb der Ortschaften kann man den fulminanten Sternenhimmel erleben. Um lichtschwächere Himmelsphänomene aufzuspüren, nutzt man am besten die Sternenguckplätze mit ihrem freien Horizont. So kann man u. a. an den Parkplätzen am Roten und Schwarzen Moor, auf der Hohen Geba und dem Weidberg sowie an der Kissinger Hütte in den Schwarzen Bergen den Nachthimmel genießen.
Wer von zertifizierten Fachleuten mehr über die Gestirne erfahren möchte, der findet in der Rhön ein breites Angebot. Auf Mondlicht- und Sternguckerwanderungen kann man die nächtliche Rhön entdecken. Dabei lernt man nicht nur, die Gestirne selbst aufzufinden. Man erfährt auch von den Mythen und Geschichten, die sich um sie ranken. Weitere Angebote im Sternenpark entführen barfuß zum Mond oder in die Welt der Kelten. Infos und Anmeldungen: sternenpark-rhoen.de.
Wer sich selbst auf eine Reise zu den Sternen begeben will, dem hilft der Flyer des Sternenparks mit Himmelskarten zu jeder Jahreszeit weiter. „Jeder kann lernen, mit einer Sternenkarte umzugehen“, ermutigt Sabine Frank, Leiterin des Projekts Rhöner Sternenpark, auch Laien zu eigenen Erkundungstouren.
Was in einen Rucksack für Nachtschwärmer gehört? Neben einer passenden Sternenkarte für die jeweilige Jahreszeit ist auch eine rote Taschenlampe praktisch. Denn rotes Licht stört die Augen nicht, die sich erst an die Dunkelheit gewöhnen müssen. Im Fachhandel gibt es spezielle Rotlicht-Kopfleuchten – oder man beklebt gemeinsam mit den Kindern die eigene Taschenlampe mit rotem, durchsichtigem Papier aus dem Bastelladen. Und wer möchte, packt auch eine Thermoskanne mit Tee und eine Decke ein – dann lässt es sich gleich doppelt entspannt in die Nacht träumen ... Extra-Tipp: Vorab bestellen kann man den Flyer des Sternenparks Rhön unter rhoen.de/services.
Autor: Annette Waldow
© Fotos: Rhön GmbH (A. Müller, M. Hempe, T. Pfannkuch, N. Fay, W. Fallier)
Viele spannende Projekte für Umweltschutz und Bildung können Gäste sogar hautnah erleben. Was Besucher der Rhön auf jeden Fall erwarten können? Kleine und große Abenteuer!
In den Mischwäldern mit ihren geheimnisvollen Lichtungen und urigen Bäumen, in den weiten Moorlandschaften, auf blühenden und duftenden Blumenwiesen und hinter jedem Basaltfels stecken unerwartete und prickelnde Erlebnisse. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Trip über die Baumwipfel im Drachen- oder Segelflieger? Oder mit einer Wanderung durch das Schwarze Moor, bei der man seltene Tiere und Pflanzen entdeckt, z. B. den Schwarzstorch oder zartrosa Orchideen? Nachts können große und kleine Besucher einen glasklaren Blick auf die Milchstraße werfen. Denn die Rhön verzaubert an vielen Stellen noch durch authentische Dunkelheit in der Nacht und wurde als Sternenpark ausgezeichnet.
Wer möchte, erkundet das rund 4.680 qkm große Gebiet der Rhön auf eigene Faust. Eine der schönsten Arten, die Region kennen zu lernen, ist eine Wanderung. Denn hier bieten sich auf einem breiten Wegenetz atemberaubende Panoramen ins Nirgendwo; nicht umsonst trägt die Rhön ihren Beinamen „das Land der offenen Fernen“.
Die charakteristische Weitläufigkeit entsteht u. a. dadurch, dass die Rhöner Bauern ihre Tiere auf den hochgelegenen Plateaus grasen lassen. Dies bewirkt ein einzigartiges, sanftes Zusammenspiel zwischen Natur und Mensch. Und so verwundert es nicht, dass viele der Wanderwege zu den schönsten in Deutschland zählen und prämiert sind – allen voran der „Hochrhöner“. Vom unterfränkischen Kurort Bad Kissingen an der Saale geht es auf dem zertifizierten Premiumwanderweg über rund 175 Kilometer ins Städtchen Bad Salzungen, das ebenfalls staatlich anerkannter Kurort ist.
Die malerische Tour fasst alle Highlights der Rhön zusammen: Es geht über die drei höchsten Berge Wasserkuppe, Kreuzberg und Heidelstein. Zwischendurch passiert man das größte Hochmoor der Rhön, das Schwarze Moor. Hier kann man sich auf dem Löwenzahnpfad über die Besonderheiten dieser wertvollen Landschaft informieren. Und ab dem Roten Moor, durch das ein idyllischer hölzerner Bohlenweg führt, teilt sich die Route. Wanderer können wählen zwischen der „Route Lange Rhön“ und der „Route Kuppenrhön“.
In Andenhausen treffen sich die Routen wieder. Es lohnt sich, für die Mehrtagestour genug Zeit einzuplanen, denn die Orte zu Beginn und am Ende des „Hochrhöners“ lohnen allemal einen Stadtbummel. In Bad Salzungens Museum am Gradierwerk erleben Besucher z. B. eine lebendige Ausstellung zum Thema „Salz“. Denn die natürlichen Solequellen begründeten einst den Reichtum der Stadt, die sich ab dem Beginn des 19. Jahrhunderts vom Landstädtchen zum Badeort entwickelte. Nicht verpassen: Der Museumsgarten hinter dem Haus beherbergt ein kleines Siedehaus, das für Schausiedevorführungen genutzt wird.
Das weltbekannte, mondäne Bad Kissingen wartet mit einer Fülle hochkarätiger kultureller Veranstaltungen auf – da gibt es z. B. das Klassik-Festival Kissinger Sommer, den Kabarettherbst und kurz darauf den Kissinger Winterzauber: Das Festival bietet einen Genremix aus Klassik, Pop, Jazz und Crossover und läuft bis Mitte Januar. Darüber hinaus ist die Architektur, die zum Teil Anfang des 20. Jahrhunderts entstand, sehenswert. Die größte Wandelhalle Europas liegt just hier am Kurgarten. Das Gebäude bietet mit seinen schmucken Arkaden und der nach außen in den Kurgarten drehbaren Konzertmuschel ein tolles Ziel zum Flanieren. Auch der imposante Regentenbau, der Arkadenbau und das Kurtheater sind prächtige Bauwerke aus der Zeit des Fin de Siècle. In letzterem kann man das Kurorchester Bad Kissingens hören; das Traditionsorchester besteht seit dem Jahr 1837 und nennt sich seit 2018 „Staatsbad Philharmonie Kissingen“.
Neben dem Hochrhöner verführen 29 Extra-Touren, allesamt zertifizierte Premiumwanderwege, zu einer kürzeren Wanderung. Eine davon ist der „Point-Alpha-Weg“; der knapp fünfzehn Kilometer lange Pfad wurde 2017 von den Lesern des Wandermagazins unter die Top drei in Deutschland gewählt. Los geht es im Städtchen Geisa. Wanderer passieren auf der Route idyllische Wiesenwege, dichten Wald – und die Gedenkstätte Point Alpha an der ehemaligen innerdeutschen Grenze zwischen Hessen und Thüringen. Die Begegnungsstätte gibt wertvolle Einblicke in das damalige Leben an der Grenze.
Ein weiteres Highlight ist „der Meininger“; malerische Wälder schmiegen sich westlich an die Theaterstadt Meiningen. Sie bilden die Kulisse für diese Extra-Tour mit tollen Panoramen. Ausgangspunkt der etwa zwölf Kilometer langen Wanderung ist Schloss Elisabethenburg in Meiningen. Vorbei am Märchenschloss Landsberg mit seinen eleganten Türmen und Zinnen geht es durch alte Buchenwälder auf schmalen Wegen bis zur geheimnisvollen Ruine der Habichtsburg.
Übrigens: Meiningen, einst Musenhof genannt, ist ein Kleinod für Kulturfans. Schloss Elisabethenburg selbst wartet auf mit Ausstellungen zur Musik- und Theatergeschichte, aber auch zur herzöglichen Wohnkultur zur Zeit von Rokoko, Barock und Klassizismus. Das Theatermuseum „Zauberwelt der Kulisse“ erklärt, wie und wann in Meiningen das moderne Regietheater mit begründet wurde. Und die Stadt selbst mit ihren Boulevards, klassizistischen Gebäuden und Parkanlagen lädt zum Bummeln ein.
Von Schloss Elisabethenburg aus kann man auf den Spuren Friedrich Schillers wandern: Der Dichter fand 1782 in dem winzigen Ort Bauerbach Zuflucht, als er aufgrund von Konflikten mit dem württembergischen Herzog aus Stuttgart fliehen musste.
Der „Schiller-Wanderweg“ führt heute entlang der Werra bis nach Bauerbach, Skulpturen entlang der Strecke erinnern an den großen Dichter und Philosophen. Das prächtige und liebevoll restaurierte Fachwerkhaus, in dem Schiller ab Dezember 1782 für ein halbes Jahr unterkam, ist heute ein Museum: Eine kleine Ausstellung zur Fluchtgeschichte sowie original Biedermeier-Mobiliar und Arbeitsproben Schillers sind weitere Zeitzeugen. Über die zwei nördlichsten Basaltkuppen der Rhön wandert man auf dem „Keltenpfad“. Er berührt an vielen Stellen die etwa 2.500 Jahre alten Überreste keltischer Befestigungsanlagen. Auf Infotafeln kann man Wissenswertes über das Leben der Kelten in der Region erfahren. Die lieblichen Hügel mit den Buchenwäldern erinnern an das alte „Buchonia“ – wie die Rhön früher hieß. Ob der Name sich von den Buchenwäldern oder vom keltischen Begriff für „Hügel“ ableitet, ist bis heute nicht geklärt...
Wer auf seiner Wanderung hungrig und durstig geworden ist, hat in der Rhön übrigens gut Lachen. Denn eine Vielzahl an Wanderhütten lädt Outdoor-Fans ein, sich zu stärken: mit Sonnenstrahlen auf der Terrasse, einem tollen Weitblick – und mit Rhöner Spezialitäten. Ein uriges Fleckchen beispielsweise ist die Milseburghütte. Alle Lebensmittel für die Gäste werden mit dem Jeep hinaufgefahren. Herrschen Schnee und Glätte vor, werden die nötigsten Dinge mit dem Rucksack auf die Hütte transportiert. Wenn man diesen aufwändigen und liebevollen Transport bedenkt, schmecken die servierten regionalen Klassiker gleich doppelt gut – z. B. Rhöner Rippchen mit Kraut, Hausmacherwurst vom Metzger aus dem nahen Dorf Hofbieber, Erbseneintopf und frisch gebackener Blechkuchen. Von der Milseburghütte aus werden auch Führungen zur Milseburg angeboten; rund um die Ruine lockt hier ein archäologischer Lehrpfad zu einer Tour.
Ein schöner Treffpunkt ist auch die Fischbacher Wanderhütte am Umpfenberg, die zwischen Wäldern eingebettet in einem alten Basaltsteinbruchgelände liegt. Hier kann man eine geographische Besonderheit bestaunen: Vereiste Löcher im Stein, die bis in den Sommer hinein durch kühle Luft zwischen den Felsen entstehen. In der Hütte ist es dafür umso kuscheliger. Und bei der Tour zur Roßberghütte auf dem gleichnamigen Berg passieren Wanderer einen echten Geheimtipp: Ein Mini-Moor. Im winzigen Hangquellmoor wachsen besonders farbintensive Orchideen.
Ein echtes Schmankerl bietet die Tourismus-Zentrale der Rhön für Wanderer an: Wer gern zu Fuß unterwegs ist, aber ungern einen schweren Rucksack bei sich trägt, für den ist der Extra-Service „Wandern ohne Gepäck“ gedacht. Dabei wird der Koffer bzw. Rucksack von Quartier zu Quartier transportiert. Das Angebot spricht alle an, die unterwegs gern vollkommene Leichtigkeit und Unbeschwertheit genießen – ganz besonders gilt das für Familien. Denn so können Kinder und Eltern gemeinsam auf eine spannende Entdeckungsreise gehen. Wie wäre es z. B. mit einer kleinen Abenteuertour über die zwei Naturspielplätze in der Rhön? Man findet sie am Schwarzen Moor und an der Schornecke – mit vielen aufregenden Naturspielgeräten wie einem zweistöckigen Baumhaus oder einem „Dinosauriernest“.
Die kleinen und großen Abenteuer, die Eltern und Kinder hier miteinander erleben, schweißen zusammen. Schön ist es, sich einfach mal ohne Plan treiben zu lassen – und zu gucken, was passiert. So kann man ganz ohne Zeitvorgabe durch die verschiedenen Naturräume der Rhön streunen.
Wer gern mit einem Ziel vor Augen los zieht, kann einen Ausflug in den Wildpark Gersfeld unternehmen. Hier leben Tiere, die man sonst kaum zu Gesicht bekommt – z. B. Wildschweine, Hängebauchschweine und viele Wildarten. Ein absolutes Highlight ist die Greifvogelshow mit Adlern, Uhus und Falken (www.wildpark-gersfeld.de). Spannend ist auch ein Ausflug in eines der beiden größeren Moore: Die zwei Hochmoore liegen im Herzen des UNESCO-Biosphärenreservates und stehen damit unter besonderem Schutz. Wer genau hinsieht, kann in diesem Lebensraum seltene Tiere und Pflanzen beobachten, wie den fleischfressenden Sonnentau oder den Frauenschuh. Durchqueren kann man das Schwarze Moor auf der „Museumstour“ – einer der Extra-Touren. Besonders Kinder lieben diese Route; sie startet beim Fränkischen Freilandmuseum in Fladungen (www.freilandmuseum-fladungen.de). Von dort aus geht es zum Schwarzen Moor. Allein das Freilandmuseum ist ein Erlebnis! Hier kann man z. B. mit einer historischen Dampflok fahren. Das Museum entführt in die bäuerliche Rhön der letzten Jahrhunderte; bis heute prägt diese Lebensweise die heutige Kulturlandschaft mit ihren Streuobstwiesen. Wie Äpfel und Birnen damals verarbeitet wurden, können große und kleine Küchenhelfer sogar hautnah erleben: Sonntags kann man von 11 bis 15 Uhr in der Küche eines alten Dreiseithofes original historische Speisen nachkochen. Und in der historischen Druckwerkstatt lernen Kids und Erwachsene, mit original Bleilettern umzugehen.
Der über 900 Meter hohe Heidelstein ist einer der Höhepunkte der Extra-Tour „Rotes Moor“. Los geht es direkt beim Roten Moor. Der malerische Weg führt durch die Kaskadenschlucht mit ihrem kristallklaren Bergbach und über das Hochplateau zwischen Wasserkuppe und Rotem Moor. Zum Abschluss schaut man am Aussichtspunkt „Schwabenhimmel“ direkt zur Wasserkuppe – dem Berg der Flieger.
Und apropos Flieger: Segel-, Motor- und Drachenflieger haben eine riesengroße Fangemeinde in der Rhön. Denn die Wasserkuppe, der mit 950 Meter höchste Berg der Rhön und auch Hessens, bietet einen idealen Ausgangspunkt für Höhenflüge. Interessierte können in der Flugschule sogar Segelfliegen lernen – oder einfach einen Rundflug buchen,
z. B. in der Fliegerschule Wasserkuppe (www.fliegerschule-wasserkuppe.de).
Wer die sattgrünen Baumwipfel von oben bewundert, kommt aus dem Staunen nicht so schnell heraus ... Als Extra-Schmankerl findet man auf der Wasserkuppe eine 700 Meter lange Sommerrodelbahn und eine Rhönbob-Bahn – und dazu ein Bungee-Trampolin.
Fliegen ist nicht die einzige Sportart, die in der Rhön begeistert: Wer auf dem Crossboard einen Berg runterflitzen oder mountainbiken möchte, ist auf den zahlreichen, gut ausgebauten Wegen goldrichtig. Auf Flüssen wie der Werra, der Fränkischen Saale und der Fulda kann man prima Kanu und Kajak fahren oder Stand-up-Paddeln. Last but not least: Viele Freibäder und Naturbadeseen laden ein zum sommerlichen Schwimmen. Wie wäre es mit einem Bad im idyllischen Guckaisee bei Poppenhausen in der hessischen Rhön? Gut zum Planschen für Jung und Alt eignet sich auch der Frickenhäuser See bei Mellrichstadt.
Ein weiteres Highlight für Kids und Eltern ist eine Nachtwanderung. Denn: Der Nachthimmel in der Rhön ist tatsächlich mit der Himmelsqualität in Namibia vergleichbar. Durch die dünne Besiedelung ist der Himmel über der Rhön noch nahezu natürlich dunkel. In klaren, mondlosen Nächten sieht man nicht nur einige Tausend Sterne und die Milchstraße, sondern auch viele schwächere Himmelskörper. Dazu gehört das Zodiaklicht, eine schwache, permanente Leuchterscheinung, die wahrscheinlich schon die alten Ägypter kannten.
Außerhalb der Ortschaften kann man den fulminanten Sternenhimmel erleben. Um lichtschwächere Himmelsphänomene aufzuspüren, nutzt man am besten die Sternenguckplätze mit ihrem freien Horizont. So kann man u. a. an den Parkplätzen am Roten und Schwarzen Moor, auf der Hohen Geba und dem Weidberg sowie an der Kissinger Hütte in den Schwarzen Bergen den Nachthimmel genießen.
Wer von zertifizierten Fachleuten mehr über die Gestirne erfahren möchte, der findet in der Rhön ein breites Angebot. Auf Mondlicht- und Sternguckerwanderungen kann man die nächtliche Rhön entdecken. Dabei lernt man nicht nur, die Gestirne selbst aufzufinden. Man erfährt auch von den Mythen und Geschichten, die sich um sie ranken. Weitere Angebote im Sternenpark entführen barfuß zum Mond oder in die Welt der Kelten. Infos und Anmeldungen: sternenpark-rhoen.de.
Wer sich selbst auf eine Reise zu den Sternen begeben will, dem hilft der Flyer des Sternenparks mit Himmelskarten zu jeder Jahreszeit weiter. „Jeder kann lernen, mit einer Sternenkarte umzugehen“, ermutigt Sabine Frank, Leiterin des Projekts Rhöner Sternenpark, auch Laien zu eigenen Erkundungstouren.
Was in einen Rucksack für Nachtschwärmer gehört? Neben einer passenden Sternenkarte für die jeweilige Jahreszeit ist auch eine rote Taschenlampe praktisch. Denn rotes Licht stört die Augen nicht, die sich erst an die Dunkelheit gewöhnen müssen. Im Fachhandel gibt es spezielle Rotlicht-Kopfleuchten – oder man beklebt gemeinsam mit den Kindern die eigene Taschenlampe mit rotem, durchsichtigem Papier aus dem Bastelladen. Und wer möchte, packt auch eine Thermoskanne mit Tee und eine Decke ein – dann lässt es sich gleich doppelt entspannt in die Nacht träumen ... Extra-Tipp: Vorab bestellen kann man den Flyer des Sternenparks Rhön unter rhoen.de/services.
Autor: Annette Waldow
© Fotos: Rhön GmbH (A. Müller, M. Hempe, T. Pfannkuch, N. Fay, W. Fallier)
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