Mit 24 gesetzlich vorgeschriebenen Urlaubstagen pro Jahr lautet die erste Frage: Wie verschaffen sich potentielle Slow Traveller die nötige Zeit? Hier gibt es eine kleine Übersicht über die vielen Kurzzeit-Aussteiger-Methoden:
Diese Variante wirkt sich nach einiger Zeit ganz schön auf den Geldbeutel aus. Hinzu kommt, dass nach einem Monat Jobpause der Krankenkassenschutz erlischt. Reisende sind dann dazu verpflichtet, sich eine eigene Kranken- und Pflegeversicherung zu suchen und diese selbst zu zahlen. Bei der TK-Versicherung liegt die freiwillige Krankenkassenbeitragszahlung beispielsweise bei satten 150 Euro pro Monat. Herunter gerechnet würden Slow Traveller 1.800 Euro pro Jahr an die heimische Krankenkasse zahlen und das ohne den Auslandversicherungsschutz.
Eine entspannte Lösung bietet der US-amerikanische Trend Sabbatical. Arbeitnehmer können eine Auszeit vom Job erhalten, ohne dass sie kündigen müssen oder aus der Sozialkasse fallen. Dabei gibt es zwei Unterscheidungen:
Beschäftigte arbeiten für ihre Rundreise vor. Mit dem Arbeitgeber abgesprochen, erhalten sie einen Teilzeitvertrag, arbeiten weiterhin in Vollzeit und bekommen die eine Hälfte ihres Gehalts in der Heimat ausgezahlt und den Rest erhalten sie on the road. Darüber hinaus können Arbeitnehmer auch einen anderen prozentualen Anteil mit ihrem Chef absprechen, wie 80 Prozent an direktem Gehalt und 20 Prozent während des Trips. Zwar müssen Reisende daheim auf einen Teil ihres Gehalts verzichten, dafür werden sie unterwegs bezahlt und haben zudem keinen Stress mit den Sozialversicherungen. Das Einzige, woran sie noch denken müssen, ist eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung abzuschließen.
Wichtiger Fakt: Ab einer Betriebsgröße von 15 Mitarbeitern gilt in Deutschland das Teilzeitgesetz. Arbeitnehmer sind damit dazu berechtigt, ihre Arbeitszeit zu verringern.
Sollten Traveller nicht auf einen Großteil ihres Einkommens verzichten können, gibt es noch eine abgewandelte Form des Sabbaticals für sie. Hier wird alles an Überstunden, Urlaubstagen, Weihnachts- und Urlaubsgeld gesammelt. Im Prinzip arbeiten Reisende hier vor, aber müssen keine großen finanziellen Einschränkungen in Kauf nehmen.
Beim Surfen, Wandern oder auf dem Weg zur nächsten Destination - Slow Traveller müssen sich absichern. Daher ist eine Auslandsversicherung unverzichtbar. Die Kosten variieren zwischen 2,50 bis 7,80 Euro pro Tag und sind abhängig von der Dauer der Reise sowie vom Alter des Reisenden. Eine gute Übersicht bietet Reiseversicherung.com, allerdings sollten Traveller ihre eigene Versicherung nach einem Zusatztarif befragen, da sie dort bessere Konditionen aushandeln können. Zudem sollten Reisende über eine internationale Haftpflichtversicherung sowie eine private Unfallversicherung nachdenken. Wenn ein Auto vor einem Slow Traveller ausweichen muss und einen Kollateralschaden verursacht, lohnt es sich einen kleinen Schutz zu haben. Die Preise starten bei 38,38 Euro pro Jahr mit dem sogenannten Selbstbehalt - das bedeutet, dass die Unfallverursacher die Kosten mittragen müssten. Doch Achtung: Es ist wichtig, das Kleingedruckte mitzulesen, insbesondere wenn die Kosten im Schadensfall übernommen werden müssen.
Die heimischen Fixkosten können Langzeitreisende senken, indem sie Verträge, wie bei ihrem Handyanbieter, pausieren. Dafür reicht ein kurzes Schreiben, in dem die Dauer der Reise angekündigt wird. Zudem können Traveller auf das Sonderkündigungsrecht verweisen. Ein großer Kostenfaktor für die meisten Menschen sind die Mietkosten. Daher lohnt es sich, einen Untermieter zu suchen. Wichtig ist: Der Vermieter muss über die Pläne eines Untermieters in Kenntnis gesetzt werden. Eine gute Nachricht gibt es allerdings: Mit einer ausgeklügelten Argumentation haben Reisende ein "berechtigtes Interesse", die Wohnung an Dritte weiterzugeben und somit hat die Hausverwaltung wenig Chancen, das Anliegen zu verbieten. Ein "berechtigtes Interesse" besteht beispielsweise, wenn der Hauptmieter aus finanziellen Gründen untervermieten muss. Doch sollten sich Langzeitreisende an-, um- oder abmelden? Fakt ist: In Deutschland herrscht eine Meldepflicht. Freunde oder Familie könnten für die Nachfolgeadresse dienen. Eine Alternative bieten virtuelle Postfächer, wie ClevverMail, danke denen Reisende auch von unterwegs sehen können, welche Nachrichten aus der Heimat eintrudeln.
Nachdem die Versicherungen geregelt und die Fixkosten gesenkt wurden, geht es an den schöneren Part der Reiseplanung: Die Destinationen. Slow Travelling zeichnet sich dadurch aus, dass sich Reisende treiben lassen, doch spätestens am Flughafen von Myanmar oder Tibet werden sie feststellen, dass sie um den obligatorischen Visumsprozess nicht herumkommen. Eine gute Übersicht bietet die Seite VisaHQ, wo Nutzer ihre Staatsbürgerschaft und das Zielland angeben und sofort einsehen können, wie lange der Antrag dauert. Zudem verlangen viele Länder, dass der eigene Reisepass mindestens sechs Monate über die Reisedauer hinaus gültig ist. Das bedeutet, der Reisepass muss vor dem Start in die Ferne erneuert werden und die Seiten im Pass sollten erweitert sein, damit die vielen geplanten Länder und Stempel auch genug Platz finden können. Zwar legen Slow Traveller weniger Kilometer zurück und geben dementsprechend kaum Geld für Verkehrsmittel aus, allerdings wird auch der Zeitpunkt kommen, an dem doch eine größere Strecke zurückgelegt werden muss. Beim Vergleichen von Flügen können Reisende immense Kosten sparen. Dabei sollten sie auf gute Suchmaschinen setzen, wie Skyscanner, Kajak oder Momonto, flexibel mit der Flugzeit sein, einen Blick auf versteckte Zusatzkosten behalten oder gegebenenfalls im Inland einen Zug, Bus oder eine Mitfahrgelegenheit suchen.
Letztendlich leben wir in einem Land, in dem die Melde- sowie Versicherungspflicht vorherrscht, die der Spontanität einen kleinen Strich durch die Rechnung macht. Auf den ersten Blick wirkt die To-Do-Liste lang, doch mit einer guten Planung können Slow Traveller sich dann so richtig treiben lassen. Ein letzter Kostenspartipp und ein wichtiges Mantra des langsamen Reisens lautet: Sich bewusst verlaufen und in die Seitenstraßen gehen. Fernab des schillernden touristischen Spektakels sinken die Preise und dementsprechend auch die Kosten für Essen und Trinken. Gleichzeitig kommen Reisende ihrem Ziel näher: Sich so richtig Zeit zu nehmen, um in eine andere Welt einzutauchen und ihren Horizont zu erweitern.
Autor: Julian Maar (Reise-Experte und Geschäftsführer des Crowd-Delivery-Service CoCarrier)
© Fotos: CoCarrier
Mit 24 gesetzlich vorgeschriebenen Urlaubstagen pro Jahr lautet die erste Frage: Wie verschaffen sich potentielle Slow Traveller die nötige Zeit? Hier gibt es eine kleine Übersicht über die vielen Kurzzeit-Aussteiger-Methoden:
Diese Variante wirkt sich nach einiger Zeit ganz schön auf den Geldbeutel aus. Hinzu kommt, dass nach einem Monat Jobpause der Krankenkassenschutz erlischt. Reisende sind dann dazu verpflichtet, sich eine eigene Kranken- und Pflegeversicherung zu suchen und diese selbst zu zahlen. Bei der TK-Versicherung liegt die freiwillige Krankenkassenbeitragszahlung beispielsweise bei satten 150 Euro pro Monat. Herunter gerechnet würden Slow Traveller 1.800 Euro pro Jahr an die heimische Krankenkasse zahlen und das ohne den Auslandversicherungsschutz.
Eine entspannte Lösung bietet der US-amerikanische Trend Sabbatical. Arbeitnehmer können eine Auszeit vom Job erhalten, ohne dass sie kündigen müssen oder aus der Sozialkasse fallen. Dabei gibt es zwei Unterscheidungen:
Beschäftigte arbeiten für ihre Rundreise vor. Mit dem Arbeitgeber abgesprochen, erhalten sie einen Teilzeitvertrag, arbeiten weiterhin in Vollzeit und bekommen die eine Hälfte ihres Gehalts in der Heimat ausgezahlt und den Rest erhalten sie on the road. Darüber hinaus können Arbeitnehmer auch einen anderen prozentualen Anteil mit ihrem Chef absprechen, wie 80 Prozent an direktem Gehalt und 20 Prozent während des Trips. Zwar müssen Reisende daheim auf einen Teil ihres Gehalts verzichten, dafür werden sie unterwegs bezahlt und haben zudem keinen Stress mit den Sozialversicherungen. Das Einzige, woran sie noch denken müssen, ist eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung abzuschließen.
Wichtiger Fakt: Ab einer Betriebsgröße von 15 Mitarbeitern gilt in Deutschland das Teilzeitgesetz. Arbeitnehmer sind damit dazu berechtigt, ihre Arbeitszeit zu verringern.
Sollten Traveller nicht auf einen Großteil ihres Einkommens verzichten können, gibt es noch eine abgewandelte Form des Sabbaticals für sie. Hier wird alles an Überstunden, Urlaubstagen, Weihnachts- und Urlaubsgeld gesammelt. Im Prinzip arbeiten Reisende hier vor, aber müssen keine großen finanziellen Einschränkungen in Kauf nehmen.
Beim Surfen, Wandern oder auf dem Weg zur nächsten Destination - Slow Traveller müssen sich absichern. Daher ist eine Auslandsversicherung unverzichtbar. Die Kosten variieren zwischen 2,50 bis 7,80 Euro pro Tag und sind abhängig von der Dauer der Reise sowie vom Alter des Reisenden. Eine gute Übersicht bietet Reiseversicherung.com, allerdings sollten Traveller ihre eigene Versicherung nach einem Zusatztarif befragen, da sie dort bessere Konditionen aushandeln können. Zudem sollten Reisende über eine internationale Haftpflichtversicherung sowie eine private Unfallversicherung nachdenken. Wenn ein Auto vor einem Slow Traveller ausweichen muss und einen Kollateralschaden verursacht, lohnt es sich einen kleinen Schutz zu haben. Die Preise starten bei 38,38 Euro pro Jahr mit dem sogenannten Selbstbehalt - das bedeutet, dass die Unfallverursacher die Kosten mittragen müssten. Doch Achtung: Es ist wichtig, das Kleingedruckte mitzulesen, insbesondere wenn die Kosten im Schadensfall übernommen werden müssen.
Die heimischen Fixkosten können Langzeitreisende senken, indem sie Verträge, wie bei ihrem Handyanbieter, pausieren. Dafür reicht ein kurzes Schreiben, in dem die Dauer der Reise angekündigt wird. Zudem können Traveller auf das Sonderkündigungsrecht verweisen. Ein großer Kostenfaktor für die meisten Menschen sind die Mietkosten. Daher lohnt es sich, einen Untermieter zu suchen. Wichtig ist: Der Vermieter muss über die Pläne eines Untermieters in Kenntnis gesetzt werden. Eine gute Nachricht gibt es allerdings: Mit einer ausgeklügelten Argumentation haben Reisende ein "berechtigtes Interesse", die Wohnung an Dritte weiterzugeben und somit hat die Hausverwaltung wenig Chancen, das Anliegen zu verbieten. Ein "berechtigtes Interesse" besteht beispielsweise, wenn der Hauptmieter aus finanziellen Gründen untervermieten muss. Doch sollten sich Langzeitreisende an-, um- oder abmelden? Fakt ist: In Deutschland herrscht eine Meldepflicht. Freunde oder Familie könnten für die Nachfolgeadresse dienen. Eine Alternative bieten virtuelle Postfächer, wie ClevverMail, danke denen Reisende auch von unterwegs sehen können, welche Nachrichten aus der Heimat eintrudeln.
Nachdem die Versicherungen geregelt und die Fixkosten gesenkt wurden, geht es an den schöneren Part der Reiseplanung: Die Destinationen. Slow Travelling zeichnet sich dadurch aus, dass sich Reisende treiben lassen, doch spätestens am Flughafen von Myanmar oder Tibet werden sie feststellen, dass sie um den obligatorischen Visumsprozess nicht herumkommen. Eine gute Übersicht bietet die Seite VisaHQ, wo Nutzer ihre Staatsbürgerschaft und das Zielland angeben und sofort einsehen können, wie lange der Antrag dauert. Zudem verlangen viele Länder, dass der eigene Reisepass mindestens sechs Monate über die Reisedauer hinaus gültig ist. Das bedeutet, der Reisepass muss vor dem Start in die Ferne erneuert werden und die Seiten im Pass sollten erweitert sein, damit die vielen geplanten Länder und Stempel auch genug Platz finden können. Zwar legen Slow Traveller weniger Kilometer zurück und geben dementsprechend kaum Geld für Verkehrsmittel aus, allerdings wird auch der Zeitpunkt kommen, an dem doch eine größere Strecke zurückgelegt werden muss. Beim Vergleichen von Flügen können Reisende immense Kosten sparen. Dabei sollten sie auf gute Suchmaschinen setzen, wie Skyscanner, Kajak oder Momonto, flexibel mit der Flugzeit sein, einen Blick auf versteckte Zusatzkosten behalten oder gegebenenfalls im Inland einen Zug, Bus oder eine Mitfahrgelegenheit suchen.
Letztendlich leben wir in einem Land, in dem die Melde- sowie Versicherungspflicht vorherrscht, die der Spontanität einen kleinen Strich durch die Rechnung macht. Auf den ersten Blick wirkt die To-Do-Liste lang, doch mit einer guten Planung können Slow Traveller sich dann so richtig treiben lassen. Ein letzter Kostenspartipp und ein wichtiges Mantra des langsamen Reisens lautet: Sich bewusst verlaufen und in die Seitenstraßen gehen. Fernab des schillernden touristischen Spektakels sinken die Preise und dementsprechend auch die Kosten für Essen und Trinken. Gleichzeitig kommen Reisende ihrem Ziel näher: Sich so richtig Zeit zu nehmen, um in eine andere Welt einzutauchen und ihren Horizont zu erweitern.
Autor: Julian Maar (Reise-Experte und Geschäftsführer des Crowd-Delivery-Service CoCarrier)
© Fotos: CoCarrier
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