Und das soll gesund sein…?“, höre ich neben mir eine atemlose Stimme, die einer nicht mehr ganz jungen Dame gehört. Sie hält verzweifelt Ausschau, ob sich inmitten dieses sattgrünen Ur-Waldes ein Ende des etwas anstrengenden Anstieges abzeichnet. Ich kann es ihr nicht ganz verdenken. Obwohl in den Bergen zu Hause, komme auch ich bei dieser „Gesundheitswanderung“ ganz schön ins Schwitzen. Aber andererseits ist das normal in diesem speziellen Mikroklima mit extrem hoher Luftfeuchtigkeit – wie mir gleich aus berufenem Munde bestätigt wird. Frau Dr. Renata Sanovic, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg, beruhigt auch die müde Mitwanderin und bleibt sofort stehen, um einen kleinen Zwischenstopp einzulegen. Die Wanderung, die uns entlang des Krimmler Wasserfalls auf einem 3.000 Jahre alten Römerweg und Handelspfad zwischen Österreich und dem benachbarten Südtirol bis zum willkommenen Gasthof führt, wird dem langsamsten Teilnehmer angepasst. Man geht langsam mit vielen Pausen und genießt zwischendurch immer wieder die wunderbaren Ausblicke über das Salzachtal oder hinunter zu den donnernden Wassermassen.
Begleitet von der Allergie-Expertin und einem Nationalparkranger erfährt man zwischendurch, was diesen Wasserfall an der Grenze zu Tirol und Südtirol so einzigartig macht: Mit einer Höhe von 380 Metern sind die Krimmler Wasserfälle die größten Europas und seit 1967 mit dem Naturschutzdiplom des Europarates ausgezeichnet. Die erste Stufe mit dem Oberen Fall hat eine Höhe von 140 Metern, es folgt ein kurzes flaches Teilstück, von dem aus der Mittlere Wasserfall über die zweite Stufe (100 Meter) abstürzt. Die dritte Stufe mit dem gewaltigsten Wassersturz ist über 140 Meter hoch. Genau diese speziellen Gegebenheiten – die beeindruckende Wassermenge verbunden mit dem mehrfachen Aufprallen auf die Felsen – dürften der Auslöser für einen bislang nur hier gemessenen Heileffekt sein.
„Wir haben an ausgewählten Orten winzige Tropfen im Nanobereich, zweihundertmal feiner als gängige Asthmasprays, die ganz tief in die Lunge eindringen können. Und diese weisen zudem eine extrem hohe Konzentration an negativ geladenen Ionen auf, was die nachhaltige Reduktion von Asthma-Beschwerden zur Folge hat“, erklärt Dr. Renata Sanovic, die seit fünf Jahren vor Ort das „Hohe Tauern Health“ Forschungsprojekt betreut (Infos unter www.hohe-tauern-health.at). Mit Unterstützung der EU versucht man hier, eine ganz neue Form der Therapie zu etablieren. Kernstück ist ein täglicher einstündiger Aufenthalt am Fall, unterstützt durch körperliche Aktivitäten mit den Nationalparkrangern sowie durch Vorträge und Gesundheitsschulungen. Dabei ist schon lange bekannt, dass der Wasserfall eine positive Wirkung hat. Bereits vor über 200 Jahren gab es Überlegungen, die Krimmler Wasserfälle zum Heilbad zu erklären. Der damalige Landphysikus von Zell am See, Dr. Paul Oberlechner, war überzeugt: „Das Spritzbad übertrifft alle Arzneyen unter der Sonne gegen Stadt-leben und Empfindeley“. Zugleich ist der Wasserfall auch ein atemberaubendes Naturschauspiel, das besonders beim gemütlichen Abstieg entlang des vier Kilometer langer Panorama-Weges mit seinen zahlreichen Aussichtskanzeln hautnah erlebbar wird. Es donnert, schäumt und spritzt, und man fühlt sich plötzlich ganz klein angesichts dieser unbändigen Naturgewalt. In deren Umfeld Tiere und Pflanzen ideale Bedingungen vorfinden: Hunderte Moose, Flechten und Farne wachsen im Sprühnebel, der Lebensraum für 62 Vogelarten ist. Einige davon entdecken wir auf unserer rund vierstündigen Tour. Und die eingangs noch nach Luft ringende Dame ist am Ende sehr stolz: „Ich hätte nie gedacht, so etwas mit meinem Asthma zu schaffen!“ Ich bin auch mit mir zufrieden, gönne mir darum noch einen kleinen Abstecher in die „WasserWunderWelt“ am Fuße des Wasserfalls. Es ist erstaunlich, was man in diesem Erlebnispark, in dem sich alles um das Thema Wasser dreht, entdeckt und erfährt. Nach so viel Wasser, das ich sogar völlig bedenkenlos auch direkt aus dem Bach trinken konnte, steht mir der Sinn nach etwas Essbarem. Und das sollte etwas Gesundes sein. In meinem Hotel gibt es entsprechend leckere Angebote, ebenso in zahlreichen anderen Gasthäusern, Restaurants und auf den Almen der Region. Man merkt, dass diese Gegend nicht nur vom Tourismus geprägt ist, sondern auch von der Landwirtschaff. Die Produkte sind frisch, oft sogar vom eigenen Hof, gewürzt mit Kräutern aus dem hauseigenen Garten.
Ob Tauernlamm, Pinzgauer Rind – beides stammt von hier –, geräucherte Urforelle, herzhaftes Speckbrot, Almkäse oder hausgemachter Apfelstrudel – die Wahl fällt schwer und es ist gut, dass ich vorher einige Kalorien verbraucht habe. Und das Beste: Selbst für Gäste, die an Nahrungsmittel-Allergien oder –unverträglichkeiten leiden, zaubert der Küchenchef im Handumdrehen regionale Köstlichkeiten. Außerdem finden hier regelmäßig Schulungen statt.
Am nächsten Tag könnte ich mir auch etwas beibringen lassen: Atemschule mit dem Physiotherapeuten. Da ich aber keine Asthmatikerin bin und das in den Bergen manchmal etwas wankelmütige Wetter mit herrlichem Sonnenschein lockt, zieht es mich hinaus. In die wunderbare Kulisse des Nationalparks Hohe Tauern, der auf 130 Quadratkilometern mit 266 Dreitausendern und 550 idyllische Bergseen aufwarten kann. Die Liste der Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten ist lang: Großglockner Hochalpenstraße, Felsentherme Gastein, Mineralienmuseum Bramberg, Goldwaschen, Greifvögel beobachten, Sternwarte, Badesee, Kristallbad, Bogenschießen, Keltendorf, mit dem Lift zur Gletscherregion Weißsee oder auf den Aussichtsberg Wildkogel. Rund 170 Attraktionen liegen in Ausflugsnähe und mit der Hohe Tauern Card (bei längerem Aufenthalt inklusive) sind sie alle gratis.
Ich schwinge mich voller Elan auf mein Fahrrad aus dem hoteleigenen Verleih. Ziel ist der 300 Kilometer lange Tauernradweg, der in Krimml seinen Anfang nimmt. Entlang der Salzach radle ich vorbei an grasenden Kühen, Pinzgauer und Noriker Pferden (eine große Rasse ehemaliger Arbeitspferde), unzähligen Heustadeln und mehreren kleinen Dörfern, die alle ein bisschen wie aus dem Bilderbuch wirken. Rast mache ich am Hollersbacher Badesee, der seine frische Temperatur mit einem riesigen Abenteuerspielplatz und einem interessanten Lehrpfad mitten durchs Schilf wieder mehr als wett macht. Schließlich komme ich in Mittersill an, der sogenannten Hauptstadt der Region Oberpinzgau, die zwar nur etwa 6.000 Einwohner hat, dafür aber ein einzigartiges Museum: Das weitläufige „Nationalparkzentum“ bietet unter anderem mit modernster Technik, begehbarem Murmeltierbau, Gletscherdom und 3-D-Kino überraschende Einblicke in die Natur. Ein wetterunabhängiges, interaktives Erlebnis, für das man sich ein bisschen Zeit nehmen sollte. Und von dem ich genau weiß, dass es auch meine Kinder begeistern würde.
Auf dem Rückweg mache ich es mir bequem – in der Pinzgauer Lokalbahn. Die charmante Schmalspurbahn ist zwar nicht schnell, bringt dafür aber ihre Gäste stilecht ans Ziel. Im Sommer geht es sogar noch einen Tick authentischer, dann wird die Bahn mit einer 1906 gebauten Dampflok gezogen. Zurück im Hotel sinke ich voller Eindrücke auf die Kissen und kann mir dabei sicher sein, die außergewöhnlich gute Luftqualität des Nationalparks sogar drinnen wiederzufinden. Alle Zimmer der insgesamt zehn Hohe Tauern Health Allergikerhotels sind zertifiziert. Das heißt, sie entsprechen in ihrer (fehlenden) Allergen- und Feinstaub-Belastung annähernd dem Wert von klarer Winterluft. Das wird regelmäßig und nach strengen Maßstäben von der Universität kontrolliert. Verständlich, dass sich hier jeder Gast vermutlich schon nach kürzester Zeit gesünder fühlt als bei seiner Ankunft. Und das ist sogar nachprüfbar. Bei der Gesundheitswanderung am Wasserfall kann man mit Hilfe eines Saccharintests selbst ausprobieren, wie schnell sich die Atemwege reinigen.
Der Effekt ist so verblüffend, dass es jeder am eigenen Leib erfahren sollte.Auch wenn man dabei wie ein Koks-Schnüffler aussieht, weil man sich den Staubzucker in die Nase reiben muss. Ich bin mir sicher, dass ich bei längerem Aufenthalt noch viele Gipfel erklommen und lustvoll noch viele gesunde Atemzüge gemacht hätte – aber fürs Erste ist das Abenteuer vorüber. Ich nicke ein und träume von Murmeltiere, die in der Sonne spielen, und Steinböcken, die steile Felshänge erklettern. Und damit das kein Traum bleibt, komme ich bald wieder her …
Beste Reisezeit: Ganzjährig.
Klima: Ähnlich wie in Süddeutschland. Die von den Alpen kommenden Fallwinde (Föhn) garantieren auch im Winter viele sonnige, milde Tage. Temperaturen: im Winter zwischen 4 und –5 °C, im Sommer um 25 Grad. Wintersportler reisen zwischen Dezember und März an, bei bester Schneelage sogar bis Ende Mai.
Zeitzone: MEZ.
Sprache: Deutsch.
Geld: Euro.
Gesundheit: Eine Auslandskrankversicherung ist ebenso empfehlenswert wie eine Impfung gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).
Essen & Trinken: Nach dem Motto „Wir haben alles vor der Haustür – Käse und Butter, chemiefrei angebaute Kartoffeln und Früchte, Fleisch von Tieren, die nicht geplagt worden sind“ verarbeiten die Wirte in der Region alles, was sie kennen und zu schätzen wissen. Davon profitieren die Urlauber nicht nur beim Essen: im Sommer gibt es auch Führungen durch herrlich angelegte Kräutergärten.
Restaurants: In der „Meilinger Taverne“ (Am Stadtplatz 10, Mittersill) machten vor 300 Jahren die Transpoteure der Tauern-Nord-Süd-Route Rast. Seit 30 Jahren ist Robert Klackl der Chef des mit einer „Gault Millau“-Haube dekorierten Gasthauses.
Sehenswert: Das Kitzsteinhorn bei Kaprun, das den Schmiedingergletscher überthront, mit dem größten und meistbesuchten Skigebiet Österreichs; bei Uttendorf die Weißsee Gletscherbahn rauf in das Ski- und Wandergebiet um die Rudolfshütte; Bramberg am Wildkogel mit dem einzigen Smaragdvorkommen in Europa (der mit 42 Karat wohl wertvollste dort gefundene Edelstein ziert die britischen Kronjuwelen); Mittersill mit Schloss, Heimnatmuseum und Eingang zum Felbertal; das Felbertal mit Naturschönheiten wie Schößwendklamm oder Pembach Wasserfal; der über 2.000 qm große Nationalpark Hohe Tauern mit zum Teil seltener Flora und Fauna sowie einem gut markierten Netz von Rundwanderwegen; der Hintersee (1.313 m hoch gelegen) mit völlig klarem Wasser, der ca. 1495 durch einen Bergsturz entstand; mehrtägige Bergwanderung auf dem Pinzgauer Höhenweg, der von Obertauern über Zell am See nach Westen in die Kitzbüheler Alpen führt; Krimml mit seinen berühmten Wasserfällen.
Unbedingt machen: Alles, was mit Natur zu tun hat wie wandern, die Umgebung per normalem Rad oder Mountainbike erkunden, angeln gehen.
Unbedingt vermeiden: Ohne wetterfeste Kleidung und festes Schuhwerk wandern gehen.
Beliebte Mitbringsel: Kulinarische Leckereien, Holzschnitzereien, Schmuck mit Bergkristallen.
Auskünfte: Ferienregion Nationalpark Hohe Tauern Nationalpark Zentrum www.krimml.at.
Autor: Susanne Radke
Fotos: SalzburgerLand Tourismus GmbH
Und das soll gesund sein…?“, höre ich neben mir eine atemlose Stimme, die einer nicht mehr ganz jungen Dame gehört. Sie hält verzweifelt Ausschau, ob sich inmitten dieses sattgrünen Ur-Waldes ein Ende des etwas anstrengenden Anstieges abzeichnet. Ich kann es ihr nicht ganz verdenken. Obwohl in den Bergen zu Hause, komme auch ich bei dieser „Gesundheitswanderung“ ganz schön ins Schwitzen. Aber andererseits ist das normal in diesem speziellen Mikroklima mit extrem hoher Luftfeuchtigkeit – wie mir gleich aus berufenem Munde bestätigt wird. Frau Dr. Renata Sanovic, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg, beruhigt auch die müde Mitwanderin und bleibt sofort stehen, um einen kleinen Zwischenstopp einzulegen. Die Wanderung, die uns entlang des Krimmler Wasserfalls auf einem 3.000 Jahre alten Römerweg und Handelspfad zwischen Österreich und dem benachbarten Südtirol bis zum willkommenen Gasthof führt, wird dem langsamsten Teilnehmer angepasst. Man geht langsam mit vielen Pausen und genießt zwischendurch immer wieder die wunderbaren Ausblicke über das Salzachtal oder hinunter zu den donnernden Wassermassen.
Begleitet von der Allergie-Expertin und einem Nationalparkranger erfährt man zwischendurch, was diesen Wasserfall an der Grenze zu Tirol und Südtirol so einzigartig macht: Mit einer Höhe von 380 Metern sind die Krimmler Wasserfälle die größten Europas und seit 1967 mit dem Naturschutzdiplom des Europarates ausgezeichnet. Die erste Stufe mit dem Oberen Fall hat eine Höhe von 140 Metern, es folgt ein kurzes flaches Teilstück, von dem aus der Mittlere Wasserfall über die zweite Stufe (100 Meter) abstürzt. Die dritte Stufe mit dem gewaltigsten Wassersturz ist über 140 Meter hoch. Genau diese speziellen Gegebenheiten – die beeindruckende Wassermenge verbunden mit dem mehrfachen Aufprallen auf die Felsen – dürften der Auslöser für einen bislang nur hier gemessenen Heileffekt sein.
„Wir haben an ausgewählten Orten winzige Tropfen im Nanobereich, zweihundertmal feiner als gängige Asthmasprays, die ganz tief in die Lunge eindringen können. Und diese weisen zudem eine extrem hohe Konzentration an negativ geladenen Ionen auf, was die nachhaltige Reduktion von Asthma-Beschwerden zur Folge hat“, erklärt Dr. Renata Sanovic, die seit fünf Jahren vor Ort das „Hohe Tauern Health“ Forschungsprojekt betreut (Infos unter www.hohe-tauern-health.at). Mit Unterstützung der EU versucht man hier, eine ganz neue Form der Therapie zu etablieren. Kernstück ist ein täglicher einstündiger Aufenthalt am Fall, unterstützt durch körperliche Aktivitäten mit den Nationalparkrangern sowie durch Vorträge und Gesundheitsschulungen. Dabei ist schon lange bekannt, dass der Wasserfall eine positive Wirkung hat. Bereits vor über 200 Jahren gab es Überlegungen, die Krimmler Wasserfälle zum Heilbad zu erklären. Der damalige Landphysikus von Zell am See, Dr. Paul Oberlechner, war überzeugt: „Das Spritzbad übertrifft alle Arzneyen unter der Sonne gegen Stadt-leben und Empfindeley“. Zugleich ist der Wasserfall auch ein atemberaubendes Naturschauspiel, das besonders beim gemütlichen Abstieg entlang des vier Kilometer langer Panorama-Weges mit seinen zahlreichen Aussichtskanzeln hautnah erlebbar wird. Es donnert, schäumt und spritzt, und man fühlt sich plötzlich ganz klein angesichts dieser unbändigen Naturgewalt. In deren Umfeld Tiere und Pflanzen ideale Bedingungen vorfinden: Hunderte Moose, Flechten und Farne wachsen im Sprühnebel, der Lebensraum für 62 Vogelarten ist. Einige davon entdecken wir auf unserer rund vierstündigen Tour. Und die eingangs noch nach Luft ringende Dame ist am Ende sehr stolz: „Ich hätte nie gedacht, so etwas mit meinem Asthma zu schaffen!“ Ich bin auch mit mir zufrieden, gönne mir darum noch einen kleinen Abstecher in die „WasserWunderWelt“ am Fuße des Wasserfalls. Es ist erstaunlich, was man in diesem Erlebnispark, in dem sich alles um das Thema Wasser dreht, entdeckt und erfährt. Nach so viel Wasser, das ich sogar völlig bedenkenlos auch direkt aus dem Bach trinken konnte, steht mir der Sinn nach etwas Essbarem. Und das sollte etwas Gesundes sein. In meinem Hotel gibt es entsprechend leckere Angebote, ebenso in zahlreichen anderen Gasthäusern, Restaurants und auf den Almen der Region. Man merkt, dass diese Gegend nicht nur vom Tourismus geprägt ist, sondern auch von der Landwirtschaff. Die Produkte sind frisch, oft sogar vom eigenen Hof, gewürzt mit Kräutern aus dem hauseigenen Garten.
Ob Tauernlamm, Pinzgauer Rind – beides stammt von hier –, geräucherte Urforelle, herzhaftes Speckbrot, Almkäse oder hausgemachter Apfelstrudel – die Wahl fällt schwer und es ist gut, dass ich vorher einige Kalorien verbraucht habe. Und das Beste: Selbst für Gäste, die an Nahrungsmittel-Allergien oder –unverträglichkeiten leiden, zaubert der Küchenchef im Handumdrehen regionale Köstlichkeiten. Außerdem finden hier regelmäßig Schulungen statt.
Am nächsten Tag könnte ich mir auch etwas beibringen lassen: Atemschule mit dem Physiotherapeuten. Da ich aber keine Asthmatikerin bin und das in den Bergen manchmal etwas wankelmütige Wetter mit herrlichem Sonnenschein lockt, zieht es mich hinaus. In die wunderbare Kulisse des Nationalparks Hohe Tauern, der auf 130 Quadratkilometern mit 266 Dreitausendern und 550 idyllische Bergseen aufwarten kann. Die Liste der Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten ist lang: Großglockner Hochalpenstraße, Felsentherme Gastein, Mineralienmuseum Bramberg, Goldwaschen, Greifvögel beobachten, Sternwarte, Badesee, Kristallbad, Bogenschießen, Keltendorf, mit dem Lift zur Gletscherregion Weißsee oder auf den Aussichtsberg Wildkogel. Rund 170 Attraktionen liegen in Ausflugsnähe und mit der Hohe Tauern Card (bei längerem Aufenthalt inklusive) sind sie alle gratis.
Ich schwinge mich voller Elan auf mein Fahrrad aus dem hoteleigenen Verleih. Ziel ist der 300 Kilometer lange Tauernradweg, der in Krimml seinen Anfang nimmt. Entlang der Salzach radle ich vorbei an grasenden Kühen, Pinzgauer und Noriker Pferden (eine große Rasse ehemaliger Arbeitspferde), unzähligen Heustadeln und mehreren kleinen Dörfern, die alle ein bisschen wie aus dem Bilderbuch wirken. Rast mache ich am Hollersbacher Badesee, der seine frische Temperatur mit einem riesigen Abenteuerspielplatz und einem interessanten Lehrpfad mitten durchs Schilf wieder mehr als wett macht. Schließlich komme ich in Mittersill an, der sogenannten Hauptstadt der Region Oberpinzgau, die zwar nur etwa 6.000 Einwohner hat, dafür aber ein einzigartiges Museum: Das weitläufige „Nationalparkzentum“ bietet unter anderem mit modernster Technik, begehbarem Murmeltierbau, Gletscherdom und 3-D-Kino überraschende Einblicke in die Natur. Ein wetterunabhängiges, interaktives Erlebnis, für das man sich ein bisschen Zeit nehmen sollte. Und von dem ich genau weiß, dass es auch meine Kinder begeistern würde.
Auf dem Rückweg mache ich es mir bequem – in der Pinzgauer Lokalbahn. Die charmante Schmalspurbahn ist zwar nicht schnell, bringt dafür aber ihre Gäste stilecht ans Ziel. Im Sommer geht es sogar noch einen Tick authentischer, dann wird die Bahn mit einer 1906 gebauten Dampflok gezogen. Zurück im Hotel sinke ich voller Eindrücke auf die Kissen und kann mir dabei sicher sein, die außergewöhnlich gute Luftqualität des Nationalparks sogar drinnen wiederzufinden. Alle Zimmer der insgesamt zehn Hohe Tauern Health Allergikerhotels sind zertifiziert. Das heißt, sie entsprechen in ihrer (fehlenden) Allergen- und Feinstaub-Belastung annähernd dem Wert von klarer Winterluft. Das wird regelmäßig und nach strengen Maßstäben von der Universität kontrolliert. Verständlich, dass sich hier jeder Gast vermutlich schon nach kürzester Zeit gesünder fühlt als bei seiner Ankunft. Und das ist sogar nachprüfbar. Bei der Gesundheitswanderung am Wasserfall kann man mit Hilfe eines Saccharintests selbst ausprobieren, wie schnell sich die Atemwege reinigen.
Der Effekt ist so verblüffend, dass es jeder am eigenen Leib erfahren sollte.Auch wenn man dabei wie ein Koks-Schnüffler aussieht, weil man sich den Staubzucker in die Nase reiben muss. Ich bin mir sicher, dass ich bei längerem Aufenthalt noch viele Gipfel erklommen und lustvoll noch viele gesunde Atemzüge gemacht hätte – aber fürs Erste ist das Abenteuer vorüber. Ich nicke ein und träume von Murmeltiere, die in der Sonne spielen, und Steinböcken, die steile Felshänge erklettern. Und damit das kein Traum bleibt, komme ich bald wieder her …
Beste Reisezeit: Ganzjährig.
Klima: Ähnlich wie in Süddeutschland. Die von den Alpen kommenden Fallwinde (Föhn) garantieren auch im Winter viele sonnige, milde Tage. Temperaturen: im Winter zwischen 4 und –5 °C, im Sommer um 25 Grad. Wintersportler reisen zwischen Dezember und März an, bei bester Schneelage sogar bis Ende Mai.
Zeitzone: MEZ.
Sprache: Deutsch.
Geld: Euro.
Gesundheit: Eine Auslandskrankversicherung ist ebenso empfehlenswert wie eine Impfung gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).
Essen & Trinken: Nach dem Motto „Wir haben alles vor der Haustür – Käse und Butter, chemiefrei angebaute Kartoffeln und Früchte, Fleisch von Tieren, die nicht geplagt worden sind“ verarbeiten die Wirte in der Region alles, was sie kennen und zu schätzen wissen. Davon profitieren die Urlauber nicht nur beim Essen: im Sommer gibt es auch Führungen durch herrlich angelegte Kräutergärten.
Restaurants: In der „Meilinger Taverne“ (Am Stadtplatz 10, Mittersill) machten vor 300 Jahren die Transpoteure der Tauern-Nord-Süd-Route Rast. Seit 30 Jahren ist Robert Klackl der Chef des mit einer „Gault Millau“-Haube dekorierten Gasthauses.
Sehenswert: Das Kitzsteinhorn bei Kaprun, das den Schmiedingergletscher überthront, mit dem größten und meistbesuchten Skigebiet Österreichs; bei Uttendorf die Weißsee Gletscherbahn rauf in das Ski- und Wandergebiet um die Rudolfshütte; Bramberg am Wildkogel mit dem einzigen Smaragdvorkommen in Europa (der mit 42 Karat wohl wertvollste dort gefundene Edelstein ziert die britischen Kronjuwelen); Mittersill mit Schloss, Heimnatmuseum und Eingang zum Felbertal; das Felbertal mit Naturschönheiten wie Schößwendklamm oder Pembach Wasserfal; der über 2.000 qm große Nationalpark Hohe Tauern mit zum Teil seltener Flora und Fauna sowie einem gut markierten Netz von Rundwanderwegen; der Hintersee (1.313 m hoch gelegen) mit völlig klarem Wasser, der ca. 1495 durch einen Bergsturz entstand; mehrtägige Bergwanderung auf dem Pinzgauer Höhenweg, der von Obertauern über Zell am See nach Westen in die Kitzbüheler Alpen führt; Krimml mit seinen berühmten Wasserfällen.
Unbedingt machen: Alles, was mit Natur zu tun hat wie wandern, die Umgebung per normalem Rad oder Mountainbike erkunden, angeln gehen.
Unbedingt vermeiden: Ohne wetterfeste Kleidung und festes Schuhwerk wandern gehen.
Beliebte Mitbringsel: Kulinarische Leckereien, Holzschnitzereien, Schmuck mit Bergkristallen.
Auskünfte: Ferienregion Nationalpark Hohe Tauern Nationalpark Zentrum www.krimml.at.
Autor: Susanne Radke
Fotos: SalzburgerLand Tourismus GmbH
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