Gerade jetzt hat niemand Lust auf volle Städte und überlaufende Strände. Wer im Herbst trotzdem einen erholsamen Urlaub an der Adria mit viel Freiraum und wenig Menschen verbringen möchte, ist im wenig bekannten Lagunenstädtchen Comacchio in der Emilia-Romagna richtig. Nur fünf Kilometer vom Meer entfernt, lässt es sich hier wunderbar durch beschauliche Museen und an idyllischen Wasserkanälen spazieren. Außerhalb der alten Stadtmauern geht’s per Rad, Kanu oder Pferd durch die weitläufige Landschaft des 53.000 Hektar großen Regionalparks Po-Delta zu einsamen Plätzen in der Natur. Inklusive romantischer Sonnenuntergänge mit Flamingos.
Vor rund 200 Jahren war das Fischerstädtchen Comacchio, erbaut auf 13 Inseln, noch vom Festland abgetrennt und nur mit dem Schiff erreichbar. Heute ist es zwar ein Teil der Küste, aber der ursprüngliche Charme als Wasserstadt blieb erhalten. Nach wie vor gleiten Fischerboote, traditionell Batane genannt, durch die Kanäle. Kinder spielen bei den Brücken aus Stein und Pärchen genießen eine reich bestückte Fischplatte direkt am Wasser bei der Trepponti. Die fünfteilige Brücke aus dem Jahr 1630 ist eines der vielen Highlights und ein beliebter Treffpunkt für die Einheimischen. Zwischen den bunten Häusern und edlen Palazzi wird entlang der Wasserkanäle flaniert, vorbei am Uhrturm, dem Dom und bis hin zur Wallfahrtskirche Santa Maria in Aula Regia und dem fotogenen Laubengang der Kapuziner mit 142 Bögen. Das spannend aufbereitete Museo Delta Antico erzählt die Geschichte der Region, die bis zu den Etruskern und Römern zurückreicht, während in der alten Aalfabrik ein Museum die Arbeit der Fischer würdigt. Dort gibt es auch heute noch die eingelegten Aale in der Dose zu kaufen – eine Spezialität, die seit Generationen per Hand gemacht wird. Genuss und Kultur lassen sich beim Stadtbummel auf kurzen Wegen entdecken. Neben den Museen und Galerien gibt es auch einige familiengeführte Läden, Cafés und Fischrestaurants im historischen Zentrum. Ohne Gedränge oder Hektik. Alles strahlt eine gewisse Beschaulichkeit aus, die an der Adria selten geworden ist.
Picasso, Warhol, Kokoschka, Fontana. Kaum jemand würde zwischen Strand und Pinienwald Skulpturen oder Gemälde der bedeutendstes Künstler des 20. Jahrhunderts vermuten. Doch genau hier verwirklichte der Maler Remo Brindisi in seiner Sommerresidenz seinen Traum eines modernen und lebendigen Kunstmuseums. Heute sind in dem architektonisch interessanten Gebäude auf drei Ebenen Werke von ihm und anderen Künstlern ausgestellt. Ein Must-see für alle Kunstinteressierten. Ebenfalls bunt und eigenwillig, aber aus einer völlig anderen Zeit, ist die Abbazia di Pomposa im Norden von Comacchio. Der ehemalige Benediktinersitz aus dem sechsten Jahrhundert beeindruckt durch seine freskenreiche Basilika und dem Mosaikfußboden. Die Abtei war lange das Zentrum für Spiritualität und Kultur in der Region. So entdeckte an diesem stillen Ort einst Guido d´Arezzo das System der Musiknoten. Ein klangvolles Vermächtnis.
Weiße Mähnen im Wind. Salzwasser und Sand unter den Hufen. Bei einem Ausritt mit den Delta-Wildpferden durch die Lagune stellt sich unweigerlich das Gefühl von Freiheit ein. Auch bei Anfängern. Denn die Pferde sind bekannt für ihr ausgeglichenes Temperament und ihren Gehorsam. Deshalb sind Ausritte mit ihnen besonders entspannt. Die ersten Camargue-Pferde kamen gemeinsam mit schwarzen Bullen in den 1980er Jahren von Frankreich an die Spiaggia Romea. Schnell passten sich die Tiere der neuen Umgebung an und entwickelten sich zu den sogenannten Delta-Pferden weiter. Im Reitzentrum können Pferdefans die tierischen Schönheiten kennenlernen. Danach geht’s gemeinsam mit einem erfahrenen Reitlehrer hinein in das Herz des Unesco-Biosphärenreservates Po-Delta. Hier leben neben den weißen Pferden noch weitere seltene Tiere wie die Delta-Hirsche, die lange als ausgestorben galten. Jetzt weiden sie wieder im Schatten der Steineichen im Naturschutzgebiet Bosco della Mesola, in dessen Nähe auch noch das Lustschlösschen von Graf Alfonso II. von Ferrara aus dem 16. Jahrhundert zu romantischen Träumen einlädt.
Entlang der Küste führen Rad- und Wanderwege vom Lagunensee bis zur aufgelassenen Saline. Salz und Aale wurden einst über die Wasserwege weit ins Land hinein gebracht und sorgten für Wohlstand. Inzwischen sind diese feuchten Gebiete ein Paradies für Vögel. Fast 370 verschiedene Vogelarten wurden bereits gezählt. Auch Europas größte Flamingo-Kolonie hat sich hier niedergelassen. Bis zu 15.000 rosarote Flamingos bleiben das ganze Jahr über im Brutgebiet und ziehen abends majestätisch ihre Kreise am Himmel. Wer bis zum Sonnenuntergang am Strand bleibt, kann sie bei ihrem Flug beobachten. Um die Flamingos aus der Nähe beim Krebse fressen im flachen Wasser zu sehen, heißt es umsteigen in ein Kanu, möglichst geräuschlos heran paddeln und das Fernglas in die Hand nehmen. Während die Farbe der Krebse das Gefieder der Flamingos färbt, färbt auf die Menschen die Ruhe der Lagune ab.
Autor: Barbara Bergler
Weitere Informationen finden Sie hier: visitcomacchio.it
© Fotos: Archivio Comune di Comacchio, Mario Rebeschini, Andrea Samaritani, Francesco Cavallari, Roberto Fantinuoli, Berretta, girasole-pr.de
Gerade jetzt hat niemand Lust auf volle Städte und überlaufende Strände. Wer im Herbst trotzdem einen erholsamen Urlaub an der Adria mit viel Freiraum und wenig Menschen verbringen möchte, ist im wenig bekannten Lagunenstädtchen Comacchio in der Emilia-Romagna richtig. Nur fünf Kilometer vom Meer entfernt, lässt es sich hier wunderbar durch beschauliche Museen und an idyllischen Wasserkanälen spazieren. Außerhalb der alten Stadtmauern geht’s per Rad, Kanu oder Pferd durch die weitläufige Landschaft des 53.000 Hektar großen Regionalparks Po-Delta zu einsamen Plätzen in der Natur. Inklusive romantischer Sonnenuntergänge mit Flamingos.
Vor rund 200 Jahren war das Fischerstädtchen Comacchio, erbaut auf 13 Inseln, noch vom Festland abgetrennt und nur mit dem Schiff erreichbar. Heute ist es zwar ein Teil der Küste, aber der ursprüngliche Charme als Wasserstadt blieb erhalten. Nach wie vor gleiten Fischerboote, traditionell Batane genannt, durch die Kanäle. Kinder spielen bei den Brücken aus Stein und Pärchen genießen eine reich bestückte Fischplatte direkt am Wasser bei der Trepponti. Die fünfteilige Brücke aus dem Jahr 1630 ist eines der vielen Highlights und ein beliebter Treffpunkt für die Einheimischen. Zwischen den bunten Häusern und edlen Palazzi wird entlang der Wasserkanäle flaniert, vorbei am Uhrturm, dem Dom und bis hin zur Wallfahrtskirche Santa Maria in Aula Regia und dem fotogenen Laubengang der Kapuziner mit 142 Bögen. Das spannend aufbereitete Museo Delta Antico erzählt die Geschichte der Region, die bis zu den Etruskern und Römern zurückreicht, während in der alten Aalfabrik ein Museum die Arbeit der Fischer würdigt. Dort gibt es auch heute noch die eingelegten Aale in der Dose zu kaufen – eine Spezialität, die seit Generationen per Hand gemacht wird. Genuss und Kultur lassen sich beim Stadtbummel auf kurzen Wegen entdecken. Neben den Museen und Galerien gibt es auch einige familiengeführte Läden, Cafés und Fischrestaurants im historischen Zentrum. Ohne Gedränge oder Hektik. Alles strahlt eine gewisse Beschaulichkeit aus, die an der Adria selten geworden ist.
Picasso, Warhol, Kokoschka, Fontana. Kaum jemand würde zwischen Strand und Pinienwald Skulpturen oder Gemälde der bedeutendstes Künstler des 20. Jahrhunderts vermuten. Doch genau hier verwirklichte der Maler Remo Brindisi in seiner Sommerresidenz seinen Traum eines modernen und lebendigen Kunstmuseums. Heute sind in dem architektonisch interessanten Gebäude auf drei Ebenen Werke von ihm und anderen Künstlern ausgestellt. Ein Must-see für alle Kunstinteressierten. Ebenfalls bunt und eigenwillig, aber aus einer völlig anderen Zeit, ist die Abbazia di Pomposa im Norden von Comacchio. Der ehemalige Benediktinersitz aus dem sechsten Jahrhundert beeindruckt durch seine freskenreiche Basilika und dem Mosaikfußboden. Die Abtei war lange das Zentrum für Spiritualität und Kultur in der Region. So entdeckte an diesem stillen Ort einst Guido d´Arezzo das System der Musiknoten. Ein klangvolles Vermächtnis.
Weiße Mähnen im Wind. Salzwasser und Sand unter den Hufen. Bei einem Ausritt mit den Delta-Wildpferden durch die Lagune stellt sich unweigerlich das Gefühl von Freiheit ein. Auch bei Anfängern. Denn die Pferde sind bekannt für ihr ausgeglichenes Temperament und ihren Gehorsam. Deshalb sind Ausritte mit ihnen besonders entspannt. Die ersten Camargue-Pferde kamen gemeinsam mit schwarzen Bullen in den 1980er Jahren von Frankreich an die Spiaggia Romea. Schnell passten sich die Tiere der neuen Umgebung an und entwickelten sich zu den sogenannten Delta-Pferden weiter. Im Reitzentrum können Pferdefans die tierischen Schönheiten kennenlernen. Danach geht’s gemeinsam mit einem erfahrenen Reitlehrer hinein in das Herz des Unesco-Biosphärenreservates Po-Delta. Hier leben neben den weißen Pferden noch weitere seltene Tiere wie die Delta-Hirsche, die lange als ausgestorben galten. Jetzt weiden sie wieder im Schatten der Steineichen im Naturschutzgebiet Bosco della Mesola, in dessen Nähe auch noch das Lustschlösschen von Graf Alfonso II. von Ferrara aus dem 16. Jahrhundert zu romantischen Träumen einlädt.
Entlang der Küste führen Rad- und Wanderwege vom Lagunensee bis zur aufgelassenen Saline. Salz und Aale wurden einst über die Wasserwege weit ins Land hinein gebracht und sorgten für Wohlstand. Inzwischen sind diese feuchten Gebiete ein Paradies für Vögel. Fast 370 verschiedene Vogelarten wurden bereits gezählt. Auch Europas größte Flamingo-Kolonie hat sich hier niedergelassen. Bis zu 15.000 rosarote Flamingos bleiben das ganze Jahr über im Brutgebiet und ziehen abends majestätisch ihre Kreise am Himmel. Wer bis zum Sonnenuntergang am Strand bleibt, kann sie bei ihrem Flug beobachten. Um die Flamingos aus der Nähe beim Krebse fressen im flachen Wasser zu sehen, heißt es umsteigen in ein Kanu, möglichst geräuschlos heran paddeln und das Fernglas in die Hand nehmen. Während die Farbe der Krebse das Gefieder der Flamingos färbt, färbt auf die Menschen die Ruhe der Lagune ab.
Autor: Barbara Bergler
Weitere Informationen finden Sie hier: visitcomacchio.it
© Fotos: Archivio Comune di Comacchio, Mario Rebeschini, Andrea Samaritani, Francesco Cavallari, Roberto Fantinuoli, Berretta, girasole-pr.de
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