James Bond hat gelogen. Nachweislich. In „Casino Royale” gaukelte der Geheimagent seiner Majestät im Jahre 2006 gleich Millionen von Kinozuschauern vor, das legendäre Pokerturnier mit Bösewicht Le Chiffre würde im Hotel Splendide in Montenegro steigen. Doch diese Nobelabsteige gibt es gar nicht. Tatsächlich diente das Grandhotel Pupp im tschechischen Karlsbad als Kulisse für die Außenaufnahmen. Dabei hätte es für die Produzenten Barbara Broccoli und Michael G. Wilson gar nicht dieser Mogelpackung bedurft. Denn Montenegro selber verfügt über eine Vielzahl an Prachtbauten und Palästen. Mehr noch: Das nur knapp 14.000 Quadratkilometer große Land kann mit filmreifen Kulissen en masse aufwarten! Neben mittelalterlichen Städtchen und Dörfern, prachtvollen Klöstern, Kirchen und Moscheen ist vor allem die Natur das Pfund, mit dem der seit dem Jahre 2006 unabhängige Balkanstaat wuchern kann.
In der jetzigen parlamentarischen Republik leben mit rund 640.000 Einwohnern etwa so viele Menschen wie in Stuttgart. Flächenmäßig ist dieser Teil des ehemaligen Jugoslawien kleiner als Schleswig-Holstein. Ungeachtet der Größe besticht Montenegro durch eine famose landschaftliche Vielfalt. Spektakuläre Küstenabschnitte an der Adria, ausgedehnte Wälder und Weinanbaugebiete, tiefe Schluchten und schroffe Gipfel prägen das Land. Übrigens: Der Name Montenegro leitet sich ab vom serbischen Crna Gora. Dieses wiederum bedeutet übersetzt „schwarzer Berg“. Denn auch heute noch sind die Dinarischen Alpen zum Teil mit dunklen Wäldern überzogen.
Ein paar Superlative gefällig? Allein mehr als 50 Berge ragen über 2.000 Meter hoch auf. In der schroffen, zerklüfteten Gebirgslandschaft finden sich zahlreiche wildromantische Canyons – und die tiefste Schlucht Europas. Neben 40 Seen – darunter mit dem Skadarsee der größte See des Balkans – finden sich hier auch der südlichste Fjord des Kontinents sowie der längste Sandstrand der Adria.
Südlich der kroatischen Grenze verläuft die 294 Kilometer lange Küstenlinie mit ihren nicht weniger als 117 Badestränden. Insbesondere zwischen Herzog Novi und Ulcinj kommen Sonnenanbeter und Wassersportler voll auf ihre Kosten. Der dreizehn Kilometer lange Strand „Velika Plaza” bei Ulcinj hat sich unlängst dank der dort vorherschenden Maestral-Winde zu einem Hotspot für Kitesurfer entwickelt. Und der Jaz Beach bei Budva mit seinem sauberen, breiten Sandstrand und tiefblauen Wasser wurde 2015 von Lonely Planet zu einem der besten Strände Europas gewählt.
Nahezu magnetische Anziehungskraft besitzt auch die von hohen, steilen Bergflanken gesäumte Bucht von Kotor, die seit dem Jahr 1979 als Weltnatur- und -kulturerbe unter dem Schutz der UNESCO steht. Türkisblaues, klares Wasser, feine Sandstrände und malerische Fleckchen wie der Ort Perast, die Inseln Mamula, Sveti Đorđe mit ihrem Benedikti-
nerkloster und Ostrvo Cvijeća sind unbedingt einen Besuch wert. Ein weiteres Highlight: die spektakulär in die Fjordlandschaft eingebettete, historische Festungsstadt Kotor. Sie ist von verträumten Gassen durchzogen und von einer 4,5 Kilometer langen Stadtmauer umgeben.
Charakteristisch für Montenegro ist, dass gleich hinter dem Strand ein wunderbar wanderbares Land beginnt, das durch eine kaum entdeckte Bergwelt bis in alpine Höhen führt. In der weitläufigen Gebirgslandschaft kommen Naturliebhaber vor allem in den fünf Nationalparks Durmitor, Biogradska Gora, Skadarsee, Lovćen und Prokletije voll auf ihre Kosten: Hier wurde ein über 6.000 Kilometer langes Netz an Wander- und Trekkingrouten geschaffen.
Ohne Frage ist das Durmitor-Massiv als Weltnaturerbe so etwas wie der heimliche Star in Montenegros Bergwelt. Allein 48 Zweitausender sind in dem schroffen Karst-Gebirge zu finden. Dazwischen ducken sich nicht weniger als 18 Bergseen sowie funkelnde Gletschermulden. Doch nicht nur Wanderer, Bergsteiger und Mountainbiker sind hier in ihrem Element. Vielmehr lädt auch das schäumende Wasser der 93 Kilometer langen und bis zu 1.300 Meter tiefen Tara-Schlucht zu abenteuerlichen Kajak-, Rafting- und Canyoning-Touren ein. Die Tara-Schlucht ist die tiefste Europas – und nach dem Grand Canyon in den USA die größte Schlucht der Welt.
Der Nationalpark Skadarsee mit dem gleichnamigen und größten See des Balkans gilt als Europas weitläufigstes Vogelschutzgebiet und steht entsprechend hoch in der Gunst der (Hobby-) Ornithologen. Sogar die seltenen Krauskopfpelikane lassen sich hier mit etwas Glück beobachten. Fast schon ein Muss ist in Skadarsee eine Wanderung zum Dorf Poseljani, das mit seiner authentischen Architektur, den alten Wassermühlen und typischen Steinbrücken zu einer kleinen Zeitreise einlädt.
Der Nationalpark Lovćen wartet unterdessen mit historischen Sehenswürdigkeiten und einem grandiosen Bergpanorama auf. Herausragend im wahrsten Sinne des Wortes sind hier der 1.749 Meter hohe Štirovnik und der 1.657 Meter hohe Jezerski Vrh, auf dessen, über 461 Stufen erreichbaren Gipfel das Njegoš-Mausoleum an den größten montenegrinischen Dichter (und Herrscher) Petar Petrović Njegoš (1813 – 1851) erinnert. Lohnend ist im Lovćen auch ein Abstecher in das Dorf Njeguši, das vor allem für seine Schinken- und Käse-Spezialitäten bekannt ist.
Die zahlreichen Wanderwege im Lovćen führen durch dichte Buchenwälder und über historische, noch bestens erhaltene österreichisch-ungarische Militärwege. Die Aussichtspunkte bieten fantastische Panoramablicke hinab zur Adria auf der einen und hinüber zu den spektakulären Berglandschaften im Hinterland von Montenegro auf der anderen Seite.
Der Biogradska Gora mit seinen sechs Bergseen verfügt auf 1.600 Hektar Fläche über einen der letzten Urwälder Europas mit über 5.000 Jahre alten Bäumen. 150 Vogel-Arten, zahlreiche Reptilien und Säugetierarten leben im Nationalpark – darunter Bären, Fledermäuse und Rothirsche. Im Bjelasica-Gebirge legt der Biogradska Gora ein anderes Gesicht mit saftigen Almwiesen an den Tag. Dort lassen sich Kühe und Schafe frische Kräuter wie Schafgarbe, Johanniskraut und Thymian schmecken – und die Wanderer den selbstgemachten Käse, den die Almbauern aus der frischen Milch fertigen.
Im 2009 gegründeten, 16.000 Hektar großen Nationalpark Prokletije liegen mit Zla Kolata (2.538 Meter), Maja Rosit (2.524 Meter), Karanfili (2.490 Meter) und Veliki krš (2.374 Meter) die höchsten Gipfel des Balkans. Durch die malerische Bergwelt verläuft auch der Drei-Länder-Weg, der als 200 Kilometer lange Wanderroute Montenegro mit Albanien und dem Kosovo verbindet. Von steilen und steinigen Bergpfaden schaut man hier hinauf zu zahllosen schroffen Gipfeln und hinab in die von den Eiszeiten tief eingekerbten Täler Grebaja und Ropojana. Geheimnisvolle Gletscherseen, Schluchten, Wasserfälle und prähistorische Zeichnungen sind weitere Phänomene, die sich in der weitgehend menschenleeren Bergwelt Montenegros hautnah erleben lassen.
Und wer möchte, kann in den Wintermonaten die Skischuhe anschnallen: In Kolašin können Skifahrer und Snowboarder rund 30 gepflegte Pistenkilometer vor einer grandiosen Bergkulisse hinunter düsen. Auch Tourengeher und Schneeschuhwanderer können die atemberaubende und oft einsame Bergwelt des kleinen Landes genießen.
Autor: Karsten-Thilo Raab
© Fotos: Karsten-Thilo Raab, Montenegro Tourismus
James Bond hat gelogen. Nachweislich. In „Casino Royale” gaukelte der Geheimagent seiner Majestät im Jahre 2006 gleich Millionen von Kinozuschauern vor, das legendäre Pokerturnier mit Bösewicht Le Chiffre würde im Hotel Splendide in Montenegro steigen. Doch diese Nobelabsteige gibt es gar nicht. Tatsächlich diente das Grandhotel Pupp im tschechischen Karlsbad als Kulisse für die Außenaufnahmen. Dabei hätte es für die Produzenten Barbara Broccoli und Michael G. Wilson gar nicht dieser Mogelpackung bedurft. Denn Montenegro selber verfügt über eine Vielzahl an Prachtbauten und Palästen. Mehr noch: Das nur knapp 14.000 Quadratkilometer große Land kann mit filmreifen Kulissen en masse aufwarten! Neben mittelalterlichen Städtchen und Dörfern, prachtvollen Klöstern, Kirchen und Moscheen ist vor allem die Natur das Pfund, mit dem der seit dem Jahre 2006 unabhängige Balkanstaat wuchern kann.
In der jetzigen parlamentarischen Republik leben mit rund 640.000 Einwohnern etwa so viele Menschen wie in Stuttgart. Flächenmäßig ist dieser Teil des ehemaligen Jugoslawien kleiner als Schleswig-Holstein. Ungeachtet der Größe besticht Montenegro durch eine famose landschaftliche Vielfalt. Spektakuläre Küstenabschnitte an der Adria, ausgedehnte Wälder und Weinanbaugebiete, tiefe Schluchten und schroffe Gipfel prägen das Land. Übrigens: Der Name Montenegro leitet sich ab vom serbischen Crna Gora. Dieses wiederum bedeutet übersetzt „schwarzer Berg“. Denn auch heute noch sind die Dinarischen Alpen zum Teil mit dunklen Wäldern überzogen.
Ein paar Superlative gefällig? Allein mehr als 50 Berge ragen über 2.000 Meter hoch auf. In der schroffen, zerklüfteten Gebirgslandschaft finden sich zahlreiche wildromantische Canyons – und die tiefste Schlucht Europas. Neben 40 Seen – darunter mit dem Skadarsee der größte See des Balkans – finden sich hier auch der südlichste Fjord des Kontinents sowie der längste Sandstrand der Adria.
Südlich der kroatischen Grenze verläuft die 294 Kilometer lange Küstenlinie mit ihren nicht weniger als 117 Badestränden. Insbesondere zwischen Herzog Novi und Ulcinj kommen Sonnenanbeter und Wassersportler voll auf ihre Kosten. Der dreizehn Kilometer lange Strand „Velika Plaza” bei Ulcinj hat sich unlängst dank der dort vorherschenden Maestral-Winde zu einem Hotspot für Kitesurfer entwickelt. Und der Jaz Beach bei Budva mit seinem sauberen, breiten Sandstrand und tiefblauen Wasser wurde 2015 von Lonely Planet zu einem der besten Strände Europas gewählt.
Nahezu magnetische Anziehungskraft besitzt auch die von hohen, steilen Bergflanken gesäumte Bucht von Kotor, die seit dem Jahr 1979 als Weltnatur- und -kulturerbe unter dem Schutz der UNESCO steht. Türkisblaues, klares Wasser, feine Sandstrände und malerische Fleckchen wie der Ort Perast, die Inseln Mamula, Sveti Đorđe mit ihrem Benedikti-
nerkloster und Ostrvo Cvijeća sind unbedingt einen Besuch wert. Ein weiteres Highlight: die spektakulär in die Fjordlandschaft eingebettete, historische Festungsstadt Kotor. Sie ist von verträumten Gassen durchzogen und von einer 4,5 Kilometer langen Stadtmauer umgeben.
Charakteristisch für Montenegro ist, dass gleich hinter dem Strand ein wunderbar wanderbares Land beginnt, das durch eine kaum entdeckte Bergwelt bis in alpine Höhen führt. In der weitläufigen Gebirgslandschaft kommen Naturliebhaber vor allem in den fünf Nationalparks Durmitor, Biogradska Gora, Skadarsee, Lovćen und Prokletije voll auf ihre Kosten: Hier wurde ein über 6.000 Kilometer langes Netz an Wander- und Trekkingrouten geschaffen.
Ohne Frage ist das Durmitor-Massiv als Weltnaturerbe so etwas wie der heimliche Star in Montenegros Bergwelt. Allein 48 Zweitausender sind in dem schroffen Karst-Gebirge zu finden. Dazwischen ducken sich nicht weniger als 18 Bergseen sowie funkelnde Gletschermulden. Doch nicht nur Wanderer, Bergsteiger und Mountainbiker sind hier in ihrem Element. Vielmehr lädt auch das schäumende Wasser der 93 Kilometer langen und bis zu 1.300 Meter tiefen Tara-Schlucht zu abenteuerlichen Kajak-, Rafting- und Canyoning-Touren ein. Die Tara-Schlucht ist die tiefste Europas – und nach dem Grand Canyon in den USA die größte Schlucht der Welt.
Der Nationalpark Skadarsee mit dem gleichnamigen und größten See des Balkans gilt als Europas weitläufigstes Vogelschutzgebiet und steht entsprechend hoch in der Gunst der (Hobby-) Ornithologen. Sogar die seltenen Krauskopfpelikane lassen sich hier mit etwas Glück beobachten. Fast schon ein Muss ist in Skadarsee eine Wanderung zum Dorf Poseljani, das mit seiner authentischen Architektur, den alten Wassermühlen und typischen Steinbrücken zu einer kleinen Zeitreise einlädt.
Der Nationalpark Lovćen wartet unterdessen mit historischen Sehenswürdigkeiten und einem grandiosen Bergpanorama auf. Herausragend im wahrsten Sinne des Wortes sind hier der 1.749 Meter hohe Štirovnik und der 1.657 Meter hohe Jezerski Vrh, auf dessen, über 461 Stufen erreichbaren Gipfel das Njegoš-Mausoleum an den größten montenegrinischen Dichter (und Herrscher) Petar Petrović Njegoš (1813 – 1851) erinnert. Lohnend ist im Lovćen auch ein Abstecher in das Dorf Njeguši, das vor allem für seine Schinken- und Käse-Spezialitäten bekannt ist.
Die zahlreichen Wanderwege im Lovćen führen durch dichte Buchenwälder und über historische, noch bestens erhaltene österreichisch-ungarische Militärwege. Die Aussichtspunkte bieten fantastische Panoramablicke hinab zur Adria auf der einen und hinüber zu den spektakulären Berglandschaften im Hinterland von Montenegro auf der anderen Seite.
Der Biogradska Gora mit seinen sechs Bergseen verfügt auf 1.600 Hektar Fläche über einen der letzten Urwälder Europas mit über 5.000 Jahre alten Bäumen. 150 Vogel-Arten, zahlreiche Reptilien und Säugetierarten leben im Nationalpark – darunter Bären, Fledermäuse und Rothirsche. Im Bjelasica-Gebirge legt der Biogradska Gora ein anderes Gesicht mit saftigen Almwiesen an den Tag. Dort lassen sich Kühe und Schafe frische Kräuter wie Schafgarbe, Johanniskraut und Thymian schmecken – und die Wanderer den selbstgemachten Käse, den die Almbauern aus der frischen Milch fertigen.
Im 2009 gegründeten, 16.000 Hektar großen Nationalpark Prokletije liegen mit Zla Kolata (2.538 Meter), Maja Rosit (2.524 Meter), Karanfili (2.490 Meter) und Veliki krš (2.374 Meter) die höchsten Gipfel des Balkans. Durch die malerische Bergwelt verläuft auch der Drei-Länder-Weg, der als 200 Kilometer lange Wanderroute Montenegro mit Albanien und dem Kosovo verbindet. Von steilen und steinigen Bergpfaden schaut man hier hinauf zu zahllosen schroffen Gipfeln und hinab in die von den Eiszeiten tief eingekerbten Täler Grebaja und Ropojana. Geheimnisvolle Gletscherseen, Schluchten, Wasserfälle und prähistorische Zeichnungen sind weitere Phänomene, die sich in der weitgehend menschenleeren Bergwelt Montenegros hautnah erleben lassen.
Und wer möchte, kann in den Wintermonaten die Skischuhe anschnallen: In Kolašin können Skifahrer und Snowboarder rund 30 gepflegte Pistenkilometer vor einer grandiosen Bergkulisse hinunter düsen. Auch Tourengeher und Schneeschuhwanderer können die atemberaubende und oft einsame Bergwelt des kleinen Landes genießen.
Autor: Karsten-Thilo Raab
© Fotos: Karsten-Thilo Raab, Montenegro Tourismus
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