Sobald die Konsistenz stimmt, sich die Öle ausreichend entfaltet haben und die Masse wieder ein bisschen abgekühlt ist, nehmen die indigenen Bewohnerinnen der kleinen Insel eine Handvoll des Grüns und reiben sich und uns nicht zögerlich damit ein. Von Kopf bis Fuß. Durch die Haare, im Gesicht und entlang von Armen und Beinen. So gehen Beauty-Treatments fernab von jeglicher Zivilisation. Wie beim echten Mädels-Wochenende wird währenddessen selbstverständlich auch viel gequatscht. Die Männer hingegen bekommen ihre eigene Aufgabe und sind unter anderem für die Feuerstelle verantwortlich. Als Belohnung ist durchaus auch eine kleine Feigenblatt-Massage drin. Obwohl wir uns am anderen Ende der Welt befinden, inmitten einer uns so fremden Kultur, scheint dieses zeitlose, von geografischen Grenzen unabhängige Ritual uns alle zu verbinden und eine herzliche Basis für die nächsten Tage auf Banubanu zu schaffen.
Das Banubanu Beach Retreat haben Helen Martin und ihr Mann Trevor Hosie 2005 gegründet. Helen, die mit indigener Abstammung in Alice Springs aufgewachsen ist, kam von Anfang an mit einem Lebensstil in Berührung, den wir nach unseren westlichen Maßstäben als modern bezeichnen würden. Diese Art der Erziehung und dieses Weltbild ermöglichten es ihr, ein rentables Eco-Beach-Retreat zu führen und die Besonderheiten, die mit der Örtlichkeit und den lokalen kulturellen Gegebenheiten einhergehen, bestmöglich handzuhaben. Voraussetzung für den Bau des Retreats war jedoch, dass die traditionellen Eigentümer des Landes, der Yolgnu-Stamm, Helen und Trevor ihre Zustimmung zum Betrieb von Banubanu geben würde. Teil der Vereinbarung war von Anfang an, dass pro Aufenthalt ein gewisser Betrag an die Eigentümer abgegeben wird – aus Respekt und um die weniger als 40 Yolgnu-Bewohner der Insel finanziell im Alltag zu unterstützen.
Eine der größten Herausforderungen für Reisende ist allerdings nicht die Gebühr – auch wenn Banubanu seinen Preis hat - sondern Banubanu überhaupt zu erreichen. Die Reise geht am Airport in Darwin los – rund 1,15 Stunden dauert der Flug von der Hauptstadt des Northern Territory nach Nhulunbuy (Gove-Halbinsel) im Eastern-Arnhem-Land. Im Anschluss an eine kurze Autofahrt zur Bootsanlegestelle bringt das Schnellboot uns in rund 45 Minuten zur sieben Kilometer langen und drei Kilometer breiten Insel Bremer Island. Das Eiland wurde nach Sir James J. Gordon Bremer benannt. Die Bezeichnung Banubanu, so der Name der Insel in der Sprache der Einheimischen, entstand jedoch weit vor der europäischen Kolonisation: Banu ist im Persischen ein Frauenname, Banubanu bedeutet Frauen, die durch die Felslandschaft der Insel repräsentiert werden.
Die Bootsfahrt scheint anfangs ins Nirgendwo zu führen. Die Arafura-See ist ein Nebenmeer des Pazifischen Ozeans - dass hier plötzlich eine Insel auftaucht, auf der Luxus in Zeit, aber ohne Uhr, der Nähe zur Natur, gutem Essen, Ruhe und unvergesslichen Begegnungen gemessen wird, ist fast unvorstellbar. Doch dann nähern wir uns dem Eiland mit seinem kleinen, höhergelegenen Haupthaus mit Sonnenterrasse und Pool, fünf Beachfront Bungalows und einem Penthouse Bungalow. Alles mit uneingeschränktem Meerblick. Drumherum: nichts. Außer Sandstrände, das türkisfarbene Wasser und Grün. Spätestens bei Ankunft verschwinden Handy und Schuhe tief in der Tasche. Lediglich Sonne und vielleicht noch das Hungergefühl bestimmen den Tagesrhythmus. Letzteres wird im Seabreeze Restaurant mit Blick auf die Western Cove gestillt. Lokaler, frisch gefangener Fisch wie Barramundi und Kräuter aus eigenem Anbau kommen ebenso wie asiatisch inspirierte Gerichte auf den Tisch. In anderen Teilen Australien landet gerne auch mal Krokodilfleisch auf dem Teller. Allerdings versichert uns Helen, dass es hier – und das ist eine große Ausnahme – keine Crocs gibt. Sie sagt es mit so viel Überzeugung, dass wir uns zumindest mit einem Kajak ausgestattet ins Meer trauen und die absolute Ruhe genießen. Zum Sonnenuntergang lädt uns Trevor ein, mit ihm einen Teil der Insel zu Land, im ATV, zu erkunden. Rauf und runter auf sandiger, ockerfarbener Erde fahren wir zu einem Aussichtspunkt, an dem unser Gastgeber mit Blick auf Gawkwarr, eine heilige Stätte, die Geschichte von einer Frau, die sich in Stein verwandelt hat, erzählt.
Ich versuche, die vielen Eindrücke abends in meinem gemütlichen (und mit eigenem Bad ausgestatteten!) Glamping-Zelt zu verarbeiten, doch nach so viel Frischluft, dem ein oder anderen Sundowner und dem leckeren Essen fallen mir direkt die Augen zu. Das Rauschen des Meeres und ein paar andere Geräusche, die ich relativ unbekümmert unter dem Begriff „Natur divers“ abspeichere, wiegen mich in den Schlaf. Der Start in den Tag ist jedoch mit etwas mehr Action verbunden, hat sich doch über Nacht ein uneingeladener Mitbewohner mit unangenehm vielen Beinen ein Netz neben mir aufgebaut. Das einzige Netz übrigens, das hier auf Banubanu eine Chance hat. Da Schreien oder Liegenbleiben keine Option sind, versuche ich, mich vom Stadtmädchen in ein furchtloses Nature-Girl zu verwandeln und die Situation für die Spinne und mich gleichermaßen erwachsen zu lösen. Sagen wir so: Wir haben beide überlebt.
Banubanu ist der Ort, an dem man einfach im Hier und Jetzt ist – ganz ohne Anstrengung oder angeleitete Meditatons-App. Es gibt keinerlei Ablenkung. Selbst beim Austausch mit seinen Mitreisenden wird der Ton etwas leiser, niemand möchte der Natur ihre Hauptrolle streitig machen. Nach ein paar Schritten an den Strand oder Paddelschlägen im Meer ist man ganz alleine und die Abgeschiedenheit zum Rest der Welt wird noch etwas präsenter. Helen und Trevor haben für andere einen Glücksort geschaffen, der ihnen selbst sicherlich einiges abverlangt. Aber: Jeden Abend sitzen sie mit ihren Gästen auf der Terrasse und trinken ein Glas Wein. Den Blick am Sonnenuntergang über dem Meer festgehalten.
Autorin: Sabrina Hasenbein
© Fotos: Sabrina Hasenbein
Sobald die Konsistenz stimmt, sich die Öle ausreichend entfaltet haben und die Masse wieder ein bisschen abgekühlt ist, nehmen die indigenen Bewohnerinnen der kleinen Insel eine Handvoll des Grüns und reiben sich und uns nicht zögerlich damit ein. Von Kopf bis Fuß. Durch die Haare, im Gesicht und entlang von Armen und Beinen. So gehen Beauty-Treatments fernab von jeglicher Zivilisation. Wie beim echten Mädels-Wochenende wird währenddessen selbstverständlich auch viel gequatscht. Die Männer hingegen bekommen ihre eigene Aufgabe und sind unter anderem für die Feuerstelle verantwortlich. Als Belohnung ist durchaus auch eine kleine Feigenblatt-Massage drin. Obwohl wir uns am anderen Ende der Welt befinden, inmitten einer uns so fremden Kultur, scheint dieses zeitlose, von geografischen Grenzen unabhängige Ritual uns alle zu verbinden und eine herzliche Basis für die nächsten Tage auf Banubanu zu schaffen.
Das Banubanu Beach Retreat haben Helen Martin und ihr Mann Trevor Hosie 2005 gegründet. Helen, die mit indigener Abstammung in Alice Springs aufgewachsen ist, kam von Anfang an mit einem Lebensstil in Berührung, den wir nach unseren westlichen Maßstäben als modern bezeichnen würden. Diese Art der Erziehung und dieses Weltbild ermöglichten es ihr, ein rentables Eco-Beach-Retreat zu führen und die Besonderheiten, die mit der Örtlichkeit und den lokalen kulturellen Gegebenheiten einhergehen, bestmöglich handzuhaben. Voraussetzung für den Bau des Retreats war jedoch, dass die traditionellen Eigentümer des Landes, der Yolgnu-Stamm, Helen und Trevor ihre Zustimmung zum Betrieb von Banubanu geben würde. Teil der Vereinbarung war von Anfang an, dass pro Aufenthalt ein gewisser Betrag an die Eigentümer abgegeben wird – aus Respekt und um die weniger als 40 Yolgnu-Bewohner der Insel finanziell im Alltag zu unterstützen.
Eine der größten Herausforderungen für Reisende ist allerdings nicht die Gebühr – auch wenn Banubanu seinen Preis hat - sondern Banubanu überhaupt zu erreichen. Die Reise geht am Airport in Darwin los – rund 1,15 Stunden dauert der Flug von der Hauptstadt des Northern Territory nach Nhulunbuy (Gove-Halbinsel) im Eastern-Arnhem-Land. Im Anschluss an eine kurze Autofahrt zur Bootsanlegestelle bringt das Schnellboot uns in rund 45 Minuten zur sieben Kilometer langen und drei Kilometer breiten Insel Bremer Island. Das Eiland wurde nach Sir James J. Gordon Bremer benannt. Die Bezeichnung Banubanu, so der Name der Insel in der Sprache der Einheimischen, entstand jedoch weit vor der europäischen Kolonisation: Banu ist im Persischen ein Frauenname, Banubanu bedeutet Frauen, die durch die Felslandschaft der Insel repräsentiert werden.
Die Bootsfahrt scheint anfangs ins Nirgendwo zu führen. Die Arafura-See ist ein Nebenmeer des Pazifischen Ozeans - dass hier plötzlich eine Insel auftaucht, auf der Luxus in Zeit, aber ohne Uhr, der Nähe zur Natur, gutem Essen, Ruhe und unvergesslichen Begegnungen gemessen wird, ist fast unvorstellbar. Doch dann nähern wir uns dem Eiland mit seinem kleinen, höhergelegenen Haupthaus mit Sonnenterrasse und Pool, fünf Beachfront Bungalows und einem Penthouse Bungalow. Alles mit uneingeschränktem Meerblick. Drumherum: nichts. Außer Sandstrände, das türkisfarbene Wasser und Grün. Spätestens bei Ankunft verschwinden Handy und Schuhe tief in der Tasche. Lediglich Sonne und vielleicht noch das Hungergefühl bestimmen den Tagesrhythmus. Letzteres wird im Seabreeze Restaurant mit Blick auf die Western Cove gestillt. Lokaler, frisch gefangener Fisch wie Barramundi und Kräuter aus eigenem Anbau kommen ebenso wie asiatisch inspirierte Gerichte auf den Tisch. In anderen Teilen Australien landet gerne auch mal Krokodilfleisch auf dem Teller. Allerdings versichert uns Helen, dass es hier – und das ist eine große Ausnahme – keine Crocs gibt. Sie sagt es mit so viel Überzeugung, dass wir uns zumindest mit einem Kajak ausgestattet ins Meer trauen und die absolute Ruhe genießen. Zum Sonnenuntergang lädt uns Trevor ein, mit ihm einen Teil der Insel zu Land, im ATV, zu erkunden. Rauf und runter auf sandiger, ockerfarbener Erde fahren wir zu einem Aussichtspunkt, an dem unser Gastgeber mit Blick auf Gawkwarr, eine heilige Stätte, die Geschichte von einer Frau, die sich in Stein verwandelt hat, erzählt.
Ich versuche, die vielen Eindrücke abends in meinem gemütlichen (und mit eigenem Bad ausgestatteten!) Glamping-Zelt zu verarbeiten, doch nach so viel Frischluft, dem ein oder anderen Sundowner und dem leckeren Essen fallen mir direkt die Augen zu. Das Rauschen des Meeres und ein paar andere Geräusche, die ich relativ unbekümmert unter dem Begriff „Natur divers“ abspeichere, wiegen mich in den Schlaf. Der Start in den Tag ist jedoch mit etwas mehr Action verbunden, hat sich doch über Nacht ein uneingeladener Mitbewohner mit unangenehm vielen Beinen ein Netz neben mir aufgebaut. Das einzige Netz übrigens, das hier auf Banubanu eine Chance hat. Da Schreien oder Liegenbleiben keine Option sind, versuche ich, mich vom Stadtmädchen in ein furchtloses Nature-Girl zu verwandeln und die Situation für die Spinne und mich gleichermaßen erwachsen zu lösen. Sagen wir so: Wir haben beide überlebt.
Banubanu ist der Ort, an dem man einfach im Hier und Jetzt ist – ganz ohne Anstrengung oder angeleitete Meditatons-App. Es gibt keinerlei Ablenkung. Selbst beim Austausch mit seinen Mitreisenden wird der Ton etwas leiser, niemand möchte der Natur ihre Hauptrolle streitig machen. Nach ein paar Schritten an den Strand oder Paddelschlägen im Meer ist man ganz alleine und die Abgeschiedenheit zum Rest der Welt wird noch etwas präsenter. Helen und Trevor haben für andere einen Glücksort geschaffen, der ihnen selbst sicherlich einiges abverlangt. Aber: Jeden Abend sitzen sie mit ihren Gästen auf der Terrasse und trinken ein Glas Wein. Den Blick am Sonnenuntergang über dem Meer festgehalten.
Autorin: Sabrina Hasenbein
© Fotos: Sabrina Hasenbein
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