7.500 Kilometer für einen guten Zweck WESTAFRIKA

www.dust-and-diesel.de

Die Rallye „Dust and Diesel“ ist eine abenteuerliche Tour durch die Wüste. Das Beste: Am Ziel werden die Autos zugunsten eines Kinder-Hilfswerks verkauft.

Wüstensand wirbelt auf. Afrikas Sonne brennt vom Himmel. Erbarmungslos. Im Auto sind es mehr als 50 Grad Celsius. Florian Schmidt blickt in den Rückspiegel, schaut auf den Fahrzeug-Corso. 23 Pkw folgen ihm, überwiegend alte Mercedes Benz. Plus ein Service-­Wagen ganz am Ende der Karawane.

Es ist eine Szenerie irgendwo in Mauretanien, an der Westküste des Schwarzen Kontinents, am Rande der Sahelzone. Florian Schmidt liebt ­dieses Land, das zu den ärmsten auf der Erde zählt. Er bereist es seit mehr als zwölf Jahren. Der Würzburger hat hier Geschäfte gemacht, Freunde gefunden und sich eines Tages entschlossen, zu helfen. Mit einem abenteuerlichen Projekt.

Sieger ist jeder, der das Ziel erreicht

Der 39-Jährige Franke organisiert Rallyes. Mittlerweile zwei pro Jahr. Deutschland – Dakar. Mit alten Autos. „Dust and Diesel“ heißt das staubige Unternehmen. Denn bei dieser ­Rallye handelt es sich nicht um ein klassisches Motorsport-Event. Es kommt nicht auf Geschwindigkeit an, am Ende wird auch kein erster Platz geehrt. Gewinner ist jeder, der das Ziel erreicht. „Und das haben bisher noch alle geschafft“, sagt Florian Schmidt.

Die eigentlichen Gewinner dieser Veranstaltung aber sind die Menschen in Mauretanien. Auf ebenso einfache wie geniale Art und Weise: Die Rallye-Fahrzeuge werden quasi exportiert: Sie werden gleich nach der Ankunft am Zielort verkauft. An einen vertrauenswürdigen Händler, zu einem vorab verhandelten Preis. Der Verkaufserlös – pro Veranstaltung umgerechnet etwa 25.000 Euro – fließt direkt weiter an das Hilfswerk AEPN.

Diese Association pour l’aide a l’Enfants et aux Parents Necessiteux – Hilfe für Kinder und bedürftige Eltern – hat Florian Schmidt im Jahr 2006 zusammen mit seinem mauretanischen Freund Abderrahmane Kane ins Leben gerufen. Eine Erfolgsstory. „Am Anfang war es eine lokale Initiative mit einem Etat von monatlich 180 Euro“, erzählt Schmidt. „Wir hatten zunächst einen Betreuer, der sich um 25 Waisenkinder kümmerte.“

Im Laufe der Jahre ist daraus ein staatlich anerkanntes Projekt geworden. Heute unterhält AEPN in Nouadhibou, der zweitgrößten Stadt der islamischen Republik Mauretanien, ein Waisenhaus mit Tagesstätte für rund 50 bedürftige Kinder. Sie werden von ausgebildeten Helfern betreut und von zwei Lehrern unterrichtet. Schmidt: „Das vorrangige Ziel ist das Erlernen der französischen Sprache als Basis für Bildung und Beruf. Neben allen Schulmaterialien erhalten die Kinder hier auch Kleidung und alle wichtigen Utensilien zur hygienischen Grundversorgung.“

Zwei Mütter organisieren die Küche des Waisenhauses und bereiten den Kindern warme Mahlzeiten. Eine ehrenamtlich tätige Ärztin kümmert sich um ihre medizinische Behandlung und Versorgung.

Seit 2008 betreibt AEPN ein zweites Projekt für Straßenkinder in Nouakchott, der Hauptstadt Mauretaniens. „Hier werden derzeit tagsüber etwa 60 Kinder und Jugendliche mit warmen Mahlzeiten versorgt und betreut“, erzählt Schmidt. Wie im Waisenhaus in Nouadhibou sind auch in dieser Tages­stätte zwei Lehrer mit der schulischen Ausbildung der Kinder betraut.

„Das Hilfsprojekt funktioniert deshalb so gut, weil die Mauretanier es als ihr eigenes Ding betrachten – eine Initiative von Afrikanern für Afrikaner“, meint Florian Schmidt. Und er ist aus einem weiteren Grund sehr stolz auf AEPN: „Unsere Verwaltungskosten betragen gerade mal 0,5 Prozent.“ Verglichen mit anderen karitativen Organisationen ist das ein sensationell geringer Anteil.

Dust and Diesel – mittlerweile hat die Rallye in der Auto- und Afrika-­Szene schon so etwas wie Kult-Charakter. Viele, die einmal mitgefahren sind, werden zu Wiederholungstätern. Und die Touren sind meist bereits ein Jahr im ­Voraus ausgebucht. Maximal gehen jeweils 25 Fahrzeuge an den Start der rund 7.500 Kilometer langen ­Reise. Ein Team bilden kann im Prinzip jeder, der ein verkehrstaugliches Auto besitzt, einen Führerschein, Abenteuerlust, ein bisschen Geld und drei bis vier Wochen freie Zeit hat. Die Teilnehmer kommen aus ganz Deutschland, aus der Schweiz, Österreich, Frankreich und sogar aus Norwegen. Es sind Männer und Frauen, Azubis und Vorstandsvorsitzende, unter 20- und über 70-Jährige.

Die meisten Teams fahren Mercedes-Modelle aus den 80er und 90er Jahren, vorzugsweise Limousinen und diesel-motorisiert. „Solche Typen sind in ­Afrika am begehrtesten. Und für diese Modelle nehmen wir auch die gängigsten Ersatzteile mit“, sagt Florian Schmidt. „Wir haben aber auch schon ganz andere Autos überführt – vom Fiat Panda bis zum VW-Bus.“ In ihrem weiteren Leben dienen die Fahrzeuge meist als Taxis in Westafrika.

Die nächste Dust and Diesel-Rallye startet im Mai. Und bis ­dahin ist noch jede Menge zu organisieren – angefangen von der technischen Aufrüstung der Fahrzeuge inklusive Höherlegung und Unterfahrschutz bis hin zu administrativen Aufgaben wie Visaanträge, Verkaufsabwicklungen und Exportformalitäten. So weit wie möglich erhalten die Tour-Teilnehmer vom Veranstalter ein Rundum-Sorglos-Paket. Inklusive Roadbook, Landkarten, Flugtickets. Sowie eine umfangreiche Checkliste. Sie umfasst von A wie Abschleppseil über I wie Insektenspray und T wie Taschenlampe bis hin zu Z wie Zelt alles, was einem unterwegs nützliche Dienste erweist.

Und dann kann das Abenteuer losgehen. Treffpunkt ist die Stadt Tarifa in Südspanien. Am 28. Dezember 2014, auf einem Campingplatz. Dorthin fährt jedes Team auf eigene Faust. Oder in Kolonne mit anderen, ganz nach Belieben.

Von Tarifa aus geht es dann per ­Fähre am frühen Morgen rüber nach ­Tanger. Und weiter zu Marokkos Königs­städten Fes und Marrakesch, in denen genügend Zeit für ausgiebige Besichtigungen bleibt. Nach einer spektakulären Etappe auf der Straße der Kasbas über den Hohen Atlas und durch die Dadesschlucht nimmt die Rallye Kurs auf Agadir. Allmählich nähert sie sich der marokkanischen Atlantikküste, folgt deren Verlauf via ZaGora, Tissint, Guelmim, Laayoune und durch die Westsahara über Dakhla im Süden Marokkos bis zur mauretanischen Grenze.

Die einzelnen Tagesetappen umspannen jeweils eine Distanz zwischen 100 und 600 Kilometern. Die Rallye-Teilnehmer fahren sie individuell, im eigenen Tempo. Aber an jedem Abend kommt man wieder zusammen, auf einem vereinbarten Campingplatz und hat natürlich einiges erlebt, daher viel zu erzählen. Schmidt zieht Resümee: „Jede Tour entwickelt ihre eigene Dynamik. Aber es herrscht immer ein sehr familiärer Charakter. Ich nehme mich da gern etwas zurück und musste noch nie den Animateur spielen.“

Einige Strecken werden allerdings im Konvoi gefahren. Wegen der Sicher­heit? „Nein, nicht wirklich“, sagt Schmidt. „Eher aus bürokratischen Gründen. Es ist halt wesentlich einfacher und schneller, Kontrollposten zu passieren, wenn man von der ört­lichen Polizei eskortiert wird.

Natürlich, so räumen die Rallye-­Organisatoren auf ihrer Website (www.dust-and-diesel.de) ein, bestünden Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes für die befahrenen Länder. Aber die Warnungen hätten seit Jahren für alle nordafrikanischen Staaten den nahezu gleichen Wortlaut, obwohl die Sicherheitslage durchaus differenziert zu betrachten ist. „Wir von Dust and Diesel verfügen speziell in Maureta­nien über gute Kontakte zur Polizei und Gendarmerie, sind stets über die aktuelle Sicherheitslage informiert. Seit wir die Rallyes durchführen, ist den Teilnehmern noch nie etwas Böses passiert. Sie sind nicht einmal bestohlen worden“, so Schmidt.

Und wie sieht es im Falle einer Panne aus? „Motor, Getriebe, Ölwanne, Hinterachse, Bremse – irgendetwas geht immer mal kaputt. Unsere Techniker haben allerdings bisher fast jedes Problem lösen können. Man könnte es so formulieren: Wir bringen zwar nicht jeden Auspuff ans Ziel, aber immer jeden Rallye-Teilnehmer.“

Jede Tour entwickelt eine eigene Dynamik

Apropos Ziel. Die Rallye endet in Nouakchott, wo die Fahrzeuge den Besitzer wechseln und der Verkaufserlös den AEPN-Waisenhäusern übergeben wird. Dann bricht die letzte Phase des Abenteuers an. Die Tour-Teilnehmer fahren mit Buschtaxis in Richtung ­Dakar, verbringen die restlichen Tage bis zum Rückflug nach Deutschland entspannt in einem stilvollen Camp im Senegal-Delta. Und feiern ausgelassen eine Abschiedsparty – in der Gewissheit, Teil einer großartigen ­Aktion geworden zu sein.

Raimond Ahlborn

Raimond Ahlborn
Der Hamburger Jung und Gründer unseres Magazins war ein echter Wort-Virtuose, der uns mit seinen spannenden und interessanten Geschichten immer wieder neu begeistert und sehr oft zum Lachen gebracht hat. Möge er noch immer reisen, auch wenn er leider nicht mehr in dieser Welt unterwegs ist.
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Die Rallye „Dust and Diesel“ ist eine abenteuerliche Tour durch die Wüste. Das Beste: Am Ziel werden die Autos zugunsten eines Kinder-Hilfswerks verkauft.

Wüstensand wirbelt auf. Afrikas Sonne brennt vom Himmel. Erbarmungslos. Im Auto sind es mehr als 50 Grad Celsius. Florian Schmidt blickt in den Rückspiegel, schaut auf den Fahrzeug-Corso. 23 Pkw folgen ihm, überwiegend alte Mercedes Benz. Plus ein Service-­Wagen ganz am Ende der Karawane.

Es ist eine Szenerie irgendwo in Mauretanien, an der Westküste des Schwarzen Kontinents, am Rande der Sahelzone. Florian Schmidt liebt ­dieses Land, das zu den ärmsten auf der Erde zählt. Er bereist es seit mehr als zwölf Jahren. Der Würzburger hat hier Geschäfte gemacht, Freunde gefunden und sich eines Tages entschlossen, zu helfen. Mit einem abenteuerlichen Projekt.

Sieger ist jeder, der das Ziel erreicht

Der 39-Jährige Franke organisiert Rallyes. Mittlerweile zwei pro Jahr. Deutschland – Dakar. Mit alten Autos. „Dust and Diesel“ heißt das staubige Unternehmen. Denn bei dieser ­Rallye handelt es sich nicht um ein klassisches Motorsport-Event. Es kommt nicht auf Geschwindigkeit an, am Ende wird auch kein erster Platz geehrt. Gewinner ist jeder, der das Ziel erreicht. „Und das haben bisher noch alle geschafft“, sagt Florian Schmidt.

Die eigentlichen Gewinner dieser Veranstaltung aber sind die Menschen in Mauretanien. Auf ebenso einfache wie geniale Art und Weise: Die Rallye-Fahrzeuge werden quasi exportiert: Sie werden gleich nach der Ankunft am Zielort verkauft. An einen vertrauenswürdigen Händler, zu einem vorab verhandelten Preis. Der Verkaufserlös – pro Veranstaltung umgerechnet etwa 25.000 Euro – fließt direkt weiter an das Hilfswerk AEPN.

Diese Association pour l’aide a l’Enfants et aux Parents Necessiteux – Hilfe für Kinder und bedürftige Eltern – hat Florian Schmidt im Jahr 2006 zusammen mit seinem mauretanischen Freund Abderrahmane Kane ins Leben gerufen. Eine Erfolgsstory. „Am Anfang war es eine lokale Initiative mit einem Etat von monatlich 180 Euro“, erzählt Schmidt. „Wir hatten zunächst einen Betreuer, der sich um 25 Waisenkinder kümmerte.“

Im Laufe der Jahre ist daraus ein staatlich anerkanntes Projekt geworden. Heute unterhält AEPN in Nouadhibou, der zweitgrößten Stadt der islamischen Republik Mauretanien, ein Waisenhaus mit Tagesstätte für rund 50 bedürftige Kinder. Sie werden von ausgebildeten Helfern betreut und von zwei Lehrern unterrichtet. Schmidt: „Das vorrangige Ziel ist das Erlernen der französischen Sprache als Basis für Bildung und Beruf. Neben allen Schulmaterialien erhalten die Kinder hier auch Kleidung und alle wichtigen Utensilien zur hygienischen Grundversorgung.“

Zwei Mütter organisieren die Küche des Waisenhauses und bereiten den Kindern warme Mahlzeiten. Eine ehrenamtlich tätige Ärztin kümmert sich um ihre medizinische Behandlung und Versorgung.

Seit 2008 betreibt AEPN ein zweites Projekt für Straßenkinder in Nouakchott, der Hauptstadt Mauretaniens. „Hier werden derzeit tagsüber etwa 60 Kinder und Jugendliche mit warmen Mahlzeiten versorgt und betreut“, erzählt Schmidt. Wie im Waisenhaus in Nouadhibou sind auch in dieser Tages­stätte zwei Lehrer mit der schulischen Ausbildung der Kinder betraut.

„Das Hilfsprojekt funktioniert deshalb so gut, weil die Mauretanier es als ihr eigenes Ding betrachten – eine Initiative von Afrikanern für Afrikaner“, meint Florian Schmidt. Und er ist aus einem weiteren Grund sehr stolz auf AEPN: „Unsere Verwaltungskosten betragen gerade mal 0,5 Prozent.“ Verglichen mit anderen karitativen Organisationen ist das ein sensationell geringer Anteil.

Dust and Diesel – mittlerweile hat die Rallye in der Auto- und Afrika-­Szene schon so etwas wie Kult-Charakter. Viele, die einmal mitgefahren sind, werden zu Wiederholungstätern. Und die Touren sind meist bereits ein Jahr im ­Voraus ausgebucht. Maximal gehen jeweils 25 Fahrzeuge an den Start der rund 7.500 Kilometer langen ­Reise. Ein Team bilden kann im Prinzip jeder, der ein verkehrstaugliches Auto besitzt, einen Führerschein, Abenteuerlust, ein bisschen Geld und drei bis vier Wochen freie Zeit hat. Die Teilnehmer kommen aus ganz Deutschland, aus der Schweiz, Österreich, Frankreich und sogar aus Norwegen. Es sind Männer und Frauen, Azubis und Vorstandsvorsitzende, unter 20- und über 70-Jährige.

Die meisten Teams fahren Mercedes-Modelle aus den 80er und 90er Jahren, vorzugsweise Limousinen und diesel-motorisiert. „Solche Typen sind in ­Afrika am begehrtesten. Und für diese Modelle nehmen wir auch die gängigsten Ersatzteile mit“, sagt Florian Schmidt. „Wir haben aber auch schon ganz andere Autos überführt – vom Fiat Panda bis zum VW-Bus.“ In ihrem weiteren Leben dienen die Fahrzeuge meist als Taxis in Westafrika.

Die nächste Dust and Diesel-Rallye startet im Mai. Und bis ­dahin ist noch jede Menge zu organisieren – angefangen von der technischen Aufrüstung der Fahrzeuge inklusive Höherlegung und Unterfahrschutz bis hin zu administrativen Aufgaben wie Visaanträge, Verkaufsabwicklungen und Exportformalitäten. So weit wie möglich erhalten die Tour-Teilnehmer vom Veranstalter ein Rundum-Sorglos-Paket. Inklusive Roadbook, Landkarten, Flugtickets. Sowie eine umfangreiche Checkliste. Sie umfasst von A wie Abschleppseil über I wie Insektenspray und T wie Taschenlampe bis hin zu Z wie Zelt alles, was einem unterwegs nützliche Dienste erweist.

Und dann kann das Abenteuer losgehen. Treffpunkt ist die Stadt Tarifa in Südspanien. Am 28. Dezember 2014, auf einem Campingplatz. Dorthin fährt jedes Team auf eigene Faust. Oder in Kolonne mit anderen, ganz nach Belieben.

Von Tarifa aus geht es dann per ­Fähre am frühen Morgen rüber nach ­Tanger. Und weiter zu Marokkos Königs­städten Fes und Marrakesch, in denen genügend Zeit für ausgiebige Besichtigungen bleibt. Nach einer spektakulären Etappe auf der Straße der Kasbas über den Hohen Atlas und durch die Dadesschlucht nimmt die Rallye Kurs auf Agadir. Allmählich nähert sie sich der marokkanischen Atlantikküste, folgt deren Verlauf via ZaGora, Tissint, Guelmim, Laayoune und durch die Westsahara über Dakhla im Süden Marokkos bis zur mauretanischen Grenze.

Die einzelnen Tagesetappen umspannen jeweils eine Distanz zwischen 100 und 600 Kilometern. Die Rallye-Teilnehmer fahren sie individuell, im eigenen Tempo. Aber an jedem Abend kommt man wieder zusammen, auf einem vereinbarten Campingplatz und hat natürlich einiges erlebt, daher viel zu erzählen. Schmidt zieht Resümee: „Jede Tour entwickelt ihre eigene Dynamik. Aber es herrscht immer ein sehr familiärer Charakter. Ich nehme mich da gern etwas zurück und musste noch nie den Animateur spielen.“

Einige Strecken werden allerdings im Konvoi gefahren. Wegen der Sicher­heit? „Nein, nicht wirklich“, sagt Schmidt. „Eher aus bürokratischen Gründen. Es ist halt wesentlich einfacher und schneller, Kontrollposten zu passieren, wenn man von der ört­lichen Polizei eskortiert wird.

Natürlich, so räumen die Rallye-­Organisatoren auf ihrer Website (www.dust-and-diesel.de) ein, bestünden Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes für die befahrenen Länder. Aber die Warnungen hätten seit Jahren für alle nordafrikanischen Staaten den nahezu gleichen Wortlaut, obwohl die Sicherheitslage durchaus differenziert zu betrachten ist. „Wir von Dust and Diesel verfügen speziell in Maureta­nien über gute Kontakte zur Polizei und Gendarmerie, sind stets über die aktuelle Sicherheitslage informiert. Seit wir die Rallyes durchführen, ist den Teilnehmern noch nie etwas Böses passiert. Sie sind nicht einmal bestohlen worden“, so Schmidt.

Und wie sieht es im Falle einer Panne aus? „Motor, Getriebe, Ölwanne, Hinterachse, Bremse – irgendetwas geht immer mal kaputt. Unsere Techniker haben allerdings bisher fast jedes Problem lösen können. Man könnte es so formulieren: Wir bringen zwar nicht jeden Auspuff ans Ziel, aber immer jeden Rallye-Teilnehmer.“

Jede Tour entwickelt eine eigene Dynamik

Apropos Ziel. Die Rallye endet in Nouakchott, wo die Fahrzeuge den Besitzer wechseln und der Verkaufserlös den AEPN-Waisenhäusern übergeben wird. Dann bricht die letzte Phase des Abenteuers an. Die Tour-Teilnehmer fahren mit Buschtaxis in Richtung ­Dakar, verbringen die restlichen Tage bis zum Rückflug nach Deutschland entspannt in einem stilvollen Camp im Senegal-Delta. Und feiern ausgelassen eine Abschiedsparty – in der Gewissheit, Teil einer großartigen ­Aktion geworden zu sein.

Raimond Ahlborn

Raimond Ahlborn
Der Hamburger Jung und Gründer unseres Magazins war ein echter Wort-Virtuose, der uns mit seinen spannenden und interessanten Geschichten immer wieder neu begeistert und sehr oft zum Lachen gebracht hat. Möge er noch immer reisen, auch wenn er leider nicht mehr in dieser Welt unterwegs ist.
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