Winter-Abenteuer am Polarkreis LAPPLAND

Fernab von Massentourismus und überfüllten Ski-Liften kann man in Lappland in den glitzernden Pulverschnee eintauchen, Rentiere streicheln, die faszinierende Sami-Kultur kennenlernen, am Lagerfeuer sitzen und Weite spüren…

Wenn der Schnee rosa schimmert, die Sonne den ganzen Tag für Dämmerstimmung sorgt und sich nachts das Licht der Sterne auf einem weißen Diamant-Teppich spiegelt oder in Grün- und Blautönen am eisklaren Himmel wabert ­– dann ist man im winterlichen Lappland angekommen. Dann wird es still um einen und der Rhythmus ändert sich. Dann fühlt man wie aufregend Kälte sein kann, wie die Natur die Herrschaft übernimmt und wie geheimnisvoll und tief das Leben am nördlichen Polarkreis ist.

Meine Lappland-Reise führt mich nach Hemavan. Der Ort mit ca. 300 Einwohnern liegt auf dem 65. Breitengrad in der schwedischen Provinz Västerbottens län und gehört zum historischen Teil von Schwedisch-Lappland. Etwa 50 Kilometer von der norwegischen Grenze entfernt, wartet das kleine, aber feine Skigebiet Hemavan Tärnaby mit 30 Pistenkilometern und neun Liften in Hemavan und 20 Pistenkilometern in Tärnaby auf einer Höhe von 454 bis 1.119 Meter auf seine staunenden Besucher. Die schwedische Berglandschaft fasziniert nicht mit schwindelnden Höhen, dafür aber mit herrlichem Pulverschnee bis ins Tal hinunter, mit Weite und Natürlichkeit, mit Ruhe und Gemütlichkeit und mit vielen außergewöhnlichen Outdoor-Aktivitäten.

Lagerfeuer-Romantik direkt an der Piste

Das fängt schon damit an, dass man sich direkt von seinem gemütlichen Zimmer im Högfjällshotell auf die Piste schwingen kann, um mit dem modernen Sessel- und Gondellift hinauf in die weiße Berglandschaft zu schweben. Im Skipass sind die insgesamt 50 Pistenkilometer von Hemavan und Tärnaby enthalten. Wer dort ausgiebig auf den breiten und verhältnismäßig wenig frequentierten Pisten seine Schwünge geübt oder perfektioniert hat und Lust auf eine Pause verspürt, dem bietet sich die Möglichkeit, in einer Wärmestube zu entspannen und sich einen Tee aus den dort kostenlos bereitgestellten Thermoskannen einzugießen oder in einer bewirteten, typisch schwedisch eingerichteten Hütte einzukehren. Wer es lieber etwas ursprünglicher angehen möchte, der macht es wie die Einheimischen und lässt sich an einer der vielen Lagerfeuerstellen nieder. Dort wird die Brotzeit traditionell am Feuer zubereitet und eingenommen. Für uns gibt es heiße Würstchen und zwischen Metallplatten geröstete Sandwiches, dazu süßen Tee aus der Thermoskanne. Und das ganz ohne Feuerlöscher oder Sicherheitseinweisung, dafür mit roten Wangen und leuchtenden Augen. Dabei überkommt einen dann, wie noch öfter während des Lappland-Urlaubs, ein großartiges Gefühl von Freiheit, Abenteuer und Ursprünglichkeit.

Zurück im Hotel wartet im stylischen Design des Högfjöllshotells eine stimmungsvolle Aprés Ski Party (man sagt sogar die beste in ganz Schweden), aber auch ein knisterndes Kaminfeuer und tiefe Samtsessel in der urgemütlichen Lobby, ein Billardtisch oder die Sauna- und Poollandschaft im Nebengebäude mit fantastischem Ausblick auf die Fjälllandschaft ­ – je nachdem, wonach einem der Sinn steht.

Spaß im Schnee – von laut bis leise

Neben dem Skifahren gibt es noch viele weitere Möglichkeiten, die berauschende skandinavische Natur zu erleben. Perfekt, um zu entschleunigen und um einfach mal dem eigenen Herzschlag zu lauschen, ist zum Beispiel eine Schneeschuh- und/oder Fackelwanderung. Hier erlebt man das gefrorene Element noch einmal auf eine ganz andere Weise. Der Untergrund ist fluffig weich und unberührt. Die angeschnallten Schneeschuhe verhindern, dass man tief einsinkt und die eingebauten Spikes geben auch an steilen Hängen Halt. So ausgestattet, stapfe ich friedlich durch die Winter-Wunder-Welt hinter meinem freundlichen Führer Anton vom Outdoor-Anbieter Trolltunet her – ein wahrhaft glücklich-machendes Wintererlebnis.

Wer gerne in Stille badet und sich über seine eigenen Atemwolken freut, dem wird auch das Eisfischen gefallen. Der selbst geangelte Lachs schmeckt dann auch besser als jedes andere jemals probierte Fischgericht und stammt garantiert nicht aus der Fischfarm. Anschließend geht es zum Aufwärmen, wie eigentlich jeden Abend in Lappland, in die Sauna – und zum Abkühlen wieder zurück in das Loch im See – jedenfalls für die ganz tapferen Zeitgenossen.

Adrenalin-Kick gefällig?

Von ganz anderer Natur sind die eher rasanten Schnee-Erlebnisse. Auch hier hat sich Trolltunet spezialisiert. Das Team um Stig Strand, der genau wie der berühmte Ski-Rennfahrer Ingemar Stenmark aus Tärnaby stammt und an dessen Seite in den 70er und 80er Jahren große Erfolge für Schweden errungen hat, veranstaltet eine Vielzahl an Outdoor-Aktivitäten – von der Schneemobil-Tour über Heliskiing bis zu Schlauchboot-Schlittenfahrten. Außerdem gehört auch ein Hotel mit Unterkünften in urigen Holzhütten und ein sehr leckeres Restaurant zum Trolltunet-Konzept. Bei unserem Ausflug habe ich die Ehre, auf Stigs Schneemobil mit aufsteigen zu dürfen. So habe ich Gelegenheit, mich voll und ganz auf die vorbeiziehende Landschaft zu konzentrieren. Ein bisschen komme ich mir dabei vor wie die Eiskönigin, die auf ihrem Schlitten durch Narnia braust – nur, dass ich statt Faunen und Zwergen die Schatten und Spuren von Elchen und Rentieren zwischen den Bäumen entdecke, während um drei Uhr nachmittags die Sonne am Horizont verschwindet und sich die Landschaft in ein Sternenmeer aus Hell und Dunkel verwandelt. Wie zu jedem Lappland-Ausflug gehört auch diesmal wieder eine Pause mit heißem Tee und leckeren Kleinigkeiten dazu. Diesmal gibt es hausgemachten Kuchen aus Stigs Restaurantküche. Der Rückweg führt uns über einen kleinen zugefrorenen See. Ein Höhepunkt für Geschwindigkeitsfans. Aufgewirbelt von den mächtigen Kufen, zischt der Pulverschnee rechts und links an uns vorbei – und wir fliegen durch die Nacht – zurück zu den in der Ferne blinkenden Lichtern, der Zivilisation.

Sami Kultur: Magische Inspiration und spirituelle Energie

Mein persönliches Lappland-Highlight ist der Besuch der Rentier-Farm von Lars-Jonas Johansson. Schon am frühen Morgen machen wir uns auf den Weg nach Tärnamo in das idyllische Tal am See, das schon seit Generationen von Lars` Familie besiedelt wird. Die Stimmung im Morgengrauen ist magisch: Mystischer Nebel steigt von der zugefrorenen Oberfläche des Sees auf und färbt sich, genau wie alle anderen weißen Flächen in zarte Pastelltöne. Mit direktem Blick auf dieses atemberaubende Schauspiel, erwartet uns das riesige Grundstück mit dem traditionell rot gestrichenen Wohnhaus von Lars. Schon zum Empfang kommen die Rentiere mit fröhlichem Glockengebimmel ans Gatter gelaufen. Sie wissen, dass gleich Fütterungszeit ist und drängeln sich eng aneinander. Lars begrüßt uns in seiner traditionellen Sami-Tracht, die aus einem kittelähnlichen Oberteil mit Schößchen und verschiedenfarbigen Borten und einem Filzhut besteht. An den Farben und der Art des Hutes erkennt man, aus welcher Gegend ein Sami stammt. Die Rentiere sind zahm, lassen sich aber von Fremden nicht gerne anfassen, wie ich sehr schnell feststellen muss. Trotzdem kann ich bei meinen kurzen Berührungsversuchen spüren, wie weich ihr Fell und ihre Schnauze sind und was für eine erdende Wirkung ihre Gesellschaft auf mich hat. Lars gibt uns ausreichend Zeit, die Tiere zu beobachten und die Umgebung in uns aufzunehmen, während er uns vom Leben der Sami und der Rentiere erzählt. Nachdem wir uns noch im Lasso werfen üben dürfen, entfacht Lars ein kleines Feuer an seiner Lagerstätte unter den schützenden Ästen eines großen Baumes für uns.

Im rußig-schwarzen Wasserkessel kocht er Kaffee, den wir auf ganz traditionelle Weise mit einem Stück getrockneten Rentierfleisch im Becher trinken. So schmeckt der Kaffee ein wenig salzig und harmoniert wunderbar mit den liebevoll belegten Sandwiches. Dort am knisternden Feuer auf den mit Rentierfellen gepolsterten Baumstämmen passiert es dann auch, dass ich heimlich ein paar Tränchen wegwische. Es ist der Moment, in dem Lars einen Joik für uns singt. Er hat den Joik, den er zur Geburt seiner jüngsten Tochter komponiert hat, für uns ausgewählt. Während es wie auf Bestellung zu schneien anfängt und die zarten Flocken auf uns herunter schweben, starre ich gebannt und tief berührt in die Flammen und spüre die Freude und Liebe zwischen den Menschen und zur Natur in mir aufwallen.

Dieses Gefühl nehme ich am Ende meiner Reise dann auch mit nach Hause, zusammen mit dem brennenden Wunsch, bald wiederzukommen, um dann von den Polarlichtern erzählen zu können, die sich mir während meines Aufenthaltes leider nicht gezeigt hatten. Vielleicht erschließt sich mir dann auch ein weiteres der vielen Mysterien, die ich bei jeder meiner Begegnungen mit den Lappland-Einwohnern in deren freundlichen Augen erahnen konnte – als wüssten sie etwas, das uns Lowlandern verborgen bleibt: Ein Geheimnis, das man nur wirklich begreifen kann, wenn man sein Leben damit verbracht hat, sich der Natur anzupassen … und nicht umgekehrt.

INFORMATIONEN ZU LAPPLAND

Witterung
In Lappland sollte man sich immer warme Kleidung einpacken, die sich gut für den Zwiebellook eignet. Im Winter gehören minus 20 Grad durchaus zum Standard, während das Thermometer im Sommer selten über 20 Grad klettert. Während der Polarnacht und des Polartages, die jeweils um die Sonnwende stattfinden, geht die Sonne gar nicht auf oder unter. Entsprechend ist es im Sommer extrem lange hell und im Winter zeitweise lange dunkel. Beides sorgt für eine besondere Lichtstimmung und den gewissen Zauber des Lappland-Besuches.

Arvidsjaur
Nach Hemavan gelangt man am besten über den Flughafen in Arvidsjaur, der z. B. von FlyCar angeflogen wird. Schon am gemütlichen Flughafen mit seinen Check-in-Schaltern aus Fichtenholz, seinem kleinen Bistro im Obergeschoss und dem geschichtlichen Museum spürt man das typisch schwedische Flair. Wer schon einmal dort ist, sollte sich auch gleich die ca. 11 km entfernte Stadt Arvidsjaur ansehen und seine erste Zimtschnecke essen. Wer über Nacht bleiben will, kann zum Beispiel im Hotell Laponia unterkommen, das im gemütlichen Lodge-Stil eingerichtet ist. Das Hotel eignet sich auch sehr gut, um die letzte Nacht vor der Heimreise dort zu verbringen. Der weitere Transfer mit Bus und Leihwagen nach Hemavan dauert ca. 3 Stunden und führt durch eine wildromantische Landschaft. Wer Glück hat, kann am Straßenrand schon Elche und Rentiere sehen.

FlyCar
Als erfahrener Fluganbieter hat sich die FlyCar GmbH schon vor über 20 Jahren auf Flugverbindungen von Deutschland in den hohen Norden Skandinaviens spezialisiert. Bis zu dreimal wöchentlich startet FlyCar ab Stuttgart, München, Frankfurt-Hahn und Hannover Richtung Polarkreis (66. Breitengrad). In komfortablen Flügen gelangen Reisende ab ca. 3 Stunden Flugzeit nach Arvidsjaur bzw. Kittilä in Schwedisch und Finnisch Lappland. Weiterhin setzt sich das Unternehmen mit viel Herzblut und Feingefühl für den sensiblen touristischen Ausbau der Regionen Kittilä, Piteå, Arvidsjaur und Malå ein. Vor Ort stehen ortskundige, deutschsprachige Reiseführer zur Verfügung. Mehr Informationen unter: fly-car.de.

 

Autor: Andrea Lang

Reiseanbieter: sunwave.de

© Fotos: Andrea Lang, Hemavans Högfjällshotell, Unsplash: Vincent Guth, Taneli Lahtinen, João Monteiro, Ilya Shishikhin, Istockphoto: BonneChance

Andrea Lang
In die Welt verliebt. Dem Moment verfallen. Der Stille lauschend. Mit viel Gefühl schreibt sie über ihre Reisen, Erlebnisse und Sehnsuchtsorte.
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Fernab von Massentourismus und überfüllten Ski-Liften kann man in Lappland in den glitzernden Pulverschnee eintauchen, Rentiere streicheln, die faszinierende Sami-Kultur kennenlernen, am Lagerfeuer sitzen und Weite spüren…

Wenn der Schnee rosa schimmert, die Sonne den ganzen Tag für Dämmerstimmung sorgt und sich nachts das Licht der Sterne auf einem weißen Diamant-Teppich spiegelt oder in Grün- und Blautönen am eisklaren Himmel wabert ­– dann ist man im winterlichen Lappland angekommen. Dann wird es still um einen und der Rhythmus ändert sich. Dann fühlt man wie aufregend Kälte sein kann, wie die Natur die Herrschaft übernimmt und wie geheimnisvoll und tief das Leben am nördlichen Polarkreis ist.

Meine Lappland-Reise führt mich nach Hemavan. Der Ort mit ca. 300 Einwohnern liegt auf dem 65. Breitengrad in der schwedischen Provinz Västerbottens län und gehört zum historischen Teil von Schwedisch-Lappland. Etwa 50 Kilometer von der norwegischen Grenze entfernt, wartet das kleine, aber feine Skigebiet Hemavan Tärnaby mit 30 Pistenkilometern und neun Liften in Hemavan und 20 Pistenkilometern in Tärnaby auf einer Höhe von 454 bis 1.119 Meter auf seine staunenden Besucher. Die schwedische Berglandschaft fasziniert nicht mit schwindelnden Höhen, dafür aber mit herrlichem Pulverschnee bis ins Tal hinunter, mit Weite und Natürlichkeit, mit Ruhe und Gemütlichkeit und mit vielen außergewöhnlichen Outdoor-Aktivitäten.

Lagerfeuer-Romantik direkt an der Piste

Das fängt schon damit an, dass man sich direkt von seinem gemütlichen Zimmer im Högfjällshotell auf die Piste schwingen kann, um mit dem modernen Sessel- und Gondellift hinauf in die weiße Berglandschaft zu schweben. Im Skipass sind die insgesamt 50 Pistenkilometer von Hemavan und Tärnaby enthalten. Wer dort ausgiebig auf den breiten und verhältnismäßig wenig frequentierten Pisten seine Schwünge geübt oder perfektioniert hat und Lust auf eine Pause verspürt, dem bietet sich die Möglichkeit, in einer Wärmestube zu entspannen und sich einen Tee aus den dort kostenlos bereitgestellten Thermoskannen einzugießen oder in einer bewirteten, typisch schwedisch eingerichteten Hütte einzukehren. Wer es lieber etwas ursprünglicher angehen möchte, der macht es wie die Einheimischen und lässt sich an einer der vielen Lagerfeuerstellen nieder. Dort wird die Brotzeit traditionell am Feuer zubereitet und eingenommen. Für uns gibt es heiße Würstchen und zwischen Metallplatten geröstete Sandwiches, dazu süßen Tee aus der Thermoskanne. Und das ganz ohne Feuerlöscher oder Sicherheitseinweisung, dafür mit roten Wangen und leuchtenden Augen. Dabei überkommt einen dann, wie noch öfter während des Lappland-Urlaubs, ein großartiges Gefühl von Freiheit, Abenteuer und Ursprünglichkeit.

Zurück im Hotel wartet im stylischen Design des Högfjöllshotells eine stimmungsvolle Aprés Ski Party (man sagt sogar die beste in ganz Schweden), aber auch ein knisterndes Kaminfeuer und tiefe Samtsessel in der urgemütlichen Lobby, ein Billardtisch oder die Sauna- und Poollandschaft im Nebengebäude mit fantastischem Ausblick auf die Fjälllandschaft ­ – je nachdem, wonach einem der Sinn steht.

Spaß im Schnee – von laut bis leise

Neben dem Skifahren gibt es noch viele weitere Möglichkeiten, die berauschende skandinavische Natur zu erleben. Perfekt, um zu entschleunigen und um einfach mal dem eigenen Herzschlag zu lauschen, ist zum Beispiel eine Schneeschuh- und/oder Fackelwanderung. Hier erlebt man das gefrorene Element noch einmal auf eine ganz andere Weise. Der Untergrund ist fluffig weich und unberührt. Die angeschnallten Schneeschuhe verhindern, dass man tief einsinkt und die eingebauten Spikes geben auch an steilen Hängen Halt. So ausgestattet, stapfe ich friedlich durch die Winter-Wunder-Welt hinter meinem freundlichen Führer Anton vom Outdoor-Anbieter Trolltunet her – ein wahrhaft glücklich-machendes Wintererlebnis.

Wer gerne in Stille badet und sich über seine eigenen Atemwolken freut, dem wird auch das Eisfischen gefallen. Der selbst geangelte Lachs schmeckt dann auch besser als jedes andere jemals probierte Fischgericht und stammt garantiert nicht aus der Fischfarm. Anschließend geht es zum Aufwärmen, wie eigentlich jeden Abend in Lappland, in die Sauna – und zum Abkühlen wieder zurück in das Loch im See – jedenfalls für die ganz tapferen Zeitgenossen.

Adrenalin-Kick gefällig?

Von ganz anderer Natur sind die eher rasanten Schnee-Erlebnisse. Auch hier hat sich Trolltunet spezialisiert. Das Team um Stig Strand, der genau wie der berühmte Ski-Rennfahrer Ingemar Stenmark aus Tärnaby stammt und an dessen Seite in den 70er und 80er Jahren große Erfolge für Schweden errungen hat, veranstaltet eine Vielzahl an Outdoor-Aktivitäten – von der Schneemobil-Tour über Heliskiing bis zu Schlauchboot-Schlittenfahrten. Außerdem gehört auch ein Hotel mit Unterkünften in urigen Holzhütten und ein sehr leckeres Restaurant zum Trolltunet-Konzept. Bei unserem Ausflug habe ich die Ehre, auf Stigs Schneemobil mit aufsteigen zu dürfen. So habe ich Gelegenheit, mich voll und ganz auf die vorbeiziehende Landschaft zu konzentrieren. Ein bisschen komme ich mir dabei vor wie die Eiskönigin, die auf ihrem Schlitten durch Narnia braust – nur, dass ich statt Faunen und Zwergen die Schatten und Spuren von Elchen und Rentieren zwischen den Bäumen entdecke, während um drei Uhr nachmittags die Sonne am Horizont verschwindet und sich die Landschaft in ein Sternenmeer aus Hell und Dunkel verwandelt. Wie zu jedem Lappland-Ausflug gehört auch diesmal wieder eine Pause mit heißem Tee und leckeren Kleinigkeiten dazu. Diesmal gibt es hausgemachten Kuchen aus Stigs Restaurantküche. Der Rückweg führt uns über einen kleinen zugefrorenen See. Ein Höhepunkt für Geschwindigkeitsfans. Aufgewirbelt von den mächtigen Kufen, zischt der Pulverschnee rechts und links an uns vorbei – und wir fliegen durch die Nacht – zurück zu den in der Ferne blinkenden Lichtern, der Zivilisation.

Sami Kultur: Magische Inspiration und spirituelle Energie

Mein persönliches Lappland-Highlight ist der Besuch der Rentier-Farm von Lars-Jonas Johansson. Schon am frühen Morgen machen wir uns auf den Weg nach Tärnamo in das idyllische Tal am See, das schon seit Generationen von Lars` Familie besiedelt wird. Die Stimmung im Morgengrauen ist magisch: Mystischer Nebel steigt von der zugefrorenen Oberfläche des Sees auf und färbt sich, genau wie alle anderen weißen Flächen in zarte Pastelltöne. Mit direktem Blick auf dieses atemberaubende Schauspiel, erwartet uns das riesige Grundstück mit dem traditionell rot gestrichenen Wohnhaus von Lars. Schon zum Empfang kommen die Rentiere mit fröhlichem Glockengebimmel ans Gatter gelaufen. Sie wissen, dass gleich Fütterungszeit ist und drängeln sich eng aneinander. Lars begrüßt uns in seiner traditionellen Sami-Tracht, die aus einem kittelähnlichen Oberteil mit Schößchen und verschiedenfarbigen Borten und einem Filzhut besteht. An den Farben und der Art des Hutes erkennt man, aus welcher Gegend ein Sami stammt. Die Rentiere sind zahm, lassen sich aber von Fremden nicht gerne anfassen, wie ich sehr schnell feststellen muss. Trotzdem kann ich bei meinen kurzen Berührungsversuchen spüren, wie weich ihr Fell und ihre Schnauze sind und was für eine erdende Wirkung ihre Gesellschaft auf mich hat. Lars gibt uns ausreichend Zeit, die Tiere zu beobachten und die Umgebung in uns aufzunehmen, während er uns vom Leben der Sami und der Rentiere erzählt. Nachdem wir uns noch im Lasso werfen üben dürfen, entfacht Lars ein kleines Feuer an seiner Lagerstätte unter den schützenden Ästen eines großen Baumes für uns.

Im rußig-schwarzen Wasserkessel kocht er Kaffee, den wir auf ganz traditionelle Weise mit einem Stück getrockneten Rentierfleisch im Becher trinken. So schmeckt der Kaffee ein wenig salzig und harmoniert wunderbar mit den liebevoll belegten Sandwiches. Dort am knisternden Feuer auf den mit Rentierfellen gepolsterten Baumstämmen passiert es dann auch, dass ich heimlich ein paar Tränchen wegwische. Es ist der Moment, in dem Lars einen Joik für uns singt. Er hat den Joik, den er zur Geburt seiner jüngsten Tochter komponiert hat, für uns ausgewählt. Während es wie auf Bestellung zu schneien anfängt und die zarten Flocken auf uns herunter schweben, starre ich gebannt und tief berührt in die Flammen und spüre die Freude und Liebe zwischen den Menschen und zur Natur in mir aufwallen.

Dieses Gefühl nehme ich am Ende meiner Reise dann auch mit nach Hause, zusammen mit dem brennenden Wunsch, bald wiederzukommen, um dann von den Polarlichtern erzählen zu können, die sich mir während meines Aufenthaltes leider nicht gezeigt hatten. Vielleicht erschließt sich mir dann auch ein weiteres der vielen Mysterien, die ich bei jeder meiner Begegnungen mit den Lappland-Einwohnern in deren freundlichen Augen erahnen konnte – als wüssten sie etwas, das uns Lowlandern verborgen bleibt: Ein Geheimnis, das man nur wirklich begreifen kann, wenn man sein Leben damit verbracht hat, sich der Natur anzupassen … und nicht umgekehrt.

INFORMATIONEN ZU LAPPLAND

Witterung
In Lappland sollte man sich immer warme Kleidung einpacken, die sich gut für den Zwiebellook eignet. Im Winter gehören minus 20 Grad durchaus zum Standard, während das Thermometer im Sommer selten über 20 Grad klettert. Während der Polarnacht und des Polartages, die jeweils um die Sonnwende stattfinden, geht die Sonne gar nicht auf oder unter. Entsprechend ist es im Sommer extrem lange hell und im Winter zeitweise lange dunkel. Beides sorgt für eine besondere Lichtstimmung und den gewissen Zauber des Lappland-Besuches.

Arvidsjaur
Nach Hemavan gelangt man am besten über den Flughafen in Arvidsjaur, der z. B. von FlyCar angeflogen wird. Schon am gemütlichen Flughafen mit seinen Check-in-Schaltern aus Fichtenholz, seinem kleinen Bistro im Obergeschoss und dem geschichtlichen Museum spürt man das typisch schwedische Flair. Wer schon einmal dort ist, sollte sich auch gleich die ca. 11 km entfernte Stadt Arvidsjaur ansehen und seine erste Zimtschnecke essen. Wer über Nacht bleiben will, kann zum Beispiel im Hotell Laponia unterkommen, das im gemütlichen Lodge-Stil eingerichtet ist. Das Hotel eignet sich auch sehr gut, um die letzte Nacht vor der Heimreise dort zu verbringen. Der weitere Transfer mit Bus und Leihwagen nach Hemavan dauert ca. 3 Stunden und führt durch eine wildromantische Landschaft. Wer Glück hat, kann am Straßenrand schon Elche und Rentiere sehen.

FlyCar
Als erfahrener Fluganbieter hat sich die FlyCar GmbH schon vor über 20 Jahren auf Flugverbindungen von Deutschland in den hohen Norden Skandinaviens spezialisiert. Bis zu dreimal wöchentlich startet FlyCar ab Stuttgart, München, Frankfurt-Hahn und Hannover Richtung Polarkreis (66. Breitengrad). In komfortablen Flügen gelangen Reisende ab ca. 3 Stunden Flugzeit nach Arvidsjaur bzw. Kittilä in Schwedisch und Finnisch Lappland. Weiterhin setzt sich das Unternehmen mit viel Herzblut und Feingefühl für den sensiblen touristischen Ausbau der Regionen Kittilä, Piteå, Arvidsjaur und Malå ein. Vor Ort stehen ortskundige, deutschsprachige Reiseführer zur Verfügung. Mehr Informationen unter: fly-car.de.

 

Autor: Andrea Lang

Reiseanbieter: sunwave.de

© Fotos: Andrea Lang, Hemavans Högfjällshotell, Unsplash: Vincent Guth, Taneli Lahtinen, João Monteiro, Ilya Shishikhin, Istockphoto: BonneChance

Andrea Lang
In die Welt verliebt. Dem Moment verfallen. Der Stille lauschend. Mit viel Gefühl schreibt sie über ihre Reisen, Erlebnisse und Sehnsuchtsorte.
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